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Schweizer Bauernverband feiert 125. Geburtstag
Vor 125 Jahren befanden sich viele Bauernfamilien in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Um ihre Interessen besser zu vertreten, wurde 1897 der Schweizer Bauernverband als Dachorganisation der einheimischen Landwirtschaft gegründet. Dieser feiert das Jubiläum unter anderem mit einer Weltrekordrösti im Herbst auf dem Bundesplatz. Die Kartoffeln dafür wachsen im Verlauf des Sommers in allen Kantonen heran. Die Lancierung der Jubiläumsaktivitäten fand an der Vorstandssitzung statt, an der die Forschungsinstitution gfs die Bedeutung des Bauernverbands aus heutiger Sicht darlegte.
Dieses Jahr feiert der Schweizer Bauernverband (SBV) sein 125-jähriges Bestehen. Die Gründung erfolgte in einer Zeit wirtschaftlicher Umwälzungen. Ende des 19. Jahrhunderts litten die einheimischen Bauernfamilien wegen zu tiefen Einkommen verbreitet unter bitterer Armut. Eine Ursache war die zunehmende Konkurrenz durch Importe, nachdem Eisenbahn und Dampfschiffe den Transport vereinfachten. Um die Kräfte und Interessenvertretung zu bündeln, endete eine von eidgenössischen Parlamentariern in Bern einberufene Versammlung am 7. Juni 1897 mit der Gründung des SBV. Als ersten Sekretär wählte man den Agronomen und Landwirtschaftslehrer Ernst Laur. Nachdem sich dessen Büro zuerst in Bern befand, verschob er 1901 – auf Wunsch seiner Frau Sophie – den Sitz zurück in die Heimat nach Brugg.
Als eine der ersten Massnahmen führte Ernst Laur im Jahr 1900 Buchhaltungserhebungen bei den Bauernbetrieben ein, um die wirtschaftliche Lage auf objektiver Basis zu ermitteln. 1908 startete die «Preisberichtstelle» ihre Arbeit. Heute ist es Agristat, welche statistischen Daten zur Land- und Ernährungswirtschaft aufbereitet. 1912 wurde mit der Einführung des Zivilgesetzbuches der «Ertragswert» als Grösse für die Übernahme von landwirtschaftlichen Liegenschaften eingeführt. Dessen Festlegung führte zu Streitigkeiten, weshalb der SBV 1914 das «Schätzungsamt» in Betrieb nahm. Dieses ist zusammen mit der Buchhaltungsabteilung unter der Bezeichnung Agriexpert bis heute eine der zentralen Dienstleistungen des Verbands. 1973 begann der Bauernverband mit der Versicherungsberatung ein neues Tätigkeitsfeld. 1992 nahm die Krankenkasse Agrisano den Betrieb auf und 1995 war er mit dem Start seiner Internetagentur agri.ch ein Pionier in diesem Bereich.
Der Schweizer Bauernverband besteht heute aus vier Departementen und verschiedenen Dienstleistungsbereichen (Agrisano Unternehmungen, Agriexpert, Agristat, Agrimpuls, Agriprof und Agriquali). 25 kantonale Bauernverbände und 58 Fachverbände sowie andere Landwirtschaftsorganisationen gehören ihm an. Als Dachorganisation der Schweizer Landwirtschaft setzte er sich in all diesen Jahren für angemessene Produzentenpreise und damit vergleichbare Einkommen, geeignete politische Rahmenbedingungen, eine faire Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen und generell für die Interessen der einheimischen Bauernfamilien ein. Eine geeinte Interessensvertretung ist heute, wo weniger als 3 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind, wichtiger denn je. Lukas Golder, Co-Leiter des Forschungsinstituts gfs, beurteilte den SBV an der Lancierung der Jubiläumsaktivitäten an der Vorstandssitzung als gut aufgestellte und starke Organisation. Er riet der Landwirtschaft weiter, den Austausch mit der Bevölkerung zu verstärken und die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.
Weltrekord-Rösti zum Jubiläum
Der Bauernverband führt zu seinem Jubiläum verschiedene Aktivitäten mit seinen Mitgliedorganisationen, den Mitarbeitenden und der Schweizer Bevölkerung durch. Am 19. September kocht er anlässlich der «Sichlete» auf dem Bundesplatz eine Weltrekord-Rösti. Die Kartoffeln dafür wachsen im Verlauf des Sommers in allen Kantonen heran und werden für den Koch- und Genussevent nach Bern gebracht.
Landwirtschaft im Umbruch
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war die Schweiz schlecht vorbereitet: zu wenig Produktion im eigenen Land, die Zufuhren unterbrochen, die Arbeitskräfte und Pferde wurden von der Armee eingezogen. Diese Engpässe in der Lebensmittelversorgung führten im zweiten Weltkrieg zur bekannten Anbauschlacht, bei der jeder Quadratmeter Land zur Lebensmittelproduktion genutzt wurde. Nach den Entbehrungen im Krieg lautete das Motto «produzieren so viel Land und Tiere hergeben». Maschinen vereinfachten das Arbeiten, neue Sorten steigerten den Ertrag, Pflanzenschutzmittel hielten Krankheiten und Schädlinge in Schach. 50 Jahre nach dem Krieg setzte in der Gesellschaft ein Umdenken ein. Statt maximale Mengen waren immer stärker eine umweltschonende und tierfreundliche Lebensmittelproduktion gefragt. Diese Herausforderung besteht bis heute: Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus der Nähe, mit möglichst wenig negativem Einfluss auf die Umwelt und einem optimierten Ressourcenverbrauch. Die letzten knapp 30 Jahre waren für die Landwirtschaft in der Folge eine Zeit der weiteren Transformation. Diese Entwicklung geht weiter.
Rückfragen
Markus Ritter
Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat
Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch