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Immer weniger Antibiotika für Nutztiere
Die Schweizer Landwirtschaft ist seit längerem daran, durch die Förderung der Tiergesundheit, gezielte Zucht oder den Einsatz von Komplementärmedizin den Antibiotika-Einsatz zu minimieren. Die verschiedenen Branchen haben zahlreiche Massnahmen lanciert und Projekte gestartet. In den letzten zehn Jahren ist es gelungen, den Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung mehr als zu halbieren. Diese Erfolgsgeschichte soll weitergehen.
Die internationale Antibiotika-Awareness-Woche steht vor der Tür. Ihr Ziel: Mit Sensibilisierungs- und weiteren Massnahmen den Einsatz von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin minimieren. Antibiotika haben seit ihrer Entdeckung zahllose Leben gerettet. Weil sie (zu) oft verwendet werden, bilden Krankheitserreger immer öfter Resistenzen, so dass die Wirkung von Antibiotika verloren geht. Die Schweizer Landwirtschaft ist sich dessen bewusst und arbeitet schon länger daran, die Tiergesundheit gezielt zu fördern und wo immer möglich kranke Tiere ohne Antibiotika zu behandeln. In der Folge ging die Verwendung von Antibiotika in der Veterinärmedizin in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte zurück. Da diese Erhebung auf Grosshandelsstufe aber nur sehr begrenzt Rückschlüsse auf die Verwendung der Antibiotika zulässt, wird ab 1. Januar 2019 jeder Einsatz in der Landwirtschaft in einer Antibiotikaverbrauchsdatenbank erfasst. In Zukunft kann die Landwirtschaft damit noch gezielter an der weiteren Reduktion arbeiten.
Hygiene- und Vorbeugemassnahmen
Die Branchen der Tierwirtschaft warten aber nicht die Ergebnisse der neuen Datenbank ab: Bereits laufen zahlreiche spezifische Projekte bei den verschiedenen Nutztierarten. Die Basis bilden strenge Hygienemassnahmen, die vor allem bei in Gruppen lebenden, anfälligen Jungtieren einen Krankheitsausbruch verhindern. Allein damit ist es gelungen, dass über 90 Prozent der Geflügel-Bestände in der Schweiz nie mit Antibiotika in Kontakt kommen. Beim SuisSano-Programm der Schweinebranche wird bereits heute jeder Antibiotikaeinsatz erfasst und ausgewertet. So können die mitwirkenden Betriebe zusammen mit ihren Tierärzten laufend die Tiergesundheit gezielt verbessern und den Antibiotikaeinsatz minimieren. Vor einem Jahr startete der Schweizer Kälbergesundheitsdienst, der die Geburts- und Mastbetriebe mit ganzheitlichen Vorbeugungskonzepten begleitet. Auf Basis von breit angelegten Bestandesberatungen will dieser die Management- und Behandlungskonzepte in Richtung gesunde Kälber optimieren.
Gezielte Zucht und Komplementärmedizin
Mit der Verbesserung der natürlichen Widerstandskraft gegen Krankheiten lassen sich Antibiotikaeinsätze ebenfalls vermeiden. Ein Weg, um beim Milchvieh diese Widerstandskraft zu erhöhen, ist die Zucht. Diesen Ansatz verfolgen die Schweizer Rinderzüchter. Damit die Milchviehhalter Tierbestände mit möglichst gesunden Eutern aufbauen können, haben sie einen Zuchtwert für das Merkmal „Mastitisresistenz“ entwickelt. Beim Milchvieh unterstützen die Schweizer Milchproduzenten zudem die Beratungsorganisation Kometian, die komplementärmedizinische Beratungen, insbesondere mit Einsatz der Homöopathie, in der Tierhaltung anbietet. Damit arbeitet auch Bio Suisse. In der Bioproduktion gelten zudem seit 2017 neue Weisungen zum Einsatz von Antibiotika auf Knospe-Betrieben.
Vorbeugen statt heilen
Alle laufenden Massnahmen zielen auf eine Minimierung des Antibiotikaeinsatzes auf den landwirtschaftlichen Betrieben ab. Der erfreuliche Rückgang der eingesetzten Mengen in den letzten Jahren soll weiter gehen. Dass die Landwirtschaft auf gutem Weg ist zeigen, zwei Interviews des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands. In denen geben eine Tierärztin und eine homöopathisch tätige Bäuerin praktische Tipps.
Die Bauernfamilien haben ein ureigenes Interesse, ihren Beitrag zu leisten, um die Wirksamkeit der Antibiotika zu erhalten. Falls sie selber erkranken, sind sie auf wirksame Mittel angewiesen. Ebenso zur Behandlung schwer erkrankter Tiere und damit zum Vermeiden von unnötigem Leid. Zudem ist der Einsatz von Antibiotika immer auch ein wesentlicher Kostenfaktor, der die Wirtschaftlichkeit der Produktion reduziert. Das Motto lautet deshalb: Vorsorgen ist besser und günstiger als heilen!
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Rückfragen
- Siehe Kontaktpersonen bei den einzelnen Projekt- und Massnahmenbeschrieben.