Hauptinhalt

«Schicksalsjahr» für die Bauernfamilien

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 03. Januar 2020

Die Spitze des Schweizer Bauernverbands forderte an der Jahresmedienkonferenz auf dem Schweinezuchtbetrieb von Samuel Schwab eine einheitliche Strategie für die Schweizer Landwirtschaft im Hinblick auf die anstehenden Initiativen, das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten und die Agrarpolitik 22+. Die Landwirtschaft ist stolz auf ihren Vorbildcharakter in Sachen Umwelt und Tierwohl. Sie arbeitet deshalb daran, stetig besser zu werden. Sie wird darum kämpfen, dass die einheimische Produktion nicht durch zwei Importförderung-Initiativen in Frage gestellt wird.

2020 stehen für die Bauernfamilien entscheidende Themen an: Zuerst die Botschaft zur Agrarpolitik 22+, dann das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten und schliesslich die Volksabstimmungen über die beiden Initiativen «Für sauberes Trinkwasser» und «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide». An seiner Jahresmedienkonferenz auf dem Schweinezuchtbetrieb von Samuel Schwab in Worb BE zeigt die Spitze des Schweizer Bauernverbands (SBV) auf, wie alle drei Themen zusammenhängen und die Zukunft der einheimischen Landwirtschaft bestimmen.

Zu extreme Initiativen

Auf der einen Seite stehen die radikalen Forderungen der beiden Initiativen, welche die Schweizer Ernährungswirtschaft komplett auf den Kopf stellen würden. Die Landwirtschaft produziert aktuell das, was die Bevölkerung kauft. Diese hätte es heute schon in der Hand, den Anbau in die gewünschte Richtung, z.B. mehr Bioproduktion oder gar ein Bioland Schweiz, zu steuern. Für den SBV ist es komplett illusorisch, dass bei einer Annahme alle plötzlich nur noch Bio möchten und auch bereit sind, den höheren Preis dafür zu bezahlen. Der SBV erwartet deshalb im Gegenteil, dass die inländische Produktion massiv zurückgeht und die aktuell verkaufte konventionelle Ware importiert wird. Bei der Trinkwasserinitiative – die nur auf die Direktzahlungen zielt, aber keine Verbote beinhaltet – befürchtet der SBV, dass Betriebe kontraproduktive Alternativstrategien einschlagen. Solche, die heute schon kaum auf Direktzahlungen angewiesen sind, verzichten ganz darauf. Das wäre vor allem für jene mit Spezialisierung auf Kulturen, bei denen der Pflanzenschutz wichtig ist, wie Obst, Gemüse oder Wein sowie für Betriebe mit Schwerpunkt Schweine- oder Geflügelhaltung, ein wahrscheinlicher Weg. Damit fielen für diese auch andere Einschränkungen und Auflagen weg.

Widersprüche und Kreisquadraturen

Das Freihandelsabkommen mit Mercosur auf der anderen Seite, stellt eine Art Gegenpol zu den Initiativen dar. Hier hält die offizielle Schweiz wenig von Nachhaltigkeit und Tierschutz. Wenn Lebensmittel in Südamerika produziert sind, dann spielt es offenbar keine Rolle, welche Mittel zum Einsatz kamen und ob die Tiere in Feedlots gehalten und völlig artfremd ernährt wurden. Da ist man auch bereit, Konzessionen zu machen, welche die eigene, unter ganz anderen Auflagen produzierende Landwirtschaft empfindlich schwächt.

Das dritte Element ist die AP 22+. Diese will die Quadratur des Kreises schaffen und allen widersprüchlichen Anforderungen an die Landwirtschaft gerecht werden. Sie will diese noch viel nachhaltiger machen, das Tierwohl stärken, aber auch mehr auf Wettbewerbsfähigkeit und Markt setzen. Es ist absehbar, dass dieses Kunststück nicht gelingen wird. Der Dachverband der Schweizer Bauernfamilien fordert deshalb, dass sich der Bundesrat als oberste Instanz für eine klare Strategie entscheidet und diese konsequent verfolgt.

Vorbildfunktion behalten

Die Schweizer Landwirtschaft ist eine Pionierin in Sachen umwelt- und tierfreundlicher Produktion. Das will sie auch in Zukunft bleiben und daran arbeitet sie kontinuierlich. Das gilt ganz speziell, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln anbelangt. Der SBV unterstützt deshalb auch die von der WAK-S vorgeschlagenen und von der WAK-N gutgeheissenenen parlamentarische Initiative, die einen verbindlichen Absenkpfad für die Risiken im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln vorsieht. Im neuen Jahr setzt er zudem auf die Information und den Dialog mit der Bevölkerung. Er will zeigen, was die Landwirtschaft tut, warum sie es tut und wie sie ihre Verantwortung für eine intakte Umwelt und gesunde Nutztiere wahrnimmt. Und im Abstimmungskampf will die Landwirtschaft die Bevölkerung von einem doppelten Nein überzeugen, weil die Initiativen nicht das bringen, was sie auf den ersten Blick versprechen. Weil sie die einheimische, nachhaltige Produktion in Frage stellen und Importe sowie den Einkaufstourismus ankurbeln.  

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Kühe und Streuströme – Was gilt es zu wissen?

02.02.23 | Sind Kühe Differenzspannungen über 1 Volt ausgesetzt, kann es sein, dass sie ihr Verhalten ändern, gestresst sind oder die Milchqualität darunter leidet. Die neue kostenlose Informationsplattform Streuströme der AGRIDEA zeigt, wie die unerwünschten Ströme entstehen und wie sie verhindert und behoben werden können. Dazu bietet sie Checklisten, Fallbeispiele und Kontaktmöglichkeiten zu Fachpersonen an. Initiiert wurde das Projekt durch den Schweizer Bauernverband (SBV) und finanziert durch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen WAK-N bleibt auf der Linie des Ständerats

31.01.23 | Die Wirtschafts-Kommission des Nationalrates hat die reduzierte AP22+ zu Ende beraten und zuhanden Nationalrat für die Frühjahrssession verabschiedet. Sie folgt bis auf einzelne Aus-nahmen dem Ständerat, was der Schweizer Bauernverband begrüsst. Die AP22+ soll damit – wie vom Bundesrat vorgeschlagen – eine schlanke Vorlage bleiben, die auf wirtschaftlich und soziale Themen fokussiert. Umweltthemen wurden bereits umfassend mit der Pa. Iv. 19.475 umgesetzt.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen WAK-N mit der AP22+ auf einem guten Weg

10.01.23 | Die Wirtschafts-Kommission des Nationalrates hat die Beratung zur verkürzten AP22+ aufge-nommen. Sie folgt weitestgehend dem Ständerat, was der SBV begrüsst.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Die Wirtschaft und die Landwirtschaft sichern die Stabilität und den Wohlstand unseres Landes

06.01.23 | Das Bewusstsein für wirtschaftliche und landwirtschaftliche Themen zu steigern, ist das Ziel der Dachverbände der Schweizer Wirtschaft und Landwirtschaft im Wahljahr 2023. Am Dreikönigstag zeigten die Verbände auf dem Bundesplatz in Bern mit konkreten Botschaften auf, wie die Wirtschaft und die Landwirtschaft zur Sicherheit und Stabilität in unserem Land beitragen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Den Rückenwind in der Direktvermarktung nutzen

15.07.20 | Bei Lebensmitteln ist vielen KonsumentInnen die Herkunft wichtig. Regionale Produkte sind besonders gefragt, wie auch der Boom in den Hofläden während dem Corona-Ausnahmezustand zeigte. Der Schweizer Bauernverband sieht in der Direktvermarktung noch grosses Potential und einen Nutzen für die gesamte Landwirtschaft. Er unterstützt die Direktvermarktungsbetriebe deshalb mit verschiedenen Massnahmen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Schutzkonzept für Landwirtschaftsbetriebe

06.05.20 | Die Behörden verlangen neu von allen Landwirtschaftsbetrieben mit Angestellten oder Lernenden ein Schutzkon-zept, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermeiden. Der Gemüseproduzenten- und Obstverband haben ein solches für Betriebe mit Spezialkulturen erstellt. Der Schweizer Bauernverband hat daraus ein angepasstes Konzept für Betriebe mit einzelnen Angestellten oder Lernenden erstellt. Beide Versionen stehen online zur Ver-fügung. Jeder betroffene Betrieb ist aufgefordert, eines der beiden Schutzkonzepte herunterzuladen, bei Bedarf zu ergänzen, auszudrucken und zu unterzeichnen. Ebenso muss er dafür besorgt sein, dass die dort aufgeführten Massnahmen auf seinem Betrieb umgesetzt sind. Auch für Wochenmärkte oder agrotouristische Angebote sowie für Schlachtviehmärkte stehen Schutzkonzepte online zur Verfügung.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Keine Butterimporte!

23.04.20 | Die Branchenorganisation Milch spricht sich für den Import von 1000 Tonnen Butter aus. Für den Schweizer Bauernverband (SBV) ist dieser Entscheid komplett unverständlich und ein Affront für die Schweizer Milchproduzenten. Butterimporte zum jetzigen Zeitpunkt sind nicht angezeigt. Die Butterlager sind in den letzten Wochen gewachsen. Die Milchproduzenten müssen immer noch Abzüge in Kauf nehmen für den Export von Milchfett! Die Produzentenpreise sinken teilweise im Mai und die Abzüge bleiben hoch. Die in Aussicht gestellte Erhöhung der Produzentenpreise auf Juli ist vor diesem Hintergrund ungenügend. Für den SBV sind Butterimporte unter den aktuellen Umständen ein absolutes No-Go!

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Gute und schlechte Nachrichten vom Bundesrat

16.04.20 | Neu können Selbstständigerwerbende auch ohne komplette Betriebsschliessung im Rahmen einer Härtefallregelung eine Entschädigung für ihren Umsatzausfall beantragen und ab dem 27. April ist der Verkauf von Pflanzen wieder möglich. Nicht nachvollziehbar ist, dass die Wochenmärkte bis zum 11. Mai warten müssen.

Mehr lesen