Hauptinhalt

Nutri-Score ist mangelhaft

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 4. Oktober 2021

Der Nutri-Score soll den Konsumenten bei der Wahl von gesunden Lebensmitteln helfen. Doch er weist grosse Mängel auf, die der Schweizer Bauernverband (SBV) dem zuständigen wissenschaftlichen Gremium übermittelt hat. Eine Überarbeitung ist unbedingt notwendig, damit sich die Bevölkerung auf dieser Grundlage gesünder ernähren kann.

Immer mehr Lebensmittel sind mit dem sogenannten Nutri-Score ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Ampel-System zur vereinfachten Nährwertkennzeichnung. Der Nutri-Score kommt ursprünglich aus Frankreich, inzwischen wird er in mehreren europäischen Ländern auf einer Auswahl an verarbeiteten Produkten verwendet und gleichzeitig von vielen Seiten kritisiert. Folgende Punkte sind aus Sicht des Schweizer Bauernverbands mangelhaft und anzupassen:

Der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels sowie die Verwendung von Zusatzstoffen muss in den Nutri-Score-Algorithmus einfliessen. Gemäss wissenschaftlichen Erkenntnissen tragen hochverarbeitete Lebensmittel dazu bei, dass Menschen insgesamt mehr essen und ihr Gewicht steigt. Übergewicht ist eine Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein Risikofaktor für zahlreiche weitere Krankheiten und somit eine grosse Belastung für das Gesundheitssystem inklusive dessen Kosten.

Reine Fruchtsäfte sind in den Ampelstufen C oder D (Orange oder Rot und damit ungesund) eingeteilt. Verdünnte Apfelsäfte, wie beispielsweise Schorle, kommen trotz Verdünnung nicht besser weg als reine Säfte. Diese Naturprodukte sind damit schlechter bewertet als beispielsweise künstliche zero- oder light-Produkte, die überhaupt keine gesunden Inhaltsstoffe aufweisen. Hier ist eine Korrektur im Algorithmus zur Differenzierung von Naturprodukten notwendig.

Der SBV regt an, unterschiedliche gesättigte Fettsäuren im Nutri-Score-Algorithmus differenziert zu bewerten. Milch und Milchprodukte, die positive Stoffwechseleffekte haben und gemäss Lebensmittelpyramide zu einer ausgewogenen Ernährung gehören, hätten dann nicht per se ein schlechtes Nutri-Score Rating.

Der Nutri-Score vereinfacht in seiner heutigen Form zu stark. Zudem hängt eine gute Ernährung nicht von einzelnen Lebensmitteln ab, sondern auch von den Mengen und der gesamten Zusammensetzung. Eine gesunde Ernährung lässt sich nicht an einen Algorithmus delegieren.

Rückfragen

Michel Darbellay

Leiter Produktion, Märkte & Ökologie SBV

Telefon:    078 801 16 91
E-Mail:     michel.darbellay@sbv-usp.ch 

Sandra Helfenstein

Schweizer Bauernverband
Leiterin Departement Kommunikation und Marketing
Geschäftsbereich Medien & Kampagnen
Mediensprecherin

Telefon 056 462 52 21
Mobile 079 826 89 75
E-Mail sandra.helfenstein@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Glaubwürdige Antwort gegen Initiativen verabschiedet

16.03.21 | Die heute verabschiedete parlamentarische Initiative legt auf Gesetzesebne Ziele und Fristen fest, um die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Nährstoffverluste zu reduzieren. Sie ist damit die Antwort gegen die extremen Agrarinitiativen

Mehr lesen
Standpunkte
Standpunkte Irrtümer sind hartnäckig

12.03.21 | «Eine Kuh würde die Umwelt ebenso stark verschmutzen wie 10'000 Autos». Die Behauptung von Steini in der Zeitschrift für Kinder von Pro Natura, hat Sprengkraft. Sie ist vor allem völlig falsch! Handelt es sich um einen unabsichtlichen Irrtum oder macht Pro Natura extra mit falschen Fakten schon bei den Kindern Stimmung gegen die Landwirtschaft?

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell Agristat Aktuell 02-21: Inlandanteil, Importe und Verwendung der Futtermittel

10.03.21 | Der grösste Teil der importierten Futtermittel stammt aus Europa und hauptsächlich aus der EU. Die Ausnahme bilden rohproteinreiche Futtermittel wie Soja und Kleber, welche vermehrt aus Ländern ausserhalb Europas stammen. Die Schweizer Landwirtschaft benötigt aus dem Ausland vor allem eiweissreiche Futtermittel. Im Jahr 2018 stammten beim Kraftfutter 46 % des importierten Rohproteins aus Soja und Sojaprodukten. 40 % des importierten Kraftfutters gingen in die Rindviehhaltung, die Schweine und das Geflügel folgen erst an zweiter und dritter Stelle. Relativ betrachtet hängt das Geflügel stärker von den Kraftfutterimporten ab, da wichtige Futterkomponenten für das Geflügel wie Weizen und Sojaprodukte in der Schweiz Mangelware sind.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Gute Entwicklungen nicht aufs Spiel setzen

09.03.21 | Am 13. Juni kommen mit der Trinkwasser- und der Pestizidfrei-Initiative zwei extreme Agrarvorlagen zur Ab-stimmung. Mitglieder des nationalen Nein-Komitees zeigten an einer Medienkonferenz heute in Bern die nega-tiven Folgen auf: Weniger einheimische Produktion, mehr Importe, teurere Lebensmittelpreise, mehr Foodwaste, Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. Und alles ohne Mehrwert für die Umwelt oder das Wasser. Zudem erinnerten die Exponentinnen und Exponenten an die positiven Entwicklungen und be-reits aufgegleisten Massnahmen, um weitere Verbesserungen sicherzustellen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Bundesrat bezüglich Nachhaltigkeit gefordert

09.03.21 | Das Stimmvolk hat sich am Wochenende mit 51.6% nur ganz knapp für das Freihandelsabkommen mit Indonesien ausgesprochen. Die grosse Skepsis gegenüber den Nachhaltigkeitsversprechen des Bundesrats muss ernst genommen werden. Die Palmöl-Koalition fordert eine Überarbeitung der Palmölverordnung.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 9 (1. – 9.3.2021)

08.03.21 | Wie zum Start jeder Session, führte der SBV ein Treffen der bäuerlichen Parlamentarier durch, um die im Parlament anstehenden Geschäfte mit Bedeutung für die Landwirtschaft zu besprechen. Weil infolge Corona aktuell nur Parlamentsmitglieder Zugang zum Bundeshaus haben, musste Verbandspräsident Markus Ritter dies für einmal alleine machen.

Mehr lesen
Stellungnahmen Konsultation zur «Planungshilfe für den Abbau von Steinen und Erden zur Herstellung von Zement»

08.03.21 | Die Schweizer Landwirtschaft ist für die Produktion von Nahrungsmittel auf landwirtschaftliche Nutzfläche und insbesondere Fruchtfolgeflächen angewiesen. Diese sind aufgrund der verschiedenen Ansprüche an den Raum und die begrenzten Verfügbarkeiten unter starkem Druck. Aber auch die Landwirtschaft profitiert von Infrastrukturen, wozu bei dessen Bau der Einbezug von Zement unabdingbar ist. Vorliegende Planungshilfe bietet eine gute Übersicht zum Abbau für die Herstellung von Zement. Im Folgenden halten wir unsere Position zu verschiedenen Punkten, welche die Landwirtschaft betreffen fest.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 8 (22. – 26.2.2021)

02.03.21 | Letztes Jahr startete der SBV eigene Massnahmen im Rahmen der nationalen «SAVE FOOD. FIGHT WASTE»-Kampagne. Unter anderem stellten wir Betrieben mit Direktvermarktung kostenlos Kleber zum Auszeichnen von nicht handelstauglichen Lebensmitteln zur Verfügung. Ergänzt wurden diese mit einem Flyer zum Thema Verminderung von Foodwaste. Damit wollen wir die Toleranz für die natürlichen Unterschiede bei Naturprodukten und die Wertschätzung für Lebensmittel generell erhöhen. Diese Aktion setzten wir dieses Jahr durch. Bestellen kann man das Material auf der Webseite.

Mehr lesen