Hauptinhalt

Der Frust der Bauern muss gehört werden

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 25. Januar 2024

Die Bauernproteste weiten sich aus und haben nach Deutschland nun auch Frankreich erreicht. Die Schweizer Bauernbetriebe haben sehr viel Verständnis für den Frust ihrer europäischen Kolleginnen und Kollegen und teilen ihre Forderungen. In der Schweiz hat das Parlament glücklicherweise offenere Ohren für die Anliegen der Landwirtschaft, aber die Situation ist ebenfalls angespannt. 

Seit zweieinhalb Wochen machen die massiven Bauernproteste in Deutschland von sich reden. Seit einigen Tagen gibt es in Frankreich grossflächige Demonstrationen von Landwirtinnen und Landwirten. In weiteren Ländern schwelen kleinere bäuerliche Proteste. Vielen europäischen Bauernbetrieben geht es wirtschaftlich nicht gut und Existenzängste sind an der Tagesordnung. Ein kleiner Tropfen – wie die Abschaffung der Spezialsteuer für den Agrarsprit – reicht deshalb, um das Fass ganz zum Überlaufen zu bringen. Die Gründe lassen sich auf ein paar wenige Hauptfaktoren zusammenfassen: Flächendeckend zu tiefe Preise für landwirtschaftliche Produkte, stetig neue Auflagen an die Produktion, wachsender administrativer Aufwand sowie zu wenig Wertschätzung für die Hauptaufgabe der Landwirtschaft, die Lebensmittelproduktion zur Versorgung der Menschen mit ihrem täglichen Essen.

Die Grundproblematiken sind auch in der Schweiz dieselben: Die Einkommen in der Landwirtschaft sind tief, der wirtschaftliche Druck hoch, der Frust über immer neue Anforderungen ohne vollständige Abgeltung der Mehrkosten verbreitet und die Bedeutung der sicheren Versorgung mit nachhaltigen Lebensmitteln geht im allgemeinen Überfluss vergessen. Der Unterschied in der Schweiz ist, dass die Anliegen der Landwirtschaft im Parlament oft Gehör finden. Bei uns hat das Parlament einiges verhindert oder zumindest abgeschwächt, was von allen möglichen Seiten betreffend Landwirtschaft auf den Tisch kam. Zum Beispiel die Sparpläne des Bundesrats für 2024 auf dem Buckel der Bauernfamilien, um die aus dem Gleichgewicht geratenen Bundesfinanzen zu stabilisieren.

Doch eines ist klar: Auch bei uns besteht Anpassungsbedarf. Die bereits tiefen Einkommen sind gesunken und die Produzentenpreise haben die gestiegenen Vorleistungskosten bisher nicht aufgefangen. Um Druck aus dem System zu nehmen, braucht es einerseits eine Erhöhung der Produzentenpreise um 5 bis 10 Prozent und den Verzicht auf Sparübungen bei der Landwirtschaft. Diese ist nicht für die Mehrausgaben verantwortlich und leistet Jahr für Jahr mehr fürs gleiche Geld. Auf Konsumentenseite ist der Kauf von einheimischen Lebensmitteln ein weiterer wichtiger Punkt. Es lohnt sich auch langfristig zur eigenen Landwirtschaft Sorge zu tragen: Die Ernährungssicherheit ist mit der wachsenden Menschheit, den schwindenden Flächen und den Einflüssen des Klimawandels immer weniger gewährleistet. Egal in welchem Land.

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Standpunkte
Standpunkte Agrarpolitik 22+: Ernährungswirtschaft als Ganzes anschauen

27.11.20 | In der anstehenden Wintersession berät der Ständerat die Agrarpolitik 22+. Diese Vorlage ist für die Landwirtschaft von grosser Bedeutung. Der Schweizer Bauernverband lehnt sie insbesondere deshalb ab, weil sie eine Reduktion des landwirtschaftlichen Sektoraleinkommens um 265 Millionen Franken und eine Senkung des Selbstversorgungsgrads auf 52% zur Folge hätte. Er stellt sich aber nicht grundsätzlich gegen eine sinnvolle Weiterentwicklung. Damit sich Nachfrage und Angebot nicht auseinanderentwickeln, ist dafür aber ein ganzheitlicherer Ansatz nötig.

Mehr lesen
Stellungnahmen Sachplan Verkehr, Teil Programm – Anhörung und Mitwirkung

26.11.20 | Der Sachplan Verkehr, Teil Programm, betrifft die Landwirtschaft ausserordentlich, werden doch darin die Pläne für die nächsten Jahre an möglichen Ausbauten präsentiert, welche einen erheblichen Einfluss auf das betroffene Kulturland und die Eigentümer*innen resp. Landwirt*innen haben.

Mehr lesen
Stellungnahmen Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft

26.11.20 | Die Teilrevision bezieht sich auf Änderungen der Luftreinhalte-Verordnung. Aspekte, welche über diese Änderungen hinausgehen, werden im Rahmen dieser Teilrevision nicht angepasst.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 47 (16. – 20.11.2020)

23.11.20 | Diese Woche verschickte der SBV rund 500 Fahnen gegen die beiden Initiativen Trinkwasser und Pestizidfrei an seine Delegierten. Damit ist der Abstimmungskampagne trotz ausfallender Jahresversammlung eröffnet. Die Fahne ist für Wohnhäuser, Ställe und Scheunen gedacht. Die kantonalen Bauernverbände erhalten in der zweiten Dezemberwoche alle ein Kontingent an Fahnen, so dass interessierte Betriebe dort eine beziehen können. Weiter wurden diese über die geplante Kampagne und die Aufgabenteilung zwischen nationalen und regionalen Aktivitäten informiert.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Medienpreis geht an DOK-Film zum Thema Foodwaste

19.11.20 | Die SRF-Journalistin Michèle Sauvain gewinnt mit dem DOK-Film «Foodwaste – Was tun?» den Deutschschweizer Medienpreis des Schweizer Bauernverbands.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 46 (9. – 13.11.2020)

17.11.20 | Der SBV hat seine zweisprachige Facebookseite für die Bauernfamilien in eine deutsche und eine französische aufgeteilt. Damit können wir die verschiedenen Sprachregionen besser und zielgerichteter erreichen. Auch bei der Kampagne «Schweizer Bauern» gab es mit contadini.svizzeri, einem eigenen italienisch-sprachigem Instagram-Kanal, Zuwachs. Aktuell ist der SBV mit mehreren Seiten für verschiedene Zielgruppen auf Facebook, Instagram, Whatsapp, Twitter, Youtube, und LinkedIn vertreten.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Damien Rey und Daniel Hasler bilden das neue Co-Präsidium der Schweizer Junglandwirtekommission

16.11.20 | Neu steht an der Spitze der Junglandwirtekommission des Schweizer Bauernverbands ein Co-Präsidium bestehend aus Damien Rey aus Middes FR und Daniel Hasler aus Walterswil BE. Die beiden treten zusammen die Nachfolge von Christian Schönbächler aus Einsiedeln SZ an.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Verordnungspaket 2020: Kurs stimmt

11.11.20 | Der Bund verabschiedete heute das neue landwirtschaftliche Verordnungspaket. Dieses geht für den Schweizer Bauernverband mehrheitlich in die richtige Richtung.

Mehr lesen