Hauptinhalt

Trojanisches Pferd Trinkwasserinitiative

Medienmitteilung des nationalen Komitees gegen die extremen Agrarinitiativen vom 22. März 2021 

Am 13. Juni kommt die Trinkwasserinitiative zur Abstimmung. Trotz ihres Namens hat sie mit Trinkwasser wenig zu tun. Im Gegenteil: Sie will die Direktzahlungen an zwei neue, für viele Betriebe unerfüllbare Bedingungen knüpfen: Keinerlei Pflanzenschutzmittel und nur betriebseigenes Futter. Sie gefährdet damit ein System, das besonders ökologisch produzierende Betriebe belohnt. Entsprechend zeigen auch drei wissenschaftliche Studien, dass die Trinkwasserinitiative die Schweizer Umweltbilanz der Ernährung verschlechtert.

 

Die Trinkwasserinitiative kommt am 13. Juni zur Abstimmung. Die Initianten werben mit dem irreführenden Slogan «Wir subventionieren unsere eigene Wasserverschmutzung». Das ist doppelt falsch. Erstens hat sie mit Wasser nichts zu tun. Vielmehr will sie das Direktzahlungssystem umwälzen, indem sie zwei kontraproduktive neue Anforderungen stellt. Nur Betriebe, welche keinerlei Pflanzenschutzmittel und ausschliesslich betriebseigenes Futter einsetzen, sollen weiterhin Direktzahlungen erhalten. Zweitens unterstützt der Staat die Betriebe heute schon auf Grundlage ihrer Ökoleistung. Wer die Umwelt verschmutzt, wird gebüsst und verliert seinen Anspruch auf Staatsgeld.

Biobetriebe erhalten höhere Direktzahlungen

Die Direktzahlungen sind praktisch vollständig an die Fläche und an definierte Leistungen gebunden. Der Beitrag steigt, je umweltschonender ein Betrieb produziert. Biobetriebe erhalten folglich die höchsten Beträge. Zusätzlich wird berücksichtigt, ob es sich um Steillagen handelt, die besonders aufwändig zu bewirtschaften sind. Sprich, Bergbetriebe bekommen auch mehr als solche im Flachland. Bei den Tieren gibt es nur für besonders tierfreundliche Haltungsformen staatliches Geld. Direktzahlungen erhält zudem nur, wer als Grundanforderung den ökologischen Leistungsnachweis einhält. Dieser fordert beispielsweise, dass jeder Betrieb 7 Prozent seiner Fläche für die Förderung der Biodiversität aufweisen und eine ausgeglichene Düngerbilanz aufweisen muss.

Verzicht auf Direktzahlungen ist eine Option

Die Bauernfamilien treffen viele vorbeugende Massnahmen, um ihre Kulturen vor Krankheiten und Schädlingen zu schützen. Doch das reicht je nach Wetter nicht immer. Um die Ernte, unser Essen und ihr Einkommen zu sichern, kommen sie nicht immer um den Einsatz von Pflanzenschutzmittel herum. Da immer mehr konventionelle Betriebe auf natürliche und im Biolandbau erlaubte Mittel setzen, haben diese bereits einen Anteil von 50 Prozent aller verkauften Pflanzenschutzmittel. Wer heikle Kulturen anbaut, hätte mit der Trinkwasserinitiative deshalb zwei Optionen: Entweder, er verzichtet auf Direktzahlungen oder er gibt die entsprechende Produktion auf. Ersteren Weg werden vor allem die spezialisierten Betriebe mit Gemüse, Obst oder Wein wählen. Dann müssen sie auch den ökologischen Leistungsnachweis nicht mehr einhalten und haben keine Einschränkungen bei den Pflanzenschutzmitteln. Zudem sind sie weniger stark auf Direktzahlungen angewiesen. Im Ackerbau ist eine Spezialisierung wegen der Fruchtfolge nicht möglich. Kartoffeln, Raps, Zuckerrüben und andere anfällige Kulturen würden deshalb stark zurückgehen. Den Rückgang müssten wir dann mir Mehrimporten ausgleichen.

Produktion aufgeben und mehr Importieren ist die zweite Option

Dieselben zwei Varianten haben auch Betriebe mit Geflügel oder Schweinen, von denen die wenigsten mit dem betriebseigenen Futter zurechtkommen, weil ihnen die nötige Ackerfläche fehlt: Keine Direktzahlungen mehr oder Produktion aufgeben. Auch hier müsste der Rückgang mit zusätzlichen Importen ausgeglichen werden, um den Bedarf zu decken. Statt Futtermittel, würden die Eier, das Pouletbrüstchen oder der Schinken importiert. Ohne jegliche Produktionsauflagen.

Aufgrund dieser Ausgangslage kommen auch drei verschiedene wissenschaftliche Studien*) von Agroscope zum Schluss: Bei einer Annahme der Trinkwasserinitiative verschlechtert sich die ernährungstechnische Umweltbilanz der Schweizer Ernährung. Wem die Umwelt und die regionale nachhaltige Produktion am Herzen liegt, sagt deshalb am 13. Juni Nein zum trojanischen Pferd Trinkwasserinitiative.

*)

13.6.2019: Folgenabschätzung Trinkwasserinitiative, Forschungsanstalt Agroscope

https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/aktuell/medieninformationen/medienmitteilungen.msg-id-75384.html

3.7.2020: Potenzielle Umweltfolgen einer Umsetzung der Trinkwasserinitiative, Forschungsanstalt Agroscope

https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/aktuell/medieninformationen/medienmitteilungen/2020.msg-id-79748.html

11.3.2021: Einfluss von Import-Herkunftsländern und Nahrungsmittelverlusten auf die Umweltwirkungen des Schweizer Agrarsektors

https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/aktuell/medieninformationen/medienmitteilungen.msg-id-82657.html

März 2019:  Auswirkungen der Trinkwasserinitiative auf Landwirtschaftsbetriebe, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL

https://www.extreme-agrarinitiativen-nein.ch/images/Bericht_Betriebsanalyse_Trinkwasserinitiatve_BFH-HAFL.pdf

Rückfragen

Gabi Schürch

Co-Präsidentin des nationalen Biobauern-Nein-Komitees
obile 079 735 08 77

Anne Challandes

Vizepräsidentin Schweizer Bauernverband
Präsidentin Schweizerischer Bäuerinnen- und Bauernverband
Mobile 079 396 30 04

Weitere Beiträge zum Thema

Stellungnahmen Vernehmlassung zum landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2022

27.04.22 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zum landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2022.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Verordnungspaket: Einige gute Elemente

26.04.22 | Die Landwirtschaftskammer des Schweizer Bauernverbands verabschiedete heute die Stellungnahme zum landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2022. Die Mitglieder fordern, dass die vorgesehenen Anpassungen die Produktion nicht weiter schwächen. Weiter wurde ein Positionspapier zu den neuen Züchtungsverfahren verabschiedet.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 16

25.04.22 | Das Soja Netzwerk Schweiz – dem auch der SBV angehört – blickte aufs letzte Jahr zurück: 78.8% der Soja-Importe für Futterzwecke waren europäischer Herkunft und bei 93% bestätigte ein Zertifikat die nachhaltige Produktion. Mit dem Verzicht auf Futter-Soja aus Russland (ca. 16% der bisherigen Importe) geht das Soja Netzwerk den Weg des verantwortungsvollen Engagements weiter. Salome Hofer, Leiterin Nachhaltigkeit bei Coop, übernimmt neu das Präsidium.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 15

19.04.22 | Der Bundesrat hat beschlossen, dass ab 2024 alle Betriebe 3.5 Prozent ihrer Ackerfläche für die Förderung der Biodiversität ausscheiden müssen. In aktuellen Kontext des Krieges in der Ukraine und der grossen Unsicherheit zur ausreichenden Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und den zu erwartenden Preissteigerungen ist diese Entscheidung unverständlich. Alles was die Schweiz nicht selbst produziert, müssen wir aus dem Ausland importieren und trägt damit dazu bei, die internationale Nachfrage und die Preise anzukurbeln. Das ist ein erschütternder Mangel an Voraussicht und Solidität!

Mehr lesen
Stellungnahmen Bundesbeschluss über eine besondere Besteuerung grosser Unternehmensgruppen

19.04.22 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zum Bundesbeschluss über eine besondere Besteuerung grosser Unternehmensgruppen.

Mehr lesen
Stellungnahmen Änderung der Verordnung über die amtliche Vermessung sowie technische Ausführungsverordnungen

16.04.22 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Änderung der Verordnung über die amtliche Vermessung sowie technische Ausführungsverordnungen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Schlau mähen!

13.04.22 | Wer eine Schlaumäherin, ein Schlaumäher ist, der setzt den Mähaufbereiter gezielt ein. Damit lassen sich die Futterqualität verbessern sowie Insekten und andere Tiere schützen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Unbegreifliche Entscheide des Bundesrats

13.04.22 | Der Bundesrat hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und schiesst mit den heute verabschiedeten Verordnungen zur Pa. Iv. 19.475 massiv über das Ziel hinaus. Anstatt sich auf den eigentlichen Auftrag zu fokussieren und die Risiken im Bereich Pflanzenschutz zu reduzieren, schwächt er mit unverhältnismässigen Massnahmen die einheimische Lebensmittelproduktion und damit die Versorgung der Bevölkerung. Der Schweizer Bauernverband kann die heutigen Entscheide nicht nachvollziehen.

Mehr lesen