Hauptinhalt

Bäuerliche Vertretung bleibt stark

Standpunkt vom 23. Oktober 2019

Die Würfel sind gefallen. Die Grünen und Grünliberalen sind die Wahlsieger, das muss man neidlos anerkennen. Alle Andern haben verloren. Tatsächlich alle? Nein – es gibt noch eine Gruppe, die sich durchaus zu den Wahlsiegern zählen darf: Die Bauern. Schauen wir das etwas genauer an. Der Schweizer Bauernverband (SBV) stellt nach der Auswertung der Wahlergebnisse fest, dass die sogenannte bäuerliche Vertretung genau gleich gross ist wie bisher. Der SBV wird in der neuen Legislaturperiode 27 Mitglieder des National- und drei des Ständerats an die Konferenz der bäuerlichen Parlamentarier (KBP) einladen. In einigen Kantonen besteht zudem die Chance, dass bei der Wahl von Mitgliedern des Nationalrats in den Ständerat landwirtschaftliche Kandidatinnen und Kandidaten in den Nationalrat nachrücken können. Auch haben einzelne bäuerliche Vertreter Chancen auf einen Sitz im Ständerat. Damit könnte schlussendlich die Vertretung sogar noch grösser sein als bisher. Eingeladen an die KBP werden Mitglieder des Parlaments, die Bäuerin oder Bauer sind, Mitverantwortung für einen Landwirtschaftsbetrieb tragen, beruflich sehr enge Verbindung mit der Landwirtschaft pflegen oder eine verantwortungsvolle Position in einer landwirtschaftlichen Institution oder Organisation, in der Regel einer Mitgliedorganisation des SBV, innehaben. Ausser der GLP und SP werden alle Parteien eine Vertretung in der KBP haben.

Das Wahlziel des SBV, die bäuerliche Vertretung zu halten, wurde erreicht oder wird sogar übertroffen. Wie ist dies – angesichts der Grünen Welle, die eine ganze Reihe von hochkarätigen Wirtschaftsvertretern und langjährigen Parlamentariern wegspülte – möglich? Das Zauberwort heisst Mobilisierung. Diese funktionierte im bürgerlichen Lager und auch in vielen Gebieten nicht, wie die Wahlbeteiligung von 45 Prozent zeigt. Davon haben die urbane Schweiz und die vermehrt an den Wahlen teilnehmenden Jungen profitiert. Die Mobilisierung in der Landwirtschaft dagegen funktionierte. Das herausgegebene Motto «Teilnehmen und klug wählen – so wichtig wie nie» wurde beherzigt. Sonst wäre es nicht möglich gewesen, dass bäuerliche und der Landwirtschaft nahestehende Kandidatinnen und Kandidaten innerhalb der Parteilisten meist gute Resultate erzielten und wieder oder neu gewählt wurden, was zum vorerwähnten Resultat führte. Für die Teilnahme an den Wahlen und der richtigen Listen- und Personenwahl gebührt allen bäuerlichen Wählerinnen und Wählern ein Lob und Dank.

Der SBV freut sich auch über die Wiederwahl einer grossen Zahl von Mitgliedern des «Landwirtschaftlichen Klubs der Bundesversammlung». Da wohl auch neu Gewählte dieser parlamentarischen Gruppe beitreten, wird der Klub auch weiterhin rund 100 Mitglieder umfassen. Nebst den bäuerlichen Parlamentariern sind im Klub «Sympathisantinnen und Sympathisanten» dabei – darunter viele National- und Ständeräte, die sich für landwirtschaftliche Anliegen einsetzen und mit dem SBV zusammenarbeiten.

Nach der Wahl steht nun die parlamentarische Arbeit an. Diese wird angesichts der veränderten Kräfteverhältnisse nicht einfacher, wobei diese schon in der Vergangenheit nicht einfach war. Der SBV wird auch in Zukunft in demokratischen Prozessen die Interessen der Landwirtschaft definieren und dann die Allianzen suchen, um diesen zum Erfolg zu verhelfen. Dabei steht die Zusammenarbeit mit den traditionellen, engen Verbündeten im Vordergrund. Der SBV strebt aber auch mit den gestärkten Kräften im Parlament, allen voran der Grünen Partei, einen Dialog und eine Zusammenarbeit an. In einigen Fragen, zum Beispiel beim Grenzschutz oder dem Freihandel, dürfte es mit dem neuen Parlament sogar noch einfacher werden als bisher. Und die Allianz in Gentech-Fragen wird ohnehin weiter gepflegt. Auch was den Finanzrahmen für die Land- und Ernährungswirtschaft betrifft, gibt es wohl kaum Differenzen. Für was die Mittel eingesetzt werden, dann wahrscheinlich schon mehr und was das Ausmass an Ökologie betrifft sowieso. Bezüglich der Ausgestaltung der Agrarpolitik 22+, der künftigen Raumplanung und vor allem der ganzen Serie von extremen, für die Bauernfamilien schädlichen Initiativen stehen herausfordernde Debatten an. Bei diesen sollten das Wohl der Bauernfamilien und der Erhalt einer nachhaltigen, einheimischen Landwirtschaft die Leitschnur sein. Utopische Lösungen, die zu nichts anderem führen, als zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland, machen keinen Sinn. Damit stecken wir schon mitten in der Diskussion, die der SBV mit den neuen, aber auch den bisherigen Parlamentariern führen wird. Es bleibt spannend!

Autor

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Bundesrat will keine Deklaration tierquälerisch erzeugter Importprodukte

11.09.20 | Mehr Freihandel ist nur mit einer massiven Verschärfung der Deklaration bei importierten Nahrungsmitteln und strengen Tierwohl-Minimalstandards zu haben. Der Bundesrat ist dazu nicht bereit und will somit das nach Schweizer Tierschutzrecht produzierte Fleisch nicht vor Billigimporten schützen. Die Vorschläge des Bundesrates sind gerade vor dem Hintergrund von weiteren Grenzöffnungen und Freihandelsabkommen völlig ungenügend. Die der Mercosur-Koalition angehörenden Organisationen aus Bauern, Konsumentenschaft und Tierschutz (SBV, FRC, STS) wollen die obligatorische Deklaration für Importprodukte konsequent stärken und verlangen mehr Transparenz über in der Schweiz verbotene Produktionsmethoden.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Initiativen gehen zu weit, die Anliegen sind aber wichtig

08.09.20 | Verschiedene Organisationen reichten heute die Doppelinitiative Biodiversität und Landschaft ein. Die Landschaftsinitiative will das Kulturland stärker schützen und dabei die Gebäudefläche plafonieren. Die Biodiversitätsinitiative fordert mehr Fläche und Geld für die Förderung der Biodiversität. Beide Anliegen sind im Sinne der Landwirtschaft, ihre Ausgestaltung geht aber im Hinblick auf deren Hauptaufgabe zu weit.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Weckruf für ein JA zum revidierten Jagdgesetz

04.09.20 | Am 27. September stimmt das Volk über das revidierte Jagdgesetz ab: Eine moderne und fortschrittliche Vorlage mit klaren Regeln, die den Schutz von Tieren, Landschaften und Men-schen ausgewogen berücksichtigt. In Bern versammelten sich Bäuerinnen und Bauern, Jäge-rinnen und Jäger sowie Sympathisanten aus allen Landesteilen auf dem Bundesplatz, um gemeinsam für ein JA einzustehen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Falsche Grundlagen führen zu falschen Lösungen

28.08.20 | Geschützte Tiere wie Biber und Luchs werden mit dem revidierten Jagdgesetz besser ge-schützt. Neu können sie nicht mehr zu jagdbaren Tieren erklärt werden und statt wie bisher rund 300 Tiere können von den geschützten Arten nur noch drei reguliert werden, nämlich Wolf, Steinbock und Höckerschwan.

Mehr lesen
Stellungnahmen Consultation relative à la loi fédérale sur les voies cyclables

27.08.20 | Dans votre courrier du 13 mai dernier vous nous invitez à prendre position sur la consultation mentionnée en ob-jet et nous vous remercions de nous offrir cette possibilité. De façon générale, l’Union suisse des paysans (USP) salue la nouvelle loi fédérale sur les voies cyclables, mais rappelle que cette dernière doit avant tout fixer les principes de base, ainsi que la mise en œuvre, et non se perdre dans trop de détails.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Unerwartetes Bekenntnis für eine umfassende Ernährungspolitik

21.08.20 | Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats will die Agrarpolitik 22+ sistieren. Sie verlangt grundsätzliche Antworten zur Weiterentwicklung der Agrar- und Ernährungspoli-tik. Die Vorgehensweise bietet die Chance, die einseitige Agrarpolitik zu einer glaubwürdigen Ernährungspolitik umzubauen.

Mehr lesen
Stellungnahmen Revision der CO2-Verordnung Vernehmlassungsverfahren

21.08.20 | Die Schweizer Landwirtschaft ist vom Klimawandel stark betroffen, weshalb es für die hiesige Landwirtschaft wichtig ist, dass Massnahmen getroffen und Regulierungen in Kraft gesetzt werden, welche denselben eindäm-men. Der Schweizer Bauernverband unterstützt deshalb grundsätzlich das Klimaabkommen von Paris und auch dessen Umsetzung auf gesetzlicher Ebene. Die Massnahmen zur Umsetzung führen aber auch zu zusätzlichen Kosten. Diese müssen ebenfalls beachtet werden. Um eine drohende Regulierungslücke bis zum Inkrafttreten des CO2-Gesetzes 2022 zu vermeiden, unterstützen wir die Verlängerung der bestehenden Klimaschutzinstrumente für das Jahr 2021. Die Weiterführung der Inland-Kompensationspflicht für Treibstoffimporteure begrüssen wir ausdrücklich. Die Aufrechterhaltung des Emissionshandelssystems (EHS), welches mittlerweile mit dem System der EU verknüpft ist, erachten wir als wichtige Notwendigkeit, ebenso die Neuregelungen bezüglich den Emissi-onsvorschriften im Rahmen des Neuwagenzieles. Jedoch wünschen wir, dass die Teilrevision der Verordnung besser auf das zukünftige CO2-Gesetz abgestimmt ist.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Das revidierte Jagdgesetz verbessert den Schutz für Biber und Luchs

20.08.20 | Geschützte Tiere wie Biber und Luchs werden mit dem revidierten Jagdgesetz besser ge-schützt. Neu können sie nicht mehr zu jagdbaren Tieren erklärt werden und statt wie bisher rund 300 Tiere können von den geschützten Arten nur noch drei reguliert werden, nämlich Wolf, Steinbock und Höckerschwan.

Mehr lesen