Hauptinhalt

Gleich lange Spiesse für Schweizer Zucker

Medienmitteilung des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer vom 17. September 2020

Die Zuckerrüben sind dieses Jahr stark von der virösen Vergilbung befallen und es drohen massive Ertragsverluste. Nach dem Neonicotinoidverbot 2019 sind die Pflanzen nicht mehr systemischen, das heisst während mehreren Wochen, vor oberirdischen Schädlingen geschützt und die durch Blattläuse übertragene viröse Vergilbung breitet sich stark aus. Deshalb haben zahlreiche EU-Länder Notzulassungen für neonicotinoidhaltige Pflanzenschutzmittel erlassen. Die Schweizer Zuckerrübenpflanzer fordern nun eine Gleichbehandlung. Sei es durch einen Einfuhrstopp für Zucker aus Ländern mit in der Schweiz nicht bewilligten Pflanzenschutzmitteln oder eine befristete Zulassung von neonicotinoidhalten Beizmitteln. Die Zeit soll genutzt werden, resistente Sorten und biologische Bekämpfungsstrategien zu finden. 

Seit dem 1.Januar 2019 ist das Beizen des Zuckerrüben-Saatgutes mit neonicotinoidhaltigen Mitteln in der Schweiz und in der EU verboten. Seither sind die Pflanzen nicht mehr systemisch, das heisst während mehreren Wochen, vor Schädlingen geschützt. Nach dem milden Winter zeigen sich die Folgen dieses Jahr besonders deutlich. Nachdem die Zuckerrübenjungpflanzen im Frühling durch Rübenerdflöhe geschwächt wurden, gab es anschliessend einen hohen Blattlausdruck. Dabei verursachen nicht die Schädlinge den Hauptschaden, sondern der von Blattläusen übertragener BYV Virus. Dieser lässt die Pflanzen vergilben, was zu Ertragsverlusten von 30 – 50% führt. Teile der Deutschschweiz und die ganze Westschweiz sind grossflächig betroffen und die Landwirte stehen vor der Aufgabe der Zuckerrübenproduktion. Zur Bekämpfung er Blattläuse steht nur noch ein einziger Wirkstoff (Pirimicarb) für Flächenbehandlungen zur Verfügung. Die Blattlauspopulation konnte 2020 mit diesem Wirkstoff nicht kontrolliert werden. Zudem führen die Flächenspritzungen zu höheren Einsatzmengen und der Einsatz eines einzigen Wirkstoffes zu Resistenzen. Der Schutz der Kulturen - einer der drei Pfeiler des Aktionsplan Pflanzenschutz - ist damit nicht mehr gewährleistete! In den kommenden Jahren muss mit einer weiteren, starken Verbreitung der virösen Vergilbung gerechnet werden.

Aus diesen Gründen haben zahlreiche EU-Länder inzwischen Sonderbewilligungen für die neonicotinoidhaltige Beizung erlassen oder erlauben den Einsatz mehrerer Wirkstoffe für die Behandlung der Kulturen. Die unterschiedlichen Zulassungspraktiken haben ungleichlange Spiesse auf dem Zuckermarkt zur Folge. Die Schweizer Zuckerwirtschaft ist in ihrer Wettbewerbsfähigkeit massiv benachteiligt. Sie fordert deshalb einen Einfuhrstopp für Zucker aus Ländern mit einer Zulassung für in der Schweiz nicht zugelassene Pflanzenschutzmitteln oder als Alternative eine auf drei Jahre befristete Zulassung von neonicotinoidhaltiger Saatgutbeizung in der Schweiz. Dies als Übergangslösung bis biologische Bekämpfungsmassnahmen, resistente Sorten und/oder alternative Wirkstoffe gefunden sind. Dazu sollen die Mittel für die Forschung aufgestockt und die Aktivitäten weiter intensiviert werden.

Ohne diese Massnahmen wird die Zuckerrübenfläche massiv zurückgehen und die beiden Zuckerfabriken können nicht mehr ausgelastet werden. Eine unabhängige Betriebswirtschaftsstudie hat gezeigt, dass Schweizer Zucker nur mit zwei Werken wirtschaftlich produziert werden kann. Der Verlust der Schweizer Zuckerwirtschaft hätte einen Wertschöpfungsverlust, die totale Abhängigkeit vom Ausland und den Import von nachweislich weniger nachhaltig produziertem Zucker zur Folge.

Rückfragen

Josef Meyer, Präsident Schweizer Zuckerrübenpflanzer SVZ, Mobile 079 606 10 21

Samuel Jenni, Leiter Fachstelle für Zuckerrübenanbau SFZ, 079 408 37 01

Andreas Blank, Verwaltungsratspräsident Schweizer Zucker, Mobile 079 334 35 26

Weitere Beiträge zum Thema

AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 08-18: Schätzung der Schweizer Ackerfläche

10.09.18 | Gemäss der vorliegenden Flächenschätzung 2018 nimmt die offene Ackerfläche im laufenden Jahr tendenziell zu und steigt auf 274 835 Hektaren. Der grösste Anstieg erfolgt bei der Rapsfläche, welche um geschätzte 2475 Hektaren zunimmt. Die Zunahme liegt jedoch unter den Erwartungen in Anbetracht der zugeteilten Produktionsmengen. die Fläche des Silomaises nimmt um 1147 Hektaren ab und jene der Kunstwiesen um 3195 Hektaren. Offensichtlich stand den Landwirten in den vergangenen Jahren genügend Raufutter zur Verfügung.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 06-18: Ertragsentwicklung im Schweizer Ackerbau

10.07.18 | Innerhalb der letzten 100 Jahre nahmen die Erträge von Winterweizen, Raps, Kartoffeln und Zuckerrüben um den Faktor 2,5 bis 3 zu. Die Ertragssteigerung setzte bei allen vier Kulturen mit der sich ausbreitenden Mechanisierung und neuen Zuchtsorten nach dem zweiten Weltkrieg ein. Während die Ertragssteigerung bei Raps und Zuckerrüben offensichtlich weitergeht, stagnieren die durchschnittlichen Erträge beim Winterweizen und den Kartoffeln.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 02-18: Bedeutung der Landwirtschaft für den Arbeitsmarkt

12.03.18 | Obwohl die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe und damit die Anzahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Personen stetig zurückgeht, spielt die Schweizer Landwirtschaft als Produzentin von Nahrungsmitteln wirtschaftlich eine wichtige Rolle. In der politischen Debatte interessiert die Frage, wie viele Arbeitsplätze direkt und indirekt von der heimischen Landwirtschaft abhängen. Gemäss unseren Schätzungen kann davon ausgegangen werden, dass rund 297 000 Vollzeitäquivalente oder 7,4 % in Abhängigkeit zur Schweizer Landwirtschaft stehen, 156 000 Vollzeitäquivalente oder 3,9 % hängen vollständig von der Landwirtschaft ab.

Mehr lesen
Stellungnahmen Bundesgesetz über Tabakprodukte und elektronische Zigaretten

28.02.18 | L'USP estime que les restrictions proposées en matière de publicité ainsi que les procédures en matière de con-trôles des entreprises atteignent une limite supérieure et que tout renforcement serait une entrave aux principes de notre constitution de liberté de commerce et de responsabilité personnelle. L'USP estime qu'une approche aussi restrictive pourrait représenter un précédent dangereux dans d'autres domaines de consommation comme par exemple la consommation de sucre ou de viande. Vi-à-vis des adultes, une information complète et neutre est préférable à une stratégie de prohibition. D'autres renforcements ne devraient pas intervenir dans le cadre des ordonnances d'application.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Bisherige Lösung beim Zucker benachteiligt die Schweizer Produzenten

23.02.18 | Der einheimische Zuckerrübenanbau und damit die Produktion von Schweizer Zucker sind ohne politische Massnahmen akut gefährdet. Das ist die Hauptbotschaft einer gemeinsamen Medienkonferenz des Schweizer Bauernverbands, der Zuckerrübenpflanzer und der Zuckerindustrie in der Zuckerfabrik Aarberg. Der Grund ist die einseitige Änderung der Zuckermarktordnung der europäischen Union (EU). Nach der Aufhebung der Quoten und Exportbeschränkungen explodiert ihre Zuckerproduktion. Überschussmengen gelangen zu Tiefstpreisen in die Schweiz, während die EU andererseits einen hohen Zoll auf Zucker für Importe beibehält. Das Parlament hat nun die Möglichkeit, den Grenzschutz von Seiten der Schweiz ebenfalls anzupassen, damit die Schweizer Produktion wieder gleich lange Spiesse erhält und auf dem Markt bestehen kann.

Mehr lesen
Stellungnahmen Aufnahme alter Wirkstoffe in Anhang 10 der PSMV

09.05.17 | Aldicarb: Die Produktion des Wirkstoffs wurde bereits seit längerem eingestellt und dieser wird heute nicht mehr eingesetzt. Wir bedauern, dass kein Wirkstoff für die Bekämpfung des Rübenkopfälchens mehr verfügbar ist. Wenn der Wirkstoff Maneb wegfällt, sind aktuell noch alternative Fungizide verfügbar. Der Wirkstoff Linuron ist ein sehr bedeutendes Herbizid. Der drohende Wegfall der Linuron-Produkte wird in manchen Kulturen zu Lückenindikationen führen. Insbesondere bei: Knollenfenchel, Sellerie, Nüsslisalat, Küchenkräuter. Bei den Sonnenblumen, Soja und Ackerbohnen ist die Wirkstoffpalette bereits heute klein. Wenn Linuron als Wirkstoff wegfällt steigt das Risiko für Resistenzen. Um den Schutz der Kulturen zu gewährleisten und Resistenzen zu vermeiden, beantragen wir, Linuron weiterhin zu bewilligen.

Mehr lesen