Hauptinhalt

Dürre setzt der Landwirtschaft zu: Sofortmassnahmen gefordert

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 7. August 2018

Mit jedem Tag ohne längeren, gesamtschweizerischen Regen spitzen sich die Probleme mit der extremen Trockenheit in der Schweizer Landwirtschaft zu. Der Schweizer Bauernverband verabschiedete deshalb heute ein erstes Massnahmenpaket. Im Zentrum stehen die Sicherstellung der Futterversorgung sowie die Solidarität innerhalb der Branche und der Wertschöpfungskette.

Ganz Europa und auch die Schweizer Landwirtschaft leiden unter starker Trockenheit. Seit Monaten gibt es den begehrten Regen nur in Form von lokalen Gewittern. Weil diese regional sehr unterschiedlich ausfielen, präsentiert sich auch die Lage nicht überall gleich. An einigen Orten ist zudem die Bewässerung eingeschränkt oder nicht mehr möglich. Mit jedem zusätzlichen Tag ohne ausreichend Wasser, verschärft sich die Situation für die Bauernbetriebe. Kritisch sind insbesondere die aktuelle Futterversorgung im Talgebiet und im Sömmerungsgebiet, das Sicherstellen von genügend Futtervorräten für den Winter, die ausgebrochene Panik auf den Schlachtviehmärkten und die noch ausstehenden, wirtschaftlich bedeutenden Ernten von Acker- und Spezialkulturen. Aus Sicht des Schweizer Bauernverbands (SBV) braucht es deshalb rasch erste Massnahmen, um die negativen Effekte der Dürre zu dämpfen. Gewisse Kantone und der Bund haben bereits reagiert und erste Massnahmen beschlossen, respektive vorgeschlagen. Der SBV ist froh, dass der Ernst der Lage erkannt ist. Für ihn stehen drei Stossrichtungen im Zentrum:

1. Brancheninterne Massnahmen:

  • Um die Verfügbarkeit von Raufutter zu verbessern, sollen Landwirte mit genügend Futter ihr Angebot auf dem Markt und den von kantonalen Bauernverbänden eingerichteten Futterbörsen platzieren.
  • Landwirte, welche zusätzliche Tiere für die Herbst- und Winterführung aufnehmen können, sollen dies frühzeitig bekannt machen. Dies kann allenfalls ebenfalls kantonal koordiniert werden.
  • Privatrechtliche Versicherungsangebote zur Absicherung von Ausfällen aufgrund extremer Witterung mit einer Gesamtlösung im Rahmen der Agrarpolitik 22+ ausbauen.

 

2. Solidarität der Partner in der Wertschöpfungskette:

  • Die Partner in der Wertschöpfungskette müssen sich solidarisch zeigen und dürfen die Notlage nicht ausnützen! Insbesondere die Schlachtbetriebe sind angehalten, die Situation nicht schamlos auszunutzen und die Preise für Schlachtkühe derart massiv zu senken, wie dies diese Woche geschah. Die Landwirte sind angehalten, auf Panikverkäufe zu verzichten. Die Preise für Schlachtkühe werden wieder steigen!
  • Der SBV verlangt, dass die vor kurzem bewilligten Importmengen für Kuhfleisch in der aktuellen Marktsituation nicht eingeführt werden.
  • Da die Kosten für das Futter steigen und die Milchmenge sinkt, fordert der SBV die Detailhändler auf, für die Industriemilch befristet bis am 30. April 2019 fünf Rappen Solidaritätsbeitrag zu bezahlen, der vollumfänglich den Milchproduzenten zugute kommt. Zudem sind sämtliche noch bestehende Abzüge unverzüglich einzustellen.

 

Technische Bestimmungen rund um die Direktzahlungen:

  • Die tiefen Futtererträge müssen in der betrieblichen Nährstoffbilanz (Suissebilanz) berücksichtigt werden, so dass die betroffenen Bauern ausreichend Futter zukaufen können.
  • Beim freiwilligen Programm des regelmässigen Auslaufes im Freien (RAUS) ist zu berücksichtigen, dass die Tiere auf den Weiden nichts mehr zu Fressen haben.
  • Die Sömmerungsbetriebe dürfen keine Benachteiligung erfahren, wenn der Mindesttierbesatz aufgrund des Futtermangels nicht erreicht wird. Alpen mit gutem Futterwuchs sollten die Alpzeit verlängern können.

 

Das Massnahmenset soll den betroffenen Bauernfamilien helfen, die Folgen der Trockenheit zu bewältigen. Es verursacht keine Mehrkosten für den Bund. Der SBV wird aufgrund der weiteren Wetterentwicklung und den Schäden infolge der Trockenheit laufend weitere Standortbestimmungen vornehmen und je nach dem weitere Massnahmen und Forderungen in Betracht ziehen.

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Dürre setzt der Landwirtschaft zu: Sofortmassnahmen gefordert

07.08.18 | Mit jedem Tag ohne längeren, gesamtschweizerischen Regen spitzen sich die Probleme mit der extremen Trockenheit in der Schweizer Landwirtschaft zu. Der Schweizer Bauernverband verabschiedete deshalb heute ein erstes Massnahmenpaket. Im Zentrum stehen die Sicherstellung der Futterversorgung sowie die Solidarität innerhalb der Branche und der Wertschöpfungskette.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Schweizer Futtermittelversorgung verbessern

04.07.18 | Seit Herbst 2017 sucht eine vom Schweizer Bauernverband initiierte Arbeitsgruppe einen Weg, um die Versorgung mit Futtermitteln aus dem Inland zu erhöhen. Dazu arbeiteten die Mitglieder eine Strategie aus. Sie haben die Zwischenresultate nun einem breiteren Kreis von Branchenvertretern präsentiert. Trotz den Vorbehalten zur Finanzierung, stossen die Pläne auf eine Unterstützung. Nächster Schritt ist eine Vernehmlassung.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 05-18: Revision des Einkaufspreisindex landwirtschaftlicher Produktionsmittel

11.06.18 | Der Einkaufspreisindex landwirtschaftlicher Produktionsmittel bildet die Preisänderungen seit 1977 im Bereich Vorleistungen und Investitionen ab. Eine regelmässige Revision ist nötig, um die Gewichtung und den Warenkorb zu aktualisieren. Dabei orientiert sich Agristat am Vorgehen von Eurostat. Der Einkaufspreisindex kann für Vergleiche mit anderen Indices, wie dem Produzentenpreisindex oder dem Landesindex der Konsumentenpreise verwendet werden.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 04-18: Futtermittelbilanz 2016

14.05.18 | Im Jahr 2016 haben die verfügbaren Futtermittel gegenüber dem Vorjahr mit 8 382 000 Tonnen Trockensubstanz um 1,4 % abgenommen. Die marktfähigen Futtermittel sind hauptsächlich Kraftfutter, davon standen im Berichtsjahr 1 875 000 Tonnen zur Verfügung. Die nicht marktfähigen Produkte sind Grundfutter, die fast ausschliesslich von den Raufutterverzehrern gefressen werden. 2016 stammten 6 507 000 Tonnen Futtermittel, d.h. 77,6 % des gesamten Verbrauches, aus dieser Rohstoff-Kategorie. Der Anteil der Inlandproduktion am gesamten verfügbaren Futter ist 2016 mit 84,5 % wieder leicht gesunken. Es standen weniger inländische Ackerprodukte und Nebenerzeugnisse für die Fütterung zur Verfügung, weil die Ernten unterdurchschnittlich ausfielen. Dieser Mangel wurde mit zusätzlichen Importen und teilweise mit der Reduktion des Viehbestandes kompensiert.

Mehr lesen
Stellungnahmen Landwirtschaftliches Verordnungspaket 2018

09.05.18 | Der SBV unterstützt die vorgebrachten Änderungen hinsichtlich der Abschaffung der Exportbeiträge im Rahmen des Schoggigesetzes. Damit konkretisiert der Bundesrat sein Versprechen nach den Zugeständnissen der Schweiz im Rahmen der WTO-Verhandlungen in diesem Bereich. Der SBV begrüsst die Massnahmen, welche zum Ziel der administrativen Vereinfachung beitragen. Diese Anpassungen bleiben noch ungenügend. Der SBV erinnert, dass die Grenzschutzmassnahmen wichtige und effiziente Instrumente sind, um in der Schweiz ein Preisniveau zu halten, welches adäquat zu unseren Produktionskosten ist. Er weist in diesem Sinne jegliche Zugeständnisse ab. Es ist wichtig, dass die Finanzierung der vorgeschlagenen Massnahmen gesichert ist. Der SBV fordert, dass der Bundesrat im Rahmen der Budgetprozeduren den vom Parlament festgelegten Rahmenkredit respektiert.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 03-18: Produktion und Verbrauch von Milch und Milchprodukten

12.04.18 | Die Milchwirtschaft spielt eine bedeutende Rolle für die Schweizer Landwirtschaft. Im Jahr 2017 wurden rund 3,4 Millionen Tonnen Milch vermarktet und in verschiedene Milchprodukte verarbeitet, wobei fast die Hälfte der Milch verkäst wurde. Milch und Milchprodukte leisten einen wichtigen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung der Bevölkerung, allerdings ist der Pro-Kopf-Verbrauch von diversen Milchprodukten stagnierend oder sogar rückläufig

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 01-18: Jahresrückblick 2017

12.02.18 | Mit Ausnahme des durch die Spätfröste schwer getroffenen Obst- und Weinbaus war 2017 im Pflanzenbau ein erfreuliches Jahr mit guten Ernten. In der tierischen Produktion konnten für Schlachtrinder und Schlachtschafe gute Preise gelöst werden. Bei den Schlachtschweinen blieb die Situation unbefriedigend. In der Milchproduktion konnten sich die Preise leicht erholen. 2018 werden steigende Erdölpreise und der höhere Eurokurs zu einem Anstieg der Produktionsmittelpreise führen.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 12-17: Der Pro-Kopf-Verbrauch an Nahrungsmittelenergie nimmt ab

31.12.17 | Der berechnete Pro-Kopf-Verbrauch an Nahrungsmittelenergie geht in der Schweiz seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts kontinuierlich zurück. Er ist von 14 Megajoule pro Kopf und Tag auf unter 13 Megajoule pro Kopf und Tag gesunken. Dafür gibt es mehrere mögliche Ursachen: die Überalterung der Bevölkerung, die Abnahme der körperlichen Aktivität und nicht zuletzt der Einkaufstourismus, weil im Ausland gekaufte, nicht verzollte Nahrungsmittel in den aktuellen Berechnungsmethoden zum Verbrauch nicht erfasst werden. Der Einkaufstourismus senkt den berechneten täglichen Pro-Kopf-Verbrauch aktuell um mindestens 0,3 MJ bzw. etwas mehr als 2 %.

Mehr lesen