Hauptinhalt

Biodiversitätsinitiative fördert Importe von Essen, Strom und Holz

Medienmitteilung des Komitees gegen die Biodiversitätsinitiative vom 25. Juni 2024

Die Initianten der Biodiversitätsinitiative wollen zur Förderung der biologischen Vielfalt (viel) mehr Fläche unter Schutz stellen. Sie blenden aus, dass die Schweizer Bevölkerung auch auf Lebensmittel, Strom und Holz angewiesen ist. Je weniger wir davon in der Schweiz selbst bereitstellen, umso mehr Importe kommen ins Land. Der ökologische Gesamtnutzen lässt sich insbesondere dann verbessern, wenn der Fokus auf eine höhere Qualität und damit mehr Nutzen der heute bereits vorhandenen grossen Flächen für die Biodiversität gelegt wird.

Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und damit der Biodiversität ist mit dem Artikel 2 bereits heute als Auftrag in der Schweizer Bundesverfassung festgehalten. Das ist richtig, denn die Biodiversität ist die Grundlage für funktionierende Ökosysteme und durch die Bestäubungsleistung auch für die Erträge der Kulturpflanzen. Nachdem sich die gravierenden Folgen der Industrialisierung und nach dem zweiten Weltkrieg der intensiven Landwirtschaft auf die Natur zeigten, setzte ein Umdenken ein. Artenschwund fand entsprechend vor allem zwischen 1850 und 2000 statt.

In der Landwirtschaft bedeutet dies, dass seit der Einführung des ökologischen Leistungsnachweises im Jahr 1996 jeder Bauernhof mindestens 7 Prozent seiner Fläche für die Förderung der Biodiversität zur Verfügung stellen muss. Auf freiwilliger Basis sind es mittlerweile im Schnitt mit 19 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche fast das Dreifache. Dazu kommen nochmals 200'000 ha wenig intensiv genutzte und artenreiche Flächen im Sömmerungsgebiet. Seit 2012 verfügt die Schweiz über eine Strategie Biodiversität. Sie definiert anhand zehn strategischer Ziele die Schwerpunkte des Engagements des Bundes, um die Artenvielfalt, die Ökosysteme und die genetische Vielfalt zu erhalten. 2017 hat der Bundesrat die Strategie mit einem Aktionsplan konkretisiert. Es tut sich also bereits sehr viel und die gesetzlichen Grundlagen zur gezielten weiteren Förderung der Biodiversität sind vorhanden.

Die Initianten hinter der Biodiversitätsinitiative wollen mehr. Viel mehr! Ohne es explizit in ihren Text zu schreiben aber wiederholt kommuniziert, wollen sie 30 Prozent der Schweizer Landesfläche in erster Linie für die Biodiversität unter Schutz stellen und in diesen Gebieten auch den Denkmalschutz ausbauen. Pro Natura, eine Hauptinitiantin schaut aktuell lediglich 8 Prozent als ausreichend geschützt an. Entsprechend ist ihr Ziel, zusätzliche grosse Flächen ausschliesslich für die biologische Vielfalt einzusetzen. Die fehlenden 22 Prozent entsprechen 900‘000 ha oder den Kantonen Bern, Freiburg, Neuenburg und Solothurn zusammen. Jede zusätzlich streng geschützte Fläche bedeutet weniger inländische Lebensmittel, weniger nachhaltigen einheimischen Strom und weniger Schweizer Holz. Der Bedarf nimmt damit nicht ab, die Importe entsprechend zu. Oft aus Regionen und zu Bedingungen, die bedeutend weniger nachhaltig sind als in der Schweiz. Die Initiative für Biodiversität führt folglich zu einer Verschiebung der Produktion ins Ausland und in der Folge zu einer Verschlechterung des ökologischen Fussabdrucks. Sei es beim Essen, beim Strom oder beim Holz.

Die Schweizer Landwirtschaft anerkennt die Bedeutung der Biodiversität und ist bereit, sich weiter zu engagieren und die Qualität der bereits vorhandenen grossen Flächen weiter zu verbessern. Sie erwartet auf der anderen Seite, dass auch die Sicherstellung der Versorgung mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln den ihr zustehenden Stellenwert hat und die dafür nötigen Flächen gesichert werden. Denn mit der Verschiebung der ökologischen Herausforderungen ins Ausland ist am Schluss nichts gewonnen.

Rückfragen

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Stellungnahmen Änderung der Verordnung über tierische Nebenprodukte und zur neuen Verordnung des EDI über die Verwertung von tierischen Nebenprodukten für Futtermittel und als Dünger

14.12.23 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Änderung der Verordnung über tierische Nebenprodukte und zur neuen Verordnung des EDI über die Verwertung von tierischen Nebenprodukten für Futtermittel und als Dünger.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 11-23: Nahrungsmittelbilanz 2022

12.12.23 | Zwar wurde im Jahr 2022 viel mehr Nahrungsmittelenergie produziert als im katastrophalen Produktionsjahr 2021. Verglichen mit früheren Jahren fiel das Jahr dennoch unterdurchschnittlich aus. Um den Bedarf der zu-nehmenden Bevölkerung zu decken, wurde entsprechend mehr importiert, was sich negativ auf den Selbst-versorgungsgrad auswirkte. Im Fokus stehen dabei die Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs. Deren Produktion ist schon seit einigen Jahren rückläufig, während deren Verbrauch zugenommen hat - besonders 2022.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News Nr. 49-2023

12.12.23 | Der SBV hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Rückerstattung der Treibstoffsteuern für die Landwirtschaft bestehen bleibt. Der Bundesrat wollte diese abschaffen.

Mehr lesen
Stellungnahmen Verordnungsänderungen im Bereich des Bundesamtes für Energie

07.12.23 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zu den Verordnungsänderungen im Bereich des Bundesamtes für Energie.

Mehr lesen
Stellungnahmen Verordnungsentwurf über Massnahmen zur Senkung des Verbrauchs von elektrischer Energie im Personenverkehr sowie im Güterverkehr auf der Schiene

07.12.23 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zum Verordnungsentwurf über Massnahmen zur Senkung des Verbrauchs von elektrischer Energie im Personenverkehr sowie im Güterverkehr auf der Schiene.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Biodiversitätsinitiative kommt zur Abstimmung

07.12.23 | Der Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative ist vom Tisch. Biodiversität ist wichtig, es besteht jedoch kein Bedarf an einer neuen Gesetzesgrundlage, um sie weiter zu fördern. Diese Meinung hat sich am Schluss im Ständerat durchgesetzt. Der Schweizer Bauernverband teilt diese Auffassung. Deshalb lehnt er auch die Initiative selbst ab.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Unsere Böden, wertvolles aber wenig bekanntes Gut

05.12.23 | Nur auf gesunden Böden entstehen Lebensmittel und Biodiversität. Böden schützen vor Naturgefahren und wirken der Klimaerhitzung entgegen. Werden Böden versiegelt, gehen diese Leistungen jedoch verloren. Nur selten ist überhaupt bekannt, welche Böden verschwinden, wenn Beton und Asphalt immer weiter vorrücken. Der Bund engagiert sich darum zusammen mit Kantonen, Gemeinden, Landwirtschaft, Naturschutz, Raumplanung und Wissenschaft dafür, die Böden der Schweiz besser kennenzulernen und so deren Leistungen für die Zukunft zu sichern.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Grosse Beteiligung an der Umfrage zur Agrarpolitik 2030

05.12.23 | Am 30. November endete die Umfrage des Schweizer Bauernverbands bei den Bauernbetrieben zu den Erwartungen an die nächste Agrarpolitik. Mit über 5500 Antworten haben deutlich mehr Personen mitgemacht, als erhofft.

Mehr lesen