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Mit dem Klima verbunden
Die Landwirtschaft arbeitet in und mit der Natur. Das macht sie vom Klima abhängig. Deshalb trifft sie dessen Veränderung besonders stark. Neben ihrer Betroffenheit ist die Landwirtschaft auch für einen Teil des Ausstosses an klimarelevanten Gasen verantwortlich. Die Bauern reagieren: Sie passen sich an und reduzieren ihre Emissionen.
Die lange Trockenzeit im vergangenen Sommer ist bei den Schweizer Bauernfamilien noch sehr präsent: Das Futter für die Tiere fiel vielerorts viel zu knapp aus, die Bewässerung von sensiblen Kulturen lief auf Hochtouren, zahlreiche Alpbetriebe mussten Wasser zuführen. Weil viele kleinere und mittlere Fliessgewässer austrockneten, kam es gebietsweise auch zu Versorgungsengpässen. Dieses Jahr macht das Wetter ebenfalls Kapriolen: Es gab schon extreme Hitze, starken Hagelschlag und Stürme sowie massive Überschwemmungen. Experten sagen voraus, dass mit dem Klimawandel die Durchschnittstemperaturen weiter steigen und es mehr Wetterextreme geben wird. In der Schweiz soll es zudem eine verstärkte Sommertrockenheit geben. Mit dem Temperaturanstieg erhöht sich der Schädlingsdruck, hitzeempfindliche Kulturen reagieren mit Mindererträgen und bei bewässerten Pflanzenbeständen erhöhen sich Aufwand und Kosten. Dazu kommen Schäden an den Kulturen durch Hagel oder Frost.
Anpassung tut not
Die Bauern reagieren auf diese vielfältigen, neuen Herausforderungen. Sie bauen Bewässerungsmöglichkeiten aus, sie stellen auf wassersparende Systeme und Sensoren für eine bedarfsgerechte Bewässerung um, sie setzen auf robustere und trockenheitstolerantere Sorten oder sie bauen neue Kulturen an, die mit Trockenheit und Hitze besser zurechtkommen. Beispiele für letzteres sind Sorghum und Luzerne, beides Futterpflanzen, die mit weniger Wasser auskommen oder tief wurzeln. Spezielle Bedeutung kommt dabei dem Boden- und Erosionsschutz zu. Je gesünder und humusreicher ein Boden, desto besser ist seine Wasserrückhaltefähigkeit. Agroforstsysteme bieten ebenfalls Vorteile, sie sind aber aktuell bei uns noch kaum im grösseren Stil wirtschaftlich zu betreiben. Und schliesslich steht noch die Frage nach Versicherungslösungen im Raum. Solche bestehen zum Teil, sie sind aber für viele Kulturen zu teuer. Deshalb sollten Prämienverbilligungen – wie sie im Ausland üblich sind – im Rahmen der nächsten Agrarreform auch für die Schweiz ein Thema werden.
Emissionen reduzieren
Die Landwirtschaft hat einem Anteil von 13 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen der Schweiz. 45 Prozent davon ist Methan aus der Nutztierhaltung. Ein Drittel macht Lachgas aus, das den landwirtschaftlichen Böden und bei der Hofdüngerlagerung entweicht. Der Rest entfällt auf Kohlendioxid, das grösstenteils aus der Treibstoffverbrennung stammt. Seit 1990 reduzierte die Landwirtschaft ihren Gesamtausstoss um 11.4 Prozent. Biogasanlagen produzieren nicht nur Ökostrom, sie reduzieren durch den Fermentationsprozess auch die Methanemissionen der Hofdünger. Eine längere Lebensdauer der Mutter-und Milchkühe senkt die Methanemissionen ebenfalls, weil der Aufzuchtzeit eine grössere Lebensleistung gegenübersteht. Weiter gibt es nitrifikationshemmende Düngerzusätze, die weniger Lachgasemissionen im Ackerbau bewirken. Der Effekt von speziellen Futterzusätzen für das Rindvieh ist zwar belegt, er schwankt hingegen von Tier zu Tier stark. Die biologischen Prozesse in der Landwirtschaft sind komplex und lassen sich nicht beliebig steuern.
Der Klimawandel stellt die Bauernfamilien und den Bauernverband vor eine ganze Reihe neuer Herausforderungen. Diese gilt es anzugehen, je schneller desto besser.
Rückfragen
Markus Ritter
Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat
Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch
Alicia Moulin
Schweizer Bauernverband
Geschäftsbereich Energie und Umwelt
Projektleiterin
Telefon: 056 462 50 25
E-Mail: alicia.moulin@agrocleantech.ch