Hauptinhalt
Meine Bilanz
Ein Jahr geht dem Ende entgegen und unweigerlich macht man eine Rückschau. War es ein gutes Jahr? Ein einfaches Ja oder Nein greift sicher zu kurz. Erfreulich ist, dass das Image der Schweizer Landwirtschaft gemäss einer aktuellen Umfrage des Bundesamts für Landwirtschaft sehr gut ist: 91 Prozent der Befragten halten sie für vertrauenswürdig. Grosse Zustimmung gab es auch bei «konsumentennah», «umweltgerecht» oder «unternehmerisch». Das widerspricht dem oft gezeichneten Bild in den Medien. Dort wird insbesondere die Arbeit des Bauernverbands als Interessensvertretungsorganisation häufig sehr kritisch beleuchtet. Doch offenbar kann die Bevölkerung das gut einordnen und beurteilt deswegen die Leistungen der Bauernfamilien nicht geringer. Das erleichtert mich sehr! Die Kritik am Bauernverband – und das ist schlussendlich auch eine gute Nachricht – kommt vor allem wegen unserer erfolgreichen Arbeit auf politischer Ebene zustande.
Und da waren wir dieses Jahr tatsächlich oft gut unterwegs. Am meisten freut mich, dass wir die Sparpläne auf Kosten der Bauernfamilien abwenden konnten. Diese leisten Jahr für Jahr mehr, ohne dass sie eine zusätzliche Entschädigung erhalten. Die bestellten Leistungen nicht mal mehr im gleichen Umfang zahlen zu wollen, das ist für mich eine Art von Zechprellerei. Es ist nicht zuletzt den guten Argumenten zu verdanken, dass das Parlament die Landwirtschaft verschonte.
Für mich eine gute Nachricht ist auch, dass es keinen Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative gibt. Natürlich wäre es verlockend gewesen mit einer guten Alternative eine Abstimmung zur vermeiden. Aber aufgrund des vorliegenden Gegenvorschlags und den Aussagen der Initianten hätte es nur zwei Varianten gegeben: Entweder ein Vorschlag mit einschneidenden Konsequenzen für die landwirtschaftliche Produktion oder die Initianten hätten die Initiative nicht zurückgezogen. Denn eines ist klar: Ihr Ziel ist nicht nur massiv mehr Fläche für die Biodiversität, sondern sie wollen diese auch im Richtplan als ökologische Infrastruktur fix geschützt festhalten.
Zum Schluss noch ein Punkt der meine Jahresbilanz stark trübt: Die gesunkenen landwirtschaftlichen Einkommen. Es ist nicht gelungen, die höheren Kosten in der Produktion vollumfänglich weiterzugeben, neue Auflagen führen zu zusätzlichen Mehrkosten und zusätzlich erbrachte Leistungen im Bereich Umwelt oder Tierwohl sind immer weniger entschädigt. Hier müssen wir im nächsten Jahr besonders aktiv sein. Die Detailhändler können – ebenso wie der Bund – nicht immer mehr verlangen, ohne dann auch den entsprechenden Mehrpreis zu zahlen. Wir brauchen Partner, auf die wir uns verlassen können!
Doch nun, liebe Bäuerinnen und Bauern, genug der Politik. Das Weihnachtfest und der Jahreswechsel stehen vor der Tür. Ich wünsche allen etwas geruhsamere Festtage im Kreis von Familie und Freunden sowie einen gelungenen Start in ein freudenreiches 2024!
Autor
Markus Ritter
Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat
Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch