Hauptinhalt

Agrarpolitik

Die Weiterentwicklung der Agrarpolitik befindet sich aktuell in politischer Diskussion. Die AP22+ tritt in einer reduzierten Form ab 2025 in Kraft. Der Bundesrat hat 2022 einen Bericht zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik verfasst.

Postulat-Bericht zur künftigen Ausrichtung der Agrarpolitik

Im Auftrag des Bundesrates hat das Bundesamt für Landwirtschaft diesen Bericht zur künftigen Ausrichtung der Agrarpolitik verfasst. Dabei waren folgende Massnahmen zu prüfen:

  • Massnahmen zur Aufrechterhaltung des Selbstversorgungsgrades
  • Erweiterung der Agrarpolitik in Richtung einer ganzheitlichen Politik für gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion;
  • Möglichst weitgehende Schliessung der Kreisläufe aller Nährstoffe über die gesamte Wertschöpfungskette inklusive Konsum;
  • Reduktion der Komplexität und Fokussierung auf besonders wirksame agrarpolitische Instrumente; Reduktion des administrativen Aufwandes für die Landwirtschaft und Reduktion der Verwaltung beim Bund und den Kantonen.
  • Rahmenbedingungen schaffen für eine möglichst grosse unternehmerische Freiheit und wirtschaftliche Perspektive für die Land- und Ernährungswirtschaft.
  • Reduktion von Wettbewerbsverzerrungen zwischen Inlandproduktion und Importen aufgrund unterschiedlicher gesetzlicher Vorschriften für die Produktion unter Berücksichtigung internationaler Verpflichtungen.
  • Förderung und Unterstützung von Direktverkauf und kurzen Vertriebswegen
  • Massnahmen gegen die Lebensmittelverschwendung, z. B. Vorgehen gegen eine übermässige Standardisierung von Obst und Gemüse oder andere Massnahmen, die in das Gesetz aufgenommen werden könnten.

Der Bundesrat hat den Bericht am 22. Juni 2022 verabschiedet. Aus Sicht des Schweizer Bauernverbands (SBV) hat es in diesem Bericht begrüssenswerte Ansätze. So will die Regierung, die heute einseitig auf die Landwirtschaftsbetriebe fokussierte Agrarpolitik unter das Dach einer Ernährungsstrategie stellen und alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette in die Pflicht nehmen. Die Landwirtschaft soll weiterhin marktorientiert Lebensmittel produzieren können. Der Bundesrat ist sich bewusst, dass die Weiterentwicklung des heutigen Systems hin zu einer nachhaltigen Ernährungspolitik nur funktionieren kann, wenn sich alle betroffenen Politikfelder kohärent und synchron weiterentwickeln und sich so auch Zielkonflikte abschwächen lassen. Dabei stehen auch die Konsumierenden in der Pflicht, die mit der Wahl der Lebensmittel entscheidend dazu beitragen, was in der Schweiz und weltweit, wie angebaut wird.

Der Bericht bietet für die Bauernfamilien nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen. So geht der Bericht bei der Wirtschaftlichkeit davon aus, dass das heutige Grenzschutzsystem gesamtwirtschaftlich auch Nachteile hat und insbesondere die nachgelagerten Stufen schwächt. Auf die Vorteile, die das Grenzschutzsystem gerade jetzt bei stark steigenden internationalen Preisen hat, geht der Bericht nicht ein. Weiter fehlen im Bericht Massnahmen, um die soziale Situation der Land- und Ernährungswirtschaft wirkungsvoll zu verbessern. Zudem muss aus Sicht des SBV die hohe Bedeutung einer ausreichenden inländischen Nahrungsmittelproduktion stärker gewichtet werden. Im Grossen und Ganzen bietet der Bericht für die Schweizer Landwirtschaft und die Bauernfamilien positive Perspektiven zur künftigen Ausrichtung der nationalen Agrarpolitik.

Der Bundesrat zeigte in diesem Bericht zudem auch auf, wie der agrarpolitische Weg bis zur nächsten Agrarpolitik aussehen soll:

1. Etappe: Parlamentarische Initiative 19.475 «Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel und Nährstoffverluste reduzieren»

Dringend umzusetzende Massnahmen aus der AP22+, die die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel sowie die Nährstoffverluste beim Umgang mit (Hof-)Düngern reduzieren sollen, wurden in Form von Verordnungs-Anpassungen ab 2023 umgesetzt (Aufzählung nicht abschliessend):

  • Reduktion des Basisbeitrags um 200.- CHF pro Hektar
  • Aufhebung der Obergrenze von 70'000.- CHF pro SAK
  • Aufhebung des 10%-Toleranzbereichs in der Suisse-Bilanz (ab 2024)
  • Aufhebung des Verbotes für Vorauflaufbehandlungen im Getreide ab dem 10. Oktober
  • Wirkstoffe mit einem erhöhten Risikopotenzial für Oberflächengewässer oder Grundwasser dürfen grundsätzlich nicht angewendet werden
  • Einführung neuer Produktionssystembeiträge

2. Etappe: Umsetzung Mini-Paket AP22+ ab 2025

Massnahmen im Bereich der wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit aus der AP22+ treten 2025 in Kraft (Aufzählung nicht abschliessend):

  • Unterstützung bei Ernteversicherungen
  • Obligatorischer Sozialversicherungsschutz
  • Förderung Digitalisierung
  • Zusammenlegung Vernetzung und Landschaftsqualität

3. Etappe: Künftige Agrarpolitik ab 2030 in einem gesamtheitlichen Ernährungssystem

Die nächste grössere Reform des Landwirtschafts-Gesetzes wird 2030 in Kraft treten. Basierend auf dem vom Bundesrat verabschiedeten Postulat-Bericht zur künftigen Ausrichtung der Agrarpolitik soll die AP30 in ein gesamtheitliches Ernährungssystem eingebettet werden. Das heisst, dass neu nicht nur Massnahmen im Bereich der Landwirtschaft eingeführt werden, um unser Ernährungssystem nachhaltig zu machen, sondern dass auch alle anderen Akteure der Wertschöpfungskette einen Beitrag zu einem nachhaltigeren System leisten müssen.

Der Bundesrat wurde mit der Motion 22.4251 (Bericht zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik. Konkretisierung des Konzepts) beauftragt, bis 2027 eine Botschaft für die AP30 vorzulegen, die insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt:

a. Sicherstellung der Ernährungssicherheit auf Basis einer diversifizierten inländischen Nahrungsmittelproduktion mindestens auf aktuellem Niveau der Selbstversorgung;

b. Reduktion des ökologischen Fussabdrucks von der landwirtschaftlichen Produktion bis zum Konsum von Lebensmitteln; dabei sind die Importe mitzuberücksichtigen;

c. Verbesserung von wirtschaftlichen und sozialen Perspektiven für die Land- und Ernährungswirtschaft;

d. Vereinfachung des Instrumentariums und Reduktion des administrativen Aufwands.

Der SBV hat seine Strategie für die Agrarpolitik ab 2030 in einem Bericht festgehalten. Diese Strategie wurde den Mitglied-Organisationen in einer internen Vernehmlassung vorgelegt und an der Sitzung der Landwirtschaftskammer vom 26.04.2024 genehmigt. Nebst den eingegangenen Stellungnahmen der Mitglieder wurden auch die Resultate der nationalen Umfrage bei den Schweizer Bauernfamilien für die Fertigstellung des Berichts berücksichtigt.

Kontaktperson

Michelle Schenk-Wyss

Leiterin Geschäftsbereich Agrarwirtschaft

Belpstrasse 26, 3007 Bern
michelle.schenk-wyss@sbv-usp.ch 
Departement Wirtschaft, Bildung & Internationales
Geschäftsbereich Agrarwirtschaft

  

SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 51-2024

23.12.24 | Die Landwirtschaft beantragte Notfallzulassungen für Dimethenamid-P und Halosulfuron-methyl, da das Verbot von S-Metolachlor die Bekämpfung von Erdmandelgras ab 2025 erschwert.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Parlament will stabile finanzielle Rahmenbedingungen für die Bauernfamilien

19.12.24 | Der Nationalrat will den landwirtschaftlichen Rahmenkredit für die Jahre 2026 bis 2029 weitgehend auf demselben Niveau belassen, wie der aktuelle Rahmenkredit. Er lehnt damit den Vorschlag des Bundesrates ab, bei der Landwirtschaft zu sparen. Auch das Budget 2025 soll auf der gleichen Höhe wie im Vorjahr fortgeführt werden. Der Schweizer Bauernverband begrüsst diese Entscheide, welche der wirtschaftlichen Situation der Bauernfamilien Rechnung tragen.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 50-2024

16.12.24 | Der SBV reichte seine Stellungnahme zur Pa.Iv. 22.441 ein, die eine schnellere PSM-Zulassung (innerhalb 12 Monaten statt bis zu 10 Jahren) und eine stärkere Anbindung an die EU fordert. Ziel: Abbau des Staus bei Zulassungsgesuchen.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 49-2024

10.12.24 | Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat die definitiven Ausgaben der Abstimmungskampagnen zur Biodiversitätsinitiativen veröffentlicht. Die Initianten haben für die Ja-Kampagne 4.1 Mio. Franken ausgegeben. Sie scheinen im Geld zu schwimmen. Die vom SBV angeführte Nein-Kampagne mit 2 Mio. Franken hat weniger als die Hälfte gekostet. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass die Initiative mit über 63% klar abgelehnt wurde.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 48-2024

02.12.24 | In einem Austausch mit der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut der ETH, zeigt diese ihre Arbeit zu Wassermonitoring und Rückständen in Gewässern. Der SBV fordert eine bessere Interessenabwägung, da der Schutz von Kulturen zunehmend gefährdet ist.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 47-2024

27.11.24 | Nach über 10 Jahren steht das Recycling von Phosphor vor dem Abschluss. Anfang Dezember startet die Vernehmlassung zur Abfallverordnung. Das Ziel: unabhängige Phosphorversorgung für die Schweizer Landwirtschaft.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Markus Ritter bleibt bis 2028 Bauernpräsident

20.11.24 | Die Delegierten des Schweizer Bauernverbands wählten Markus Ritter für weitere vier Jahre zu ihrem Präsidenten. Auf 2028 kündigte er an der heutigen Jahresversammlung seinen Rücktritt an. Das Vizepräsidium besteht aus den bisherigen Mitgliedern Anne Challandes, Präsidentin des Schweiz. Bäuerinnen- und Landfrauenverbands und Nationalrat Alois Huber sowie neu Damien Humbert-Droz. Frisch in den Vorstand gewählt sind Marc Brodbeck, Präsident des Bauernverbands beider Basel und Adrian Brügger, Präsident von Agri Freiburg. Schliesslich gab es 16 Wechsel in der Landwirtschaftskammer. Thematisch beschäftigten die Delegierten besonders die unfairen Sparpläne des Bundes, die Ausgestaltung der nächsten Agrarpolitik und anstehenden Volksinitiativen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Erneut rückläufige Einkommen: Es gibt grossen Handlungsbedarf!

19.11.24 | Die heute von Agroscope veröffentlichten Einkommenszahlen der Schweizer Landwirtschaft zeigen ein ernüchterndes Bild. Nach dem bereits kritischen Vorjahr ist der durchschnittliche Arbeitsverdienst mit 54’800 Franken pro Familienarbeitskraft zum zweiten Mal in Folge rückläufig. Die vom Bundesrat vorgesehenen Kürzungen in der Landwirtschaft beim Agrarbudget 2025 und Zahlungsrahmen 26-29 sind daher völlig unangebracht.

Mehr lesen