Hauptinhalt

Klimaerwärmung mit Fakten statt Behauptungen bremsen

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 3. August 2023

Die Landwirtschaft ist Hauptbetroffene des Klimawandels. Sie hat deshalb alles Interesse die Erderwärmung zu bremsen und will ihren Beitrag zur Emissionsreduktion leisten. Die Diskussion zu den Ursachen und damit Massnahmen ist allerdings nur begrenzt faktenbasiert. Insbesondere steht das Schweizer Rindvieh zu Unrecht als vermeintlich Hauptschuldige im öffentlichen Fokus. 

Der Klimawandel macht sich weltweit und auch in der Schweiz bemerkbar. Sei es mit langer Trockenheit oder anderen extremen Wettereignissen wie Starkregen, Stürme oder Hagel. Es ist deshalb bedeutend, dass man die Quellen der Treibhausgasemissionen wissenschaftlich fundiert benennt und Massnahmen zur deren Reduktion vorantreibt. Um Wirkung zu erzielen, ist bei den grossen Hebeln anzusetzen. In der Schweiz sind das gemäss dem Treibhausgasinventar der Verkehr (30.6%, wobei der Flugverkehr nicht berücksichtigt ist), die Industrie (23.6%), die Haushalte (17.6%) und die Landwirtschaft (14.3%). Bei letzterer steht vor allem das Methan im Vordergrund und die Kuh und anderes Rindvieh, welche dieses bei ihrer Verdauung verursacht. Methan ist nach CO2 das zweitwichtigste von Menschen verursachte Treibhausgas und besitzt eine hohe Klimawirkung. Im Gegensatz zu CO2, das sozusagen während Jahrhunderten in der Atmosphäre verbleibt und das Klima konstant erwärmt, hat Methan eine durchschnittliche Lebensdauer von 12 Jahren.

Dazu kommt, dass Methanemissionen von Wiederkäuern biogen sind und weniger klimaerwärmend wirken als fossile Methanemissionen. Das liegt daran, dass sie Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs der Pflanzen sind. Dieser Unterschied ist international anerkannt und wird im Schweizer Treibhausgasinventar teilweise angerechnet. Was hingegen dort nicht berücksichtigt wird, ist die beschriebene Kurzlebigkeit des Methans. Um Reduktionspfade und ihre Klimawirkung zu erfassen, braucht es eine realitätsnahe Abbildung. Die aktuell in der Schweiz verwendete Umrechnung der Methanemissionen in CO2-eq. nach GWP100 (Global Warming Potential über 100 Jahre) kann das nicht. Dafür wurde in den letzten Jahren den GWP* entwickelt. Nimmt man diese Berechnungsmethode als Grundlage, dann machen die Methanemissionen der Landwirtschaft statt 4.3 Mio. t CO2-eq. noch 0.6 Mio. t CO2-eq.* aus. Ein beträchtlicher Unterschied! Mehr Informationen zum Thema sind im Bericht «Methanemissionen in der Schweizer Landwirtschaft» zu finden.

Die Methanemissionen der Landwirtschaft müssen jährlich um ca. -0.3% reduziert werden, damit sie nicht zur zusätzlichen Klimaerwärmung beitragen. Mit den möglichen technischen Massnahmen im Zusammenhang mit den Hofdüngern und deren konsequenter Verwertung in Biogasanlagen lässt sich dieses Ziel erreichen.

Kuh ist keine Klimakillerin

Einfache Lösungen und klare Schuldige sind beliebt. Dazu gehört aktuell auch die Kuh. Wie oben beschrieben, ist ihr Ruf als in Bezug auf das Klima ungerechtfertigterweise in Verruf geraten. Denn in den letzten 40 Jahren ist der Rindviehbestand in der Schweiz um 25 Prozent zurückgegangen. Die Emissionen wurden nicht im gleichen Ausmass reduziert, was an den neuen tierfreundlicheren Haltungsbedingungen mit Laufstall und -hof liegt. Aktuell beschäftigt sich die Forschung damit, diese Emissionen mit baulichen Anpassungen wie der Kot-Harn-Trennung wieder zu reduzieren. Dazu kommen neue Fütterungszusätze und Züchtungsbemühungen, welche den biologisch bedingten Methanaustoss der Tiere verkleinern sollen. Die Kuh als Raufutterverzehrerin ist in der bergreichen Schweiz nicht nur standortgerecht, sondern ein elementarer Bestandteil von möglichst geschlossenen Nähstoffkreisläufen. Die Kuh ist viel besser als ihr Ruf. Höchste Zeit für eine Rehabilitation!

Rückfragen

Michel Darbellay

Leiter Departement Produktion, Märkte & Ökologie

Laurstrasse 10, 5200 Brugg
michel.darbellay@sbv-usp.ch
Departement Produktion, Märkte & Ökologie

Lisa Casarico

Lisa Casarico

Fachverantwortliche Boden

Belpstrasse 26, 3007 Bern       
lisa.casarico@sbv-usp.ch  
Departement Produktion, Märkte & Ökologie
Geschäftsbereich Energie & Umwelt

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Food Waste verhindern und nicht handelsfähige Lebensmittel in Hofläden kaufen

25.06.20 | Der Schweizer Bauernverband engagiert sich mit verschiedenen Massnahmen für weniger Food Waste auf Stufe Landwirtschaft. Hofläden können nicht handelsfähige Naturprodukte entsprechend auszeichnen oder über Too Good To Go anbieten. Damit will er die Akzeptanz für nicht perfekte Naturprodukten sowie die Wertschätzung für Lebensmittel generell fördern und einen Beitrag zum Schutz des Klimas leisten.

Mehr lesen
Stellungnahmen
Stellungnahmen Revision des Energiegesetzes

24.06.20 | Mit der Energiestrategie 2050 beschloss die Schweizer Stimmbevölkerung 2017, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu stärken. Die dazu festgelegten Fördermassnahmen laufen Ende 2022 und Ende 2030 aber aus. Ziel der Vorlage ist es, mehr Anreize für Investitionen in inländische Stromerzeugungsanlagen für erneuerbare Energien zu schaffen sowie die langfristige Stromversorgungssicherheit zu gewährleisten. Dabei werden bestehende Förderinstrumente verlängert und angepasst. Gemäss einer Studie von AgroCleanTech könnte die Landwirtschaft bis im Jahre 2030 2'100 GWh/Jahr produzieren und dabei auch einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.  Grundsätzlich befürwortet der SBV die Stossrichtung der Revision mit der Verlängerung der Fördermassnahmen bis 2035 und insbesondere die Verknüpfung der Energie- und Klimapolitik. Jedoch bedauern wir ausserordentlich, dass der vorliegende Gesetzesentwurf weder eine Lösung für den Weiterbetrieb von bestehenden landwirtschaftlichen Biogasanlagen noch für den dringend nötigen Zubau neuer Anlagen enthält. Deshalb fordern wir technologiespezifische Zielwerte, da die Versorgungssicherheit und die eng verknüpften Klimaziele nur mit dem entsprechenden Energiemix erreicht werden können. Für PV-Anlagen bietet vorliegender Gesetzesentwurf mit grösseren Investitionsbeiträgen für Anlagen ohne Eigenverbrauch eine gute Lösung.  Aufgrund der engen Koppelung der Revision mit dem Stromversorgungsgesetz begrüssen wir die angekündigte Etablierung von Quartierstrom/ Energiegemeinschaften. Stromkonsumierende im ländlichen Raum dürfen dabei nicht diskriminiert werden, wobei die Landwirtschaft auf eine sichere Versorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen angewiesen ist. Eine Anpassung der Netztarifierung aufgrund einer höheren Arbeitskomponente ist zurückzuweisen.  Die Schweizer Landwirtschaft möchte einen Beitrag leisten zum Erreichen der Ziele der Energiestrategie 2050 und den Klimazielen. Hierfür ist es wichtig, dass die Rahmenbedingungen so geschaffen werden, dass die dezentrale Produktion erneuerbarer Energien möglichst einfach und ökonomisch möglich ist. Die Förderung muss technologieabhängig ausgearbeitet werden, damit in Zukunft das Potential für Photovoltaik ausgenutzt wird und eine Lösung für das Fortbestehen der bestehenden Biogasanlagen wie auch ein Zubau gefunden wird.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Erfreulich: Ständerat sagt Littering den Kampf an!

03.06.20 | Achtlos weggeworfene Abfälle entlang von Strassen und Wegen sind ein grosses Problem für viele Bauernfamilien und gefährden die Tiergesundheit. Deshalb freut sich der Schweizer Bauernverband (SBV) über die Unterstützung des Ständerats zur Motion «Wirksame Massnahmen gegen Littering». Diese beauftragt den Bundesrat sich wirksame Massnahmen zu überlegen, mit denen er das zunehmende Problem eindämmen will. Abfälle auf Wiesen und Feldern sorgen für viel Aufräumaufwand für die Bauernfamilien. Vor allem im hohen Gras ist unentdeckter Abfall eine Bedrohung für die Tiergesundheit. Durch das Mähen und Aufbereiten des Grases werden Abfälle zerkleinert und gelangen so als gefährliche Fremdkörper ins Futter der Tiere. Harte Abfallteile können weiter die landwirtschaftlichen Maschinen beschädigen. Zigarettenstummel oder Plastik sind zudem praktisch unzerstörbar und verschmutzen über Jahrzehnte die Natur und den Boden. Der SBV erachtet es deshalb als wichtig, dass der Bund das Problem des Litterings auf nationaler Ebene angeht. Er selber ist im Bereich Sensibilisierung bereits seit vielen Jahren aktiv, doch das allein scheint – so zeigen die Erfahrungen – nicht ausreichend zu sein.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Herzenssache: Wer macht mit bei der «Aktion Sonnenblume»?

30.04.20 | Die Schweizer Bäuerinnen und Bauern zeigen mit Sonnenblumen am Feldrand ihre Dankbarkeit und Solidarität. Bist du auch dabei?

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen UREK-N will Insektensterben wirksam stoppen

12.02.20 | Im letzten August beschloss die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats (UREK-N) eine Kommissionsmotion (19.3968) zum Thema Insektensterben. Auslöser dafür war die von Naturfreunde Schweiz, Apisuisse, Dark Sky Switzerland und Schweizer Bauernverband lancierte Petition „Insektensterben aufklären“, die innert 100 Tagen 165'512 Personen unterschrieben hatten. Heute nahmen die Mitglieder kleine Anpassungen vor und reichten diese als neue Motion (20.3010) ein. So sollen sich die Massnahmen nicht allein auf den Bericht stützen, den das Bundesamt für Umwelt dazu erstellt hat. Die Kommissionsmitglieder möchten auch andere für Insekten relevante Themen, wie die Lichtverschmutzung, angehen und konkrete Massnahmen dazu sowie eine Auslegeordnung und Massnahmen gegen Schädlingen ohne natürliche Feinde erarbeiten. Weiter sollen die Massnahmen entsprechend ihrer Wirksamkeit und Praktikabilität gewichtet und priorisiert werden. Die UREK-N unterstreicht mit den Anpassungen, dass sie das Insektensterben möglichst breit und effizient stoppen will. Das freut auch den Schweizer Bauerverband. Denn eine intakte Biodiversität und Insektenwelt ist für die Stabilität des Ökosystems generell und die Landwirtschaft im Speziellen wichtig.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Absatz von 2.- und 3.-Klass-Ware im Direktverkauf fördern

03.02.20 | Der Schweizer Bauernverband bietet den Bauernfamilien kostenloses Kommunikationsmaterial an, um 2.- und 3.-Klass-Ware im Direktverkauf zu kennzeichnen. Das ist eine seiner Massnahmen im Rahmen der Kampagne von «SAVE FOOD, FIGHT WASTE.» gegen Lebensmittelverschwendung. Sie soll die Akzeptanz für die natürlichen Unterschiede bei Naturprodukten sowie die Wertschätzung für Lebensmittel generell fördern.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Landwirtschaft engagiert sich gegen Food Waste

28.11.19 | «Save Food. Fight Waste» heisst die heute lancierte, nationale Initiative bei der mehr aktuell 69 Firmen, Organisationen, Städte und Gemeinden mitwirken. Die Landwirtschaft ist ebenfalls mit an Bord. Der Schweizer Bauernverband will mit seinen Massnahmen Aufklärung betreiben, die Verkaufsnormen überprüfen und den Absatz von Zweit- und Drittklassware im Direktverkauf fördern.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Nationaler Schulterschluss in der Bekämpfung von Erdmandelgras

26.11.19 | Das Erdmandelgras (EMG), vor Jahrzehnten über kontaminiertes Pflanzgut in die Schweiz eingeschleppt, hat sich zu einem Ungras mit hohem wirtschaftlichem Schadpotential für die gesamte Landwirtschaft entwickelt. Weil seine Knöllchen unbemerkt über anhaftendes Bodenmaterial an Erntemaschinen oder Bodenbearbeitungsgeräten leicht verschleppt werden, breitet es sich immer weiter aus. Das Erdmandelgras wird schnell zur Konkurrenz für unsere Kulturpflanzen, da zuverlässige Herbizide fehlen und nur sehr intensive Bodenbearbeitung eine Teilwirkung erzielt. Stark befallene Flächen können im schlimmsten Fall nicht mehr für den Ackerbau genutzt werden. Als invasiver Neophyt ist es auch eine Bedrohung für die Biodiversität. EMG steht darum auf der Schwarzen Liste von Info Flora.

Mehr lesen