Hauptinhalt

Verzicht auf Chlorothalonil-haltige Pflanzenschutzmittel

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 8. November 2019

Chlorothalonil ist diesen Sommer aufgrund einer Neubeurteilung über Nacht zum Problem für das Schweizer Trinkwasser geworden. Aktuell überprüfen die Behörden die Zulassung. Der Schweizer Bauernverband fordert die Bauernbetriebe bis zu diesem Entscheid dazu auf, keine Chlorothalonil-haltigen Pflanzenschutzmittel einzusetzen.

Chlorothalonil ist ein Fungizid, das in der Schweizer Landwirtschaft seit rund 50 Jahren vor allem in Getreide, Gemüse und Reben gegen Pilzbefall zum Einsatz kommt. Der Wirkstoff schützt zum Beispiel Weintrauben vor dem gefürchteten falschen Mehltau, der unbehandelt zum totalen Verlust der Ernte führen kann. Chlorothalonil kommt aber auch auf Sportrasen, Blumen, Sträuchern oder Zierpflanzen zur Anwendung.

Schweizer Bauern haben nichts falsch gemacht

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit hat am 8. August 2019 die Abbauprodukte von Chlorothalonil – sogenannte Metaboliten – von «nicht relevant» in «relevant» umgeteilt. Der Grund dafür war, dass negative gesundheitliche Auswirkungen der Abbauprodukte nicht sicher ausgeschlossen werden können. Diese Erkenntnis ist sowohl für die Schweiz als auch Europa neu. Sie stellt Bauern und Trinkwasserversorger vor grosse Herausforderungen: Über Nacht ist ein bis vor kurzem als bedenkenlos geltendes und rechtmässig eingesetztes Produkt zum Problemfall geworden. Denn seit der neuen Beurteilung muss das Trinkwasser den extrem tiefen Anforderungswert von 0.0000001g/l einhalten.

Klarheit schaffen für Bauernbetriebe, Wasserversorger und Bevölkerung

Aktuell überprüft die Schweizer Zulassungsbehörde den Wirkstoff. Für den Schweizer Bauernverband (SBV) gilt unverändert, dass solche Entscheide aufgrund von wissenschaftlichen Grundlagen gefällt werden müssen. Weil die momentan unklare Situation Wasserversorger und Gesellschaft aber stark verunsichert, will der SBV so rasch als möglich Klarheit schaffen. Er fordert die Bauernbetriebe deshalb auf, bis zum Entscheid der Zulassungsbehörden Produkte mit dem Wirkstoff Chlorothalonil nicht mehr einzusetzen. Für den Schutz der Kulturen stehen ausreichend andere Wirkstoffe zur Verfügung.

Schutz des Grundwassers ist ein gemeinsames Interesse

Sauberes Trinkwasser ist auch für die Landwirtschaft wichtig. Es braucht Anstrengungen von allen Kreisen, um die hohe Qualität des Schweizer Trinkwassers zu bewahren. Aktuell sind 42% aller Grundwasserfassungen nicht bundesrechtskonform ausgeschieden, ebenso wenig deren Zuströmbereiche. Nebst den Abbauprodukten von Pflanzenschutzmitteln werden im Grundwasser zahlreiche weitere Stoffe und Rückstände aus Industrie und Gesellschaft gefunden. Für diese fehlen klare Grenzwerte nach wie vor gänzlich.

Rückfragen

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

David Brugger

Schweizer Bauernverband
Leiter Geschäftsbereich Pflanzenbau

Telefon 077 438 90 88
E-Mail david.brugger@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Stellungnahmen Photovoltaik-Grossanlagen: Verordnungsrevisionen zur Umsetzung des Artikels 71a EnG

13.12.22 | In der Herbstsession entschied das Parlament angesichts der drohenden Strommangellage in einem Schnellverfahren diverse Massnahmen zur Förderung der Winterstromproduktion. Einer dieser Massnahme ist die Ermöglichung von alpinen Solaranlagen. Der SBV erhielt nun während zwei Wochen die Möglichkeit einer Stellungnahme. Darin bemängelt er den ungenügenden Kulturlandschutz sowie die fehlende Berücksichtigung der Bewirtschaftenden. 

Mehr lesen
Stellungnahmen Verordnungspaket Strom

07.12.22 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zum Verordnungspaket Strom.

Mehr lesen
Stellungnahmen Teilrevision Bundesgesetz über Tabakprodukte und elektronische Zigaretten (TabPG)

30.11.22 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Teilrevision Bundesgesetz über Tabakprodukte und elektronische Zigaretten (TabPG).

Mehr lesen
Stellungnahmen Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung

22.11.22 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung anlässlich einer Vernehmlassung in der Begleitgruppe.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Auch UREK-N anerkennt dringenden Handlungsbedarf beim Wolf

02.11.22 | Die UREK-N sieht den Bedarf für eine bessere Regulierung der schnell wachsenden Wolfbestände und will in Zukunft präventive Regulierungen ermöglichen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Bundesrat nimmt wichtige Korrekturen vor

02.11.22 | Die Landesregierung hat an der Verordnung zur Parlamentarischen Initiative Absenkpfad einige für die Praxis wichtige erste Anpassungen vorgenommen und ein weiteres agrarpolitisches Verordnungspaket verabschiedet.

Mehr lesen
Stellungnahmen Auswirkung von Gasmangel auf die Ernährungssicherheit

23.09.22 | Das Thema Strom- und Gasmangellage ist allgegenwärtig und führt zu Fragen und Verunsicherungen, so auch in der Landwirtschaft. Wir möchten Sie im Zusammenhang der Konsultation zur Gasmangellage auf ein paar wichtige Punkte im Interesse der Lebensmittelversorgung und der Versorgungssicherheit hinweisen. Wir unterstützen grundsätzlich das Vorgehen des Bundesrats, um die Schäden einer Mangellage möglichst tief zu halten. Dennoch fehlen bei einer rein auf möglichst tiefe Wirtschaftsverluste ausgelegte Planung Aspekte, die insbesondere bei der Lebensmittelproduktion entscheidend sind.

Mehr lesen
Stellungnahmen Gewässerschutzverordnung (GSchV)

05.08.22 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Gewässerschutzverordnung (GSchV).

Mehr lesen