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Schweizer Nutztierhaltung ist vorbildlich und gut kontrolliert
Die Schweizer Landwirtschaft ist eine Tierschutzpionierin. Doch wie sieht die Situation heute aus, ist unsere Spitzenposition im internationalen Vergleich in Gefahr? Der Verein Qualitätsstrategie hat bei Agridea eine Studie in Auftrag gegeben und diese heute vorgestellt. Das Fazit: Die Schweizer Tierproduktion ist nach wie vor vorbildlich. Das gilt für die Haltungsbedingungen ebenso wie für den Einsatz von Antibiotika und ganz speziell gilt es für die Kontrollen der gesetzlichen Vorgaben. Das umliegende Ausland holt auf.
„Vergleichende Betrachtung zu Tierschutz und Tierwohl in der Fleischproduktion zwischen der Schweiz und ihren Importländern 2018“, so lautet der Titel der heute vorgestellten Studie, die der Verein Qualitätsstrategie bei Agridea in Auftrag gegeben und heute veröffentlicht hat. Ziel war eine Standortbestimmung der Schweizer Landwirtschaft in Sachen Tierschutz und Tierwohl, um gezielt weitere Optimierungen in Angriff nehmen zu können.
Bei den tierspezifischen Vorschriften in Sachen Haltung steht die Schweiz praktisch überall besser da: Die Besatzdichten beim Geflügel sind tiefer, Vollspaltenböden bei Rindern verboten, der Liegebereich für die Schweine grosszügiger und die Transportdauer kürzer, als in den wichtigsten Herkunftsländern von Importfleisch. Ebenso ist in der Schweiz der Einsatz von antimikrobiellen Leistungsförderern verboten, in weiten Teilen von Asien, Nord- und Südamerika an der Tagesordnung.
Auch was den Antibiotikaeinsatz bei kranken Tieren anbelangt, hat die Schweizer Produktion ihre Hausaufgaben gemacht beziehungsweise ist auf einem guten Weg: Sie hat den Verbrauch in den letzten zehn Jahren fast halbiert. Am meisten Antibiotika setzen die USA, China, Brasilien und Deutschland ein. Und besonders bedenklich: Diese Länder rechnen damit, dass bei ihnen der Verbrauch von Antibiotika bis im Jahr 2030 um fast 70 Prozent steigt.
Nur wer ständig besser wird, bleibt gut. An diesem Sprichwort orientiert sich auch die Schweizer Landwirtschaft. Die Studie hat auch Verbesserungspotential eruiert. Der Anteil von Labelfleisch mit Zusatzanforderungen im Bereich Tierwohl ist je nach Tierkategorie sehr unterschiedlich. Bei Kalbfleisch liegt er bei unseren Grossverteilern zwischen 65 und 85 Prozent, bei Geflügelfleisch zwischen 2 und 13 Prozent. Auch bei den beiden staatlichen Anreizprogrammen „Regelmässiger Auslauf im Freien“ und „Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme“ variiert der Anteil zwischen 91 Prozent (RAUS Kühe ohne Milchkühe) und 7 Prozent (RAUS Mastpoulets).
In den letzten Jahren hat Deutschland angefangen, strenge Tierschutzlabel zu entwickeln. Auch in Österreich laufen entsprechende Vorarbeiten. Die Schweiz hat aktuell die Nase noch vorne. Sie muss sich aber anstrengen, um den Vorsprung zu halten. In den künftigen Diskussionen gilt es, bei den Basisanforderungen einen Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit und strengeren Vorschriften zu finden. Einerseits weil nicht alle Konsumenten bereit sind, viel höhere Preise zu bezahlen. Andererseits weil sich sonst private Labels mit zusätzlichem Tierwohl-Mehrwerten auf dem Markt zu wenig abgrenzen können.