Hauptinhalt

Biodiversitätsfreundliche Zölle und Direktzahlungen

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 19. Juli 2024

Der Bundesrat hat die Auswirkung auf die Biodiversität von vier agrarpolitischen Instrumenten evaluiert: Grenzschutz, Versorgungssicherheitsbeiträge, Strukturverbesserungen und Absatz-förderung. Die Schlussfolgerung deckt sich mit jener des Bauernverbandes: Die Biodiversität wird durch die Abschaffung der Zölle und Versorgungssicherheitsbeiträge nicht verbessert; es braucht eine qualitative Optimierung der bestehenden Biodiversitätsförderung.

Der Grenzschutz ist wichtig für die Lebensmittelversorgung und die Einkommen der Bauernfamilien. Das bestätigt eine durch den Bundesrat in Auftrag gegebene Studie. Diese belegt auf wissenschaftlicher Basis, dass sich ohne Zölle die Lebensmittelproduktion zusammen mit der Umweltbelastung ins Ausland verschiebt, und zwar überproportional: So würde die Biodiversität im Inland zwar etwas geschont (-13%), aber die Belastung im Ausland nähme um das Doppelte zu (+28%). Je nach Herkunftsland wäre die Belastung noch höher. Anstatt die Zölle abzuschaffen, gilt es daher die Lebensmittelproduktion möglichst in der Schweiz zu halten und die negative Wirkung mit gezielten Biodiversitätsfördermassnahmen auszugleichen. Dies lässt sich durch eine qualitative Verbesserung der Biodiversitätsförderung erreichen, ohne der Produktion noch mehr Flächen zu entziehen.

Noch deutlicher fällt das Fazit bei den vielkritisierten Versorgungssicherheitsbeiträgen aus. Sie haben trotz ihres Titels praktisch keine Wirkung auf die Intensität der Landwirtschaft, aber einen grossen Effekt auf die Einkommen der Bauernfamilien, da sie die Leistungen von öffentlichem Interesse abgelten. Im Berggebiet stellen sie die Landschaftspflege sicher und dass die Wiesen und Weiden offengehalten werden. Unter dem Strich wird die Landschaft durch die Versorgungssicherheitsbeiträge vielfältiger, was sich positiv auf die Biodiversität auswirkt.

Keinen eindeutigen Einfluss auf die Biodiversität zeigen Strukturverbesserungen wie Wegebau, Wiesenbewässerung oder Gesamtmeliorationen. Die Massnahmen haben jeweils negative wie auch positive Wirkungen. Zudem stellen sie die Bewirtschaftung im Berggebiet sicher, was positiv für die Biodiversität ist. Bei Gesamtmeliorationen werden schon heute ökologische Ausgleichsmassnahmen integriert.

Selbst bei der Absatzförderung für Milch, Fleisch und Eier machen die Autoren keinen signifikanten Einfluss auf die Biodiversität oder die Konsumförderung aus. Sie sorgen vielmehr dafür, dass die Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt zu Schweizer Produkten greifen. Für die Nachhaltigkeit ist das besser, als mehr zu importieren.

Biodiversitätsinitiative ist kontraproduktiv

Zusammengefasst ist die Schweizer Landwirtschaft auf dem richtigen Weg: Sie nutzt die knappen natürlichen Ressourcen und die bei uns vorgegebene Topografie, um pflanzliche und tierische Lebensmittel zu produzieren und mit den gezielten Massnahmen die Biodiversität zu fördern. Die extreme Biodiversitätsinitiative will eine massive Vergrösserung der für die Biodiversität geschützten Flächen. In der Folge würden weniger Lebensmittel in der Schweiz produziert und die Probleme ins Ausland verschoben. Wie die Studie zeigt, ist der Biodiversitätsverlust im Ausland doppelt so gross. «Aus den Augen, aus dem Sinn» ist das falsche Motto für mehr Nachhaltigkeit bei der Lebensmittelversorgung. 

Rückfragen

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Francis Egger

Stv. Direktor Schweizer Bauernverband
Leiter Departement Wirtschaft, Bildung und Internationales

Telefon      056 462 50 12
Mobile       079 280 69 66
Email        francis.egger@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Gesamtschau: Weg ist frei für einen Neuanfang

05.06.18 | Das Plenum des Nationalrats stimmte den Vorschlägen der vorberatenden Kommission zu: Die grosse Kammer weist die Gesamtschau zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik an den Bundesrat zurück. Der Schweizer Bauernverband ist erleichtert und fordert, den Neuanfang –entflechtet von der Handelspolitik – in Zusammenarbeit mit der Branche in Angriff zu nehmen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Rückweisung der Gesamtschau ist einzig gangbarer Weg

17.05.18 | „Die Rückweisung der bundesrätlichen Gesamtschau zur Landwirtschaft ist der einzig richtige Weg“, so das Fazit einer Allianz bestehend aus Bäuerinnen- und Bauernverband, Schweizer Tierschutz und einem Vertreter der nachgelagerten Betriebe am heutigen Mediengespräch. Sie begrüsst sämtliche Anträge der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats – unter anderem die Zurückweisung des Berichts an den Bundesrat – und appelliert an die grosse Kammer, diese in der Sommersession zu bestätigen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Bauernverband plant die Zukunft

09.05.18 | Die Landwirtschaftskammer und der Vorstand des Schweizer Bauernverbands befassten sich mit der Strategie und den Zielen für die nächsten Jahrzehnte. Die Grundlage dafür bildete eine Umfrage bei den Mitgliedorganisationen. Weiter diskutierten und verabschiedeten die beiden Gremien das landwirtschaftliche Verordnungspaket 2018.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Parolen: Fair-Food, Ernährungssouveränität und Trinkwasser-Initiative

25.04.18 | Die Landwirtschaftskammer, das Parlament des Schweizer Bauernverbands, diskutierte heute die Vor- und Nachteile der anstehenden Volksinitiativen Fair-Food sowie Ernährungssouveränität und beschloss bei beiden die Stimmfreigabe.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Landwirtschaftsforschung: quo vadis?

25.04.18 | Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben befasste sich mit der geplanten Zentralisierung der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope. Sie beauftragt den Bundesrat in Zusammenarbeit mit der Branche eine klare Strategie zu entwickeln und bis dahin alle Umstrukturierungsarbeiten zu stoppen. Der Schweizer Bauernverband unterstützt das Vorgehen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Aussprache zwischen Bundesrat Schneider-Ammann und Nationalrat Markus Ritter

23.04.18 | Gestern Abend fand im Restaurant Bären in Madiswil ein Austausch zwischen Bundesrat Schneider-Ammann und Nationalrat Markus Ritter sowie deren engsten Mitarbeiter statt.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Wie der Bundesrat die Schweizer Landwirtschaft schlecht schreibt

05.04.18 | Vor 10 Jahren gab der Bund Umweltziele für die Landwirtschaft heraus. In einer Analyse zur Zielerreichung blendet er Erfolge aus und verurteilt die Bauernfamilien für Ziellücken, bei denen es keine Messgrössen gibt. Bis heute beschränken sich Umweltziele auf die Landwirtschaft.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Nein zur Gesamtschau

28.03.18 | Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Nationalrats will die Gesamtschau in der Sommersession traktandieren und an den Bundesrat zurückweisen. Sie sei in dieser Form keine Basis für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik.

Mehr lesen