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Agroforst

Agroforst ist die Kombination von Bäumen oder mehrjährigen verholzten Strukturen mit der landwirtschaftlichen Produktion auf derselben Fläche. Es gibt verschiedene Arten von Agroforstsystemen. Darunter solche, die die Tierhaltung integrieren (sylvopastoral), solche, die für Ackerkulturen und Gemüse genutzt werden (sylvoarabel) und spezialisierte Systeme für den Weinbau, bekannt als «Vitiforst».

Tatsächlich hat Agroforst eine lange Tradition in der Schweizer Landwirtschaft. Bereits früher wurden Waldweiden im Kanton Jura, Kastanienselven in den Kantonen Tessin und Graubünden und Hochstammbaum-Feldobstgärten in der Ost-, Nordwest- und Zentralschweiz wegen ihrer Multifunktionalität geschätzt. Allerdings führten der hohe Arbeitsaufwand und die geringe Wertschöpfung dazu, dass der traditionelle Agroforst an Attraktivität verloren hatte. Doch in jüngster Zeit nahm das Interesse an Agroforst wieder zu, insbesondere an sogenannten «modernen Agroforstsystemen», die hauptsächlich auf den Schutz von Klima und Ressourcen abzielen.

Die Vorteile des Agroforstes in der Schweiz sind vielfältig:

  • Biodiversität: Agroforstsysteme bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, was zur Erhaltung der Biodiversität beiträgt.
  • Klimaschutz: Bäume in Agroforstsystemen können Kohlenstoff speichern und dazu beitragen, den Klimawandel abzumildern.
  • Anpassung an den Klimawandel: Bäume spenden an heissen Tag Schatten für Pflanzen und Tiere und verbessern das Wasserrückhaltevermögen.
  • Bodenverbesserung: Die Wurzelsysteme der Bäume können die Bodenstruktur verbessern, die Bodenfruchtbarkeit erhalten und Erosionen reduzieren.
  • Aufwertung der Kulturlandschaft: Agroforst trägt zur ästhetischen Vielfalt des Landschaftsbilds bei, was von viele Schweizerinnen und Schweizer geschätzt wird.

Trotz dieser Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen in der Praxis:

  • Mehraufwand von Wissen und Arbeit: Das Anlegen und die Pflege von Agroforstsystemen bedingt so gut wie immer eine Beratung, die derzeitig zu wenig ausgebaut ist. Landwirtinnen und Landwirte müssen sich spezifisches Wissen und neue Fähigkeiten wie z.B. Schnitt von Hochstamm- und Wertholzbäumen aneignen. Die meisten Arbeiten fallen ausserhalb der Arbeitsspitzen an, was die Erholungszeit weiter verkürzt.
  • Wirtschaftlichkeit: Agroforstsysteme erfordern erhebliche finanzielle Investitionen und es dauert rund 5 bis 10 Jahre, bis die ersten Erträge erzielt werden können. Derzeit werden Agroforstprodukte hauptsächlich direktvermarktet. Um die Entwicklung von Agroforstsystemen in der Schweiz voranzutreiben, ist die Schaffung eines entsprechenden Marktes von entscheidender Bedeutung.
  • Planungsunsicherheit: Es bestehen Unsicherheiten in Bezug auf finanzielle Unterstützung und rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich der geplanten Einführung von Agroforst als Element für den Klima- und Ressourcenschutz in der Direktzahlungsverordnung.
  • Biodiversitätsförderung: Agroforst kann auch in der Biodiversitätsförderung zu Interessenkonflikten führen, da sie beispielsweise negative Auswirkungen auf Brutvogelarten wie Feldlerchen haben kann, die im Offenland zu Hause sind.

Der Agroforst ist in der Schweiz ein vielversprechendes Instrument. Das Potential kann aber nur dann genutzt werden, wenn neue Absatzmärkte erschlossen werden und Landwirtinnen und Landwirten unter den bestmöglichen Bedingungen produzieren können.

Interessiert an einem eigenen Agroforst-Projekt?

Fonds Landschaft Schweiz bietet im Rahmen des «Fokus Agroforst» Informationen und Erfahrungsaustausch sowie Beratung und finanzielle Unterstützung an.

SilvoCultura lanciert in Zusammenarbeit mit myclimate ein Förderprogramm für Agroforstprojekte.

Kontaktperson

Lisa Casarico

Lisa Casarico

Fachverantwortliche Boden

Belpstrasse 26, 3007 Bern       
lisa.casarico@sbv-usp.ch  
Departement Produktion, Märkte & Ökologie
Geschäftsbereich Energie & Umwelt