Hauptinhalt

Idealvorstellung versus Realität

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 06. Januar 2021

Die Bauernfamilien stehen zwischen der Dauerkritik in den Medien und ihrer Realität am Markt sowie an der Verkaufsfront. Zwei extreme Agrar-Initiativen vertiefen diesen Graben. Die Initiativen sind eine Mogelpackung. Die Trinkwasserinitiative hätte gemäss Studien einen negative Gesamteffekt auf die Umwelt.

Die Schweizer Landwirtschaft steht aktuell stark im öffentlichen Fokus und in der Kritik. Die Pflanzenschutzmittel, das Futter, die Hofdünger, die Tierhaltung als Ganzes – für alles gibt es scheinbar Lösungen. Wenn sich die Bauernfamilien nur bewegen würden!

Obwohl es das selten in die Medien und damit ins öffentliche Bewusstsein schafft, verändert und verbessert sich die einheimische Landwirtschaft stetig. Der Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln ist seit 2010 um 37 Prozent gesunken. Heute sind die Hälfte der eingesetzten Pflanzenschutzmittel natürlichen Ursprungs und im Biolandbau zugelassen. Aber ganz ohne Möglichkeit, die Kulturen im Bedarfsfall vor Pilzen oder Schädlingen zu schützen, kann die Landwirtschaft die vom Markt gewünschte Menge und Qualität nicht produzieren. Gegessen würde das trotzdem, zum Zug kämen dann einfach vermehrt importierte Lebensmittel. Bereits heute fällt 75 Prozent des konsumbedingten Fussabdruckes der Schweiz im Ausland an. Je mehr Importe, desto schlechter ist die Situation für die Umwelt als Ganzes. Die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe haben unterdessen gesamthaft 16 Prozent ihrer Flächen für die Förderung der biologischen Vielfalt und Insekten ausgeschieden. Bedingung, um überhaupt Direktzahlungen zu erhalten, wären pro Betrieb 7 Prozent.

Vier von fünf Franken nehmen die Bauernfamilien im Schnitt über den Verkauf ihrer Produkte ein. Sprich, die Nachfrage nach ihren Produkten und der Preis, den sie dafür erhalten, ist die Grundlage ihres wirtschaftlichen Erfolges und damit ihres Handelns. Aus diesem Grund ist das Einkaufsverhalten in den Läden und das Konsumverhalten generell entscheidend, in welche Richtung sich die Landwirtschaft weiterentwickelt. Die Nachfrage nach umwelt-, tierfreundlichen oder auch pflanzlichen statt tierischen Produkten, stellt schlussendlich die Bestellung an das Angebot dar. Die Bauernfamilien stehen nicht auf der Bremse! Sie sind gewillt noch mehr zu tun. Sie sind aber auf einen langfristig stabilen Nachfragesog angewiesen, um die nötigen Investitionen tätigen und kostendeckend produzieren zu können.

Die aktuelle Dauerkritik an ihrer Arbeit schlägt den Bauernfamilien auf das Gemüt. Die Schweizer Landwirtschaft hat nach wie vor internationalen Vorbildcharakter, das darf auch anerkannt werden. Am 13. Juni stehen zudem zwei extreme Volksabstimmungen an. Die Initiativen sind eine Mogelpackung. Die Trinkwasserinitiative hätte gemäss zwei Studien einen klar negativen Effekt auf die Umwelt. Die Pestizidfrei-Initiative würde die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben und wäre ein Verstoss gegen die WTO-Verpflichtungen.  

Zu dieser Medienmitteilung gibt es einen ergänzenden Presserohstoff.​​​​​​​

Rückfragen

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Francis Egger

Stv. Direktor Schweizer Bauernverband
Leiter Departement Wirtschaft, Bildung und Internationales

Telefon      056 462 50 12
Mobile       079 280 69 66
Email        francis.egger@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Agrarpolitik 22+: Ernährungswirtschaft als Ganzes anschauen

14.12.20 | Der Ständerat will die Agrarpolitik 22+ sistieren und verlangt grundsätzliche Antworten zur Weiterentwicklung der Agrar- und Ernährungspolitik. Die Vorgehensweise bietet die Chance, die einseitige Agrarpolitik zu einer glaubwürdigen Ernährungspolitik umzubauen.

Mehr lesen
Standpunkte
Standpunkte Lenkungsabgabe: Wie sinnvoll ist moderner Ablasshandel?

11.12.20 | Das Thema „Lenkungsabgaben“ steht in Bundesbern hoch im Kurs. Grün-linke Politiker, Umweltorganisationen und auch einzelne Wissenschaftler sehen hier die ultimative Waffe, um beispielsweise den Pflanzenschutz-, Futtermittel- oder Kunstdüngerverbrauch zu senken. Was sind Lenkungsabgaben genau? Ein klassisches Beispiel ist die Flugticketsteuer.

Mehr lesen
Standpunkte
Standpunkte Agrarpolitik 22+: Ernährungswirtschaft als Ganzes anschauen

27.11.20 | In der anstehenden Wintersession berät der Ständerat die Agrarpolitik 22+. Diese Vorlage ist für die Landwirtschaft von grosser Bedeutung. Der Schweizer Bauernverband lehnt sie insbesondere deshalb ab, weil sie eine Reduktion des landwirtschaftlichen Sektoraleinkommens um 265 Millionen Franken und eine Senkung des Selbstversorgungsgrads auf 52% zur Folge hätte. Er stellt sich aber nicht grundsätzlich gegen eine sinnvolle Weiterentwicklung. Damit sich Nachfrage und Angebot nicht auseinanderentwickeln, ist dafür aber ein ganzheitlicherer Ansatz nötig.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Erfreulich! Gentech-Moratorium soll bleiben

12.11.20 | In der neuen Botschaft zum Gentechnikgesetz schlägt der Bundesrat eine Verlängerung des Gentech-Moratoriums um weitere vier Jahre vor. Der Schweizer Bauernverband (SBV) unterstützt dies ausdrücklich. Das Moratorium ist die Grundlage, damit die Schweizer Landwirtschaft konsequent gentechnikfrei bleibt und sich von Importprodukten differenzieren kann.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Verordnungspaket 2020: Kurs stimmt

11.11.20 | Der Bund verabschiedete heute das neue landwirtschaftliche Verordnungspaket. Dieses geht für den Schweizer Bauernverband mehrheitlich in die richtige Richtung.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Höhere Produzentenpreise!

05.11.20 | Die Begehrlichkeiten nach Butterimporten lassen nicht nach. Diese Knappheit muss sich nun endlich in einer substanziellen Erhöhung der Produzentenpreise niederschlagen. Der Schweizer Bauernverband (SBV) fordert: - Importbutter darf nicht mehr unter der Marke «Die Butter» oder «Floralp» in den Verkauf gelangen. Sie ist in einer für die Konsumentinnen und Konsumenten eindeutig erkennbaren Verpackung anzubieten. - Der Anteil der A-Milch muss sofort erhöht werden. Infolge von Corona ist der Verkauf von Milch und Milchprodukten im Detailhandel stark gestiegen. Das sind mehrheitlich Produkte aus dem A-Segment. Dies muss sich nun in Form einer Erhöhung des A-Milchanteils und einer höheren Wertschöpfung bei den Produzenten niederschlagen. - Per Januar 2021 führt die Branchenorganisation Milch eine neue Preisstützung für die Eiweissverwertung ein. Diese muss es auf den gleichen Zeitpunkt erlauben, die Produzentenpreise für die A-Milch um mindestens 2 Rp./kg zu erhöhen. Der SBV erwartet von der Milchbranche, dass diese nicht nur einfach weitere Butterimporte beantragt, sondern ihre Verantwortung wahrnimmt und endlich die Bedingungen für die Molkereimilchproduzenten verbessert.

Mehr lesen
Standpunkte
Standpunkte Nein zur extremen Konzernverantwortungs-Initiative

03.11.20 | Die Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt», kurz Konzernverantwortungsinitiative, kommt am 29. November 2020 zur Abstimmung. Sie will Schweizer Unternehmen verpflichten, gegenüber dem Bund in einer Sorgfaltsprüfung die Einhaltung internationaler Menschenrechte und Umweltstandards darzulegen. Diese Prüfung schliesst auch die Geschäftsbeziehungen im Ausland ein. Besteht ein Unternehmen die Sorgfaltsprüfung nicht, würde es gemäss Initiative für die im In- und Ausland verursachten Schäden seiner Aktivitäten haften und entsprechend durch den Bund sanktioniert. Brisant ist die damit verbundene Beweislastumkehr: Nicht wie üblich muss der Staat ein Vergehen beweisen, sondern das Unternehmen muss dem Staat beweisen, dass es nichts verbrochen hat.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Umgang mit den Risiken von Pflanzenschutzmitteln: Vorberatende Kommission ebnet den Weg für Plenum des Nationalrats

14.10.20 | Der Schweizer Bauernverband (SBV) begrüsst es, dass die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats die parlamentarische Initiative ihrer Schwesterkommission im Ständerat unterstützt. Diese ist eine Antwort auf die anstehenden Volksinitiativen betreffend Pflanzenschutzmittel, indem sie mit einem verbindlichen Absenkpfad die Risiken im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln senkt und den Umgang mit Nährstoffüberschüssen regelt. Dies schafft auch Spielraum für die Sistierung der AP22+.

Mehr lesen