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Der Bauernhof der Zukunft

Standpunkt vom 20. September 2018

Darum dreht es sich bei der „Swiss Future Farm“, die der Kanton Thurgau zusammen mit zwei Landmaschinenhändlern auf dem Versuchsbetrieb der Agroscope Tänikon in wenigen Tagen offiziell einweiht. Der Bauernhof der Zukunft sieht dort wie folgt aus: 81 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 55 ha Ackerkulturen, 20 ha Naturwiese sowie 6 ha Biodiversitätsflächen. Dazu kommen 65 Milchkühe und 55 Mutterschweine. Sie ist also für Schweizer Verhältnisse gross, hat aber einen eher bescheidenen Tierbestand. Und natürlich muss die Farm der Zukunft mit der modernsten Technik arbeiten. Die Landwirtschaft ist ja einer jener Sektoren, bei der man sich von der Mechanisierung und Automatisierung wahnsinnig viel Fortschritt erhofft. In dieser Saison ist ein Schwerpunkt der Swiss Future Farm das kameragesteuertes Hacken statt Spritzen.

Die Gülleausbringung erfolgt nicht nur mit einem Schleppschlauchverteiler. Zusätzlich dosiert ein Nahinfrarot-Sensor exakt auf der Fläche. Alles wird digital erfasst und ist vernetzt. Das kennen schon alle mit einem Melkroboter, der neben der Menge auch Milchqualität, die Gesundheit des Tieres oder den Brunstzeitpunkt erfasst. Der Bauer bekommt eine Pushnachricht, wenn der Roboter ein Problem ortet. Es ist eine Frage von sehr kurzer Zeit, bis die ersten komplett selbstfahrenden Traktoren und Maschinen über die Felder kurven, die Feldarbeiten komplett selbstständig, maximal genau und optimal dosiert erledigen. Der Bauer der Zukunft braucht deshalb andere Fertigkeiten und Voraussetzungen sowie einen geeigneten Betrieb. Er muss mit der ganzen Technik zurechtkommen. Er ist auf ausreichende Finanzen angewiesen, um die immer komplexer und damit teurer werdenden Wundermaschinen zu kaufen. Er muss rechnen, strategisch planen und versiert vermarkten können, um seine Produkte zu so guten Preisen verkaufen zu können, dass sich seine hohen Investitionen auch lohnen. Und er darf nicht vergessen, dass er trotz aller Digitalisierung in und mit der Natur arbeitet: Diese ist nicht komplett vorherseh- und planbar. Menschliche Augen und jahrelange Erfahrung sehen mehr, als eine Kamera oder ein Sensor. Sie nehmen früh kleine Anzeichen wahr, wenn es einer Kuh nicht gut  geht.

Sie können ein fremdes Objekt auf dem Feld richtig einordnen. Und vielen Menschen tut es gut draussen mit ihren Händen was zu tun. Sie können sich am Abend ihr Tageswerk sehen und sich daran erfreuen. Das ist deutlich schwieriger, wenn man wie  Sykguide den ganzen Tag 1001  Maschine überwacht hat. Ich bin kein Feind der Technik. Es ist klar, dass gewisse Entwicklungen unverhandelbar kommen. Die Technik wird uns viel, eintönige Arbeit abnehmen und unser Leben erleichtern.  Sie wird eine Verbesserung der Ressourceneffizienz und eine Optimierung des Pflanzenschutzes erlauben, die ohne gar nicht möglich wären. Aber sie wird auch Schatten werfen. Eine Gefahr orte ich zudem im Rückhalt der einheimischen Landwirtschaft bei der Bevölkerung. Zahlreiche, aktuelle Volksbegehren zeigen, dass diese einer industriellen Landwirtschaft – immer grösser, immer mechanisierter wie uns das Ausland es vorlebt – kritisch bis sehr negativ gegenübersteht. Wir müssen die gesellschaftlichen Erwartungen auf unserem Weg deshalb unbedingt mitnehmen. Ich würde mir wünschen, dass die Future Farm uns auch lehrt, mit den Schattenseiten sowie den Herausforderungen umzugehen, so dass wir uns nicht ganz kopflos ins Abenteuer „Bauernhof 5.0“ stürzen. Die Zukunft kommt schnell genug!

Autor

Markus Ritter

Markus Ritter

Nationalrat, Präsident SBV

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