Hauptinhalt

Digitalisierung

Wie die meisten Sektoren, wird auch die Landwirtschaft zunehmend digital. Dabei fallen Schlagwörter wie Smart Farming, Landwirtschaft 4.0 oder Precision Farming. Digitale Technologien kommen in der einen oder anderen Form bereits heute auf den allermeisten Landwirtschaftsbetrieben zum Einsatz. Sie verändern technische, mechanische, organisatorische, kommerzielle und administrative Geschäftsprozesse. Die digitale Transformation soll arbeitsintensive, repetitive Schritte (teil)automatisieren, Transparenz und Rückverfolgbarkeit verbessern, neue Vermarktungswege aufbauen, die Ressourceneffizienz steigern und noch vieles mehr. Smart Farming Technologien beschreiben Lösungen, die Ressourcen schonen und die Produktion gleichwohl aufrechterhalten. Beispielsweise durch den punktgenauen und differenzierten Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Sensoren sammeln detaillierte Informationen über den Zustand von Kulturen, Tieren und Umgebung. Digitale Managementplattformen sollen helfen, den Überblick über seine Prozesse zu behalten und Ressourcen optimal einzusetzen. Noch werden diese Potentiale aber über weite Bereiche nicht ausgeschöpft. Für den Schweizer Bauernverband steht klar, dass die Digitalisierung kein Selbstzweck sein soll, sondern der Mehrwert für die Bauernfamilien das oberste Kriterium ist. 

Im Zentrum der digitalen Transformation stehen die Daten und deren Verwertung. Die grosse Hoffnung der Praxis liegt dabei vor allem auf der Vereinfachung der administrativen Prozesse: die Datenerfassung soll intuitiv und einfach sein und bereits erfassten Daten müssen sich plattformübergreifend teilen und austauschen lassen. Dies bleibt aber bis heute mehr eine Vision als gelebte Realität. Das ist primär auf die fragmentierte Systemlandschaft zurückzuführen. Aktuell werden allein auf Bundesebene 14 Hauptanwendungen betrieben, im agrarpolitischen Vollzug sind fünf unterschiedliche Kantonssystemen im Einsatz, und der Datenaustausch zwischen diesen Verwaltungssystemen und privaten Anwendungen funktioniert nur punktuell. Allerdings wird derzeit sowohl in der Verwaltung als auch bei den privaten Organisationen an diversen Digitalisierungsprojekten gearbeitet, die genau hier ansetzen. 2018 ist mit der Chatagemeinschaft agridigital ein zentrales Gefäss geschaffen worden, welches das Ziel verfolgt, alle Akteure des Agri-Food-Sektors zusammenzubringen und die gemeinsamen Ziele ins Zentrum zu stellen. In kostenlosen Online-Veranstaltungen werden regelmässig aktuelle Digitalisierungsprojekte vorgestellt. 

Rolle SBV: 

  • setzt sich aktiv für den digitalen Wandel im Agrarsektor ein;
  • setzt sich für klare und faire Rahmenbedingungen im Interesse der Schweizer Landwirtschaft ein;
  • setzt sich für effiziente Lösungen ein und koordiniert bei Bedarf die Anstrengungen von Bund, Kantonen und der Branche, um Doppelspurigkeiten zu vermeiden; 
  • fordert längerfristig ein einziges kantonales System für die Gewährung von Direktzahlungen;
  • beteiligt sich nicht an der Finanzierung eines Informationssystems für die landwirtschaftliche Betriebsführung; und

unterstützt die Bemühungen des Bundes, eine Plattform für den sicheren Datenaustausch zu schaffen.

Übersicht laufende Projekte (nicht abschliessend):

Verwaltung: 

  • Direktionsbereich Digitalisierung und Datenmanagement BLW: Der im Zuge von Postulat Bourgeoise 19.3988 gegründete Direktionsbereich, hat seinen Betrieb aufgenommen und eine Strategie für die nächsten acht Jahre erarbeitet. Ein zentrale Massnahme ist der Aufbau der Datenaustauschplattform agridata.ch. 
  • digiFLUX: Die Plattform, die als Umsetzung der Mitteilungspflicht für Pflanzenschutzmittel und Nährstoffe dienen soll, ist für die Landwirtschaft ein Digitalisierungsprojekt von enormer Tragweite. Der SBV erwartet, dass der gesetzliche Auftrag einfach und pragmatisch umgesetzt wird. 
  • Kantonale Agrarinformationssysteme: Für den agrarpolitischen Vollzug setzen die Kantone nach wie vor auf fünf verschiedene Systeme. Weiterentwicklungen sind aufwändig und kostspielig, weshalb der SBV eine Reduktion der Anzahl Systeme begrüsst. 

Private Anwendungen – Farm Management Informationssysteme (FMIS): 

  • BartoBarto ist nun 6 Jahre in Betrieb und wird von gut 5'400 aktiven Nutzern eingesetzt. Das Aktionariat und die gemeinsame Entwicklung von Bausteinen steht grundsätzlich allen Organisationen offen. Barto ist modular aufgebaut und über die letzten Jahre kamen laufend neue Bausteine dazu. Ab Mitte 2025 wird Barto die bisherige Basis «365FarmNet» übernehmen und in Eigenregie weiterentwickeln.
  • SmartFarmDer neu entwickelte digitale Feldkalender «Smartfarm» ist ein gemeinsames Produkt von IP Suisse und Agrosolution. Auch hier ist eine Beteiligung weiterer Organisationen möglich. In Smartfarm wurden Schnittstellen zu diversen Systemen gebaut, so ist u.a. der Bezug der georeferenzierten Kantonsdaten möglich. Weitere Funktionen werden 2025 dazukommen

Kontaktperson

Nadine Trottmann

Nadine Trottmann

Geschäftsführerin Junglandwirte-Kommission
Fachverantwortliche Digitalisierung, Forschung & Beratung

Laurstrasse 10, 5201 Brugg
nadine.trottmann@sbv-usp.ch
Departement Wirtschaft, Bildung & Internationales
Geschäftsbereich Agrarwirtschaft

  

Standpunkte Digitalisierung: Anschluss nicht verpassen!

03.08.18 | Digitalisierung der Landwirtschaft bedeutet nicht nur neue Geräte wie Drohnen, Melk-, Fütterungs-, Putzroboter oder GPS-gesteuerte, autonome Traktoren und Feldmaschinen. Es geht um eine systemische Veränderung: Diese neuen Technologien werden untereinander, aber auch mit Instrumenten für die Betriebsbewirtschaftung wie der Nährstoffbilanz, Futterplänen und Fruchtfolgeplänen und sogar mit der Buchhaltung verbunden sein. Diese Vernetzungen werden sich nicht nur auf den Betrieb beschränken, sondern auch Produktionsmittel- und Gerätelieferanten sowie die Käufer der landwirtschaftlichen Erzeugnisse einschliessen. In manchen Fällen reichen sie über Vermarktungsplattformen bis zum Endkunden. Es ist eine Herausforderung mit einem bedeutenden Verbesserungspotenzial, z. B. im Bereich der administrativen Vereinfachung und der nachhaltigen Entwicklung. Allerdings bestehen auch Risiken: Zahlreiche Bauernfamilien könnten auf der Strecke bleiben und die unternehmerische Unabhängigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe eingeschränkt werden.

Mehr lesen