Hauptinhalt

Schweizer Bauernverband feiert 125. Geburtstag

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 8. Februar 2022

Vor 125 Jahren befanden sich viele Bauernfamilien in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Um ihre Interessen besser zu vertreten, wurde 1897 der Schweizer Bauernverband als Dachorganisation der einheimischen Landwirtschaft gegründet. Dieser feiert das Jubiläum unter anderem mit einer Weltrekordrösti im Herbst auf dem Bundesplatz. Die Kartoffeln dafür wachsen im Verlauf des Sommers in allen Kantonen heran. Die Lancierung der Jubiläumsaktivitäten fand an der Vorstandssitzung statt, an der die Forschungsinstitution gfs die Bedeutung des Bauernverbands aus heutiger Sicht darlegte.

Dieses Jahr feiert der Schweizer Bauernverband (SBV) sein 125-jähriges Bestehen. Die Gründung erfolgte in einer Zeit wirtschaftlicher Umwälzungen. Ende des 19. Jahrhunderts litten die einheimischen Bauernfamilien wegen zu tiefen Einkommen verbreitet unter bitterer Armut. Eine Ursache war die zunehmende Konkurrenz durch Importe, nachdem Eisenbahn und Dampfschiffe den Transport vereinfachten. Um die Kräfte und Interessenvertretung zu bündeln, endete eine von eidgenössischen Parlamentariern in Bern einberufene Versammlung am 7. Juni 1897 mit der Gründung des SBV. Als ersten Sekretär wählte man den Agronomen und Landwirtschaftslehrer Ernst Laur. Nachdem sich dessen Büro zuerst in Bern befand, verschob er 1901 – auf Wunsch seiner Frau Sophie – den Sitz zurück in die Heimat nach Brugg.

Als eine der ersten Massnahmen führte Ernst Laur im Jahr 1900 Buchhaltungserhebungen bei den Bauernbetrieben ein, um die wirtschaftliche Lage auf objektiver Basis zu ermitteln. 1908 startete die «Preisberichtstelle» ihre Arbeit. Heute ist es Agristat, welche statistischen Daten zur Land- und Ernährungswirtschaft aufbereitet. 1912 wurde mit der Einführung des Zivilgesetzbuches der «Ertragswert» als Grösse für die Übernahme von landwirtschaftlichen Liegenschaften eingeführt. Dessen Festlegung führte zu Streitigkeiten, weshalb der SBV 1914 das «Schätzungsamt» in Betrieb nahm. Dieses ist zusammen mit der Buchhaltungsabteilung unter der Bezeichnung Agriexpert bis heute eine der zentralen Dienstleistungen des Verbands. 1973 begann der Bauernverband mit der Versicherungsberatung ein neues Tätigkeitsfeld. 1992 nahm die Krankenkasse Agrisano den Betrieb auf und 1995 war er mit dem Start seiner Internetagentur agri.ch ein Pionier in diesem Bereich. 

Der Schweizer Bauernverband besteht heute aus vier Departementen und verschiedenen Dienstleistungsbereichen (Agrisano Unternehmungen, Agriexpert, Agristat, Agrimpuls, Agriprof und Agriquali). 25 kantonale Bauernverbände und 58 Fachverbände sowie andere Landwirtschaftsorganisationen gehören ihm an. Als Dachorganisation der Schweizer Landwirtschaft setzte er sich in all diesen Jahren für angemessene Produzentenpreise und damit vergleichbare Einkommen, geeignete politische Rahmenbedingungen, eine faire Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen und generell für die Interessen der einheimischen Bauernfamilien ein. Eine geeinte Interessensvertretung ist heute, wo weniger als 3 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind, wichtiger denn je. Lukas Golder, Co-Leiter des Forschungsinstituts gfs, beurteilte den SBV an der Lancierung der Jubiläumsaktivitäten an der Vorstandssitzung als gut aufgestellte und starke Organisation. Er riet der Landwirtschaft weiter, den Austausch mit der Bevölkerung zu verstärken und die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.

Weltrekord-Rösti zum Jubiläum

Der Bauernverband führt zu seinem Jubiläum verschiedene Aktivitäten mit seinen Mitgliedorganisationen, den Mitarbeitenden und der Schweizer Bevölkerung durch. Am 19. September kocht er anlässlich der «Sichlete» auf dem Bundesplatz eine Weltrekord-Rösti. Die Kartoffeln dafür wachsen im Verlauf des Sommers in allen Kantonen heran und werden für den Koch- und Genussevent nach Bern gebracht.

 

Landwirtschaft im Umbruch

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war die Schweiz schlecht vorbereitet: zu wenig Produktion im eigenen Land, die Zufuhren unterbrochen, die Arbeitskräfte und Pferde wurden von der Armee eingezogen. Diese Engpässe in der Lebensmittelversorgung führten im zweiten Weltkrieg zur bekannten Anbauschlacht, bei der jeder Quadratmeter Land zur Lebensmittelproduktion genutzt wurde. Nach den Entbehrungen im Krieg lautete das Motto «produzieren so viel Land und Tiere hergeben». Maschinen vereinfachten das Arbeiten, neue Sorten steigerten den Ertrag, Pflanzenschutzmittel hielten Krankheiten und Schädlinge in Schach. 50 Jahre nach dem Krieg setzte in der Gesellschaft ein Umdenken ein. Statt maximale Mengen waren immer stärker eine umweltschonende und tierfreundliche Lebensmittelproduktion gefragt. Diese Herausforderung besteht bis heute: Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus der Nähe, mit möglichst wenig negativem Einfluss auf die Umwelt und einem optimierten Ressourcenverbrauch. Die letzten knapp 30 Jahre waren für die Landwirtschaft in der Folge eine Zeit der weiteren Transformation. Diese Entwicklung geht weiter.

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

SBV-News SBV-News Nr. 52 (21. – 30.12.2020)

05.01.21 | Vor der Weihnachtspause schaltete der SBV auf der Kampagnenwebseite www.extreme-agrarinitiativen-nein.ch ein Erklärvideo zu den Auswirkungen der Trinkwasserinitiative auf. Darin wird diese als Mogelpackung bezeichnet, weil sie mit Trinkwasser nichts zu tun hat, nur auf die Direktzahlungen zielt und der Umwelt gesamthaft sogar schaden würde. Das Video zirkulierte in den sozialen Medien und als WhatsApp-Status in bäuerlichen Kreisen bereits über die Festtage. Richtig puschen werden wir dieses dann im Vorfeld der Abstimmung vom 13. Juni.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 51 (14. – 18.12.2020)

22.12.20 | Die Landwirtschaft leidet unter Medienbeiträgen, die schlecht recherchiert oder bewusst einseitig ausgerichtet sind. In der seit diesem Herbst bestehende Rubrik «Faktencheck» listet der SBV auf seiner Webseite solche Fälle auf und stellt die Informationen richtig. Diese Woche ist ein neuer Beitrag zur SRF-Sendung Netz Natur vom 10. Dezember dazu gekommen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Beitragseinzug auch für Schafe und Ziegen über Identitas

21.12.20 | Seit drei Jahren werden die Beiträge für Rinder und Schweine an den Schweizer Bauernverband in einem Mandatsverhältnis durch die Identitas AG eingezogen. Das System hat sich bestens bewährt, da administrative Kosten gespart und Synergien genutzt werden können. In Absprache mit den betroffenen Organisationen werden ab 1. Januar 2021 neu auch die Beiträge für Schafe und Ziegen auf diesem Weg erhoben. Eingesetzt werden die Mittel für die allgemeine Standesvertretung sowie spezifische Leistungen zugunsten der Viehwirtschaft.

Mehr lesen
Stellungnahmen Totalrevision Rohrleitungssicherheitsverordnung (RLSV) und Teilrevision Leitungsverord-nung (LeV), Verordnung über das Plangenehmigungsverfahren für elektrische Anlagen (VPeA) und Niederspannungs-Installationsverordnung (NIV)

21.12.20 | Die Schweizer Landwirtschaft kann über die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien einen beachtlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Nebst den wichtigen Fördermassnahmen haben aber auch technische und organisatorische Rahmenbedingungen einen Einfluss auf die Attraktivität des Zubaus erneuerbarer Energien. Auf der anderen Seite sind Landwirte und Landwirtinnen als Grundeigentümer indirekt betroffen infolge der Durchleitungen von Stromversorgungen und Rohrleitungen. Im Folgenden halten wir unsere Position zu verschiedenen Punkten, welche die Landwirtschaft betreffen, fest.

Mehr lesen
Stellungnahmen Änderung des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)

21.12.20 | Die Gesetzesänderung betrifft in erster Linie das Beherbergungsgewerbe. Nichtsdestotrotz ist auch die Landwirtschaft davon betroffen, denn sie bietet im Rahmen von Agrotourismus auch selber touristische Dienstleistungen an. Diese können auch über die angesprochenen Online-Buchungsplattformen beworben und vertrieben werden. Weiter sind landwirtschaftliche Unternehmen auch auf verschiedene Weisen mit ebenfalls im ländlichen Raum aktiven Tourismusunternehmen wirtschaftlich verschränkt und voneinander abhängig (Regionale Warenflüsse, Arbeitskräfte, Infrastruktur etc.). Gerne nehmen wir deshalb die Möglichkeit wahr, zu Ihrer Vorlage Stellung zu beziehen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Nationalrat will das Insektensterben bekämpfen

17.12.20 | Der Nationalrat hat heute die Kommissionsmotion (20.3010) zum Insektensterben angenommen. Der Ursprung dieser Motion war die Petition «Insektensterben aufklären!», die 2018 von den Naturfreunden Schweiz, apisuisse, Dark-Sky Switzerland und dem Schweizer Bauernverband lanciert worden war und die innert 100 Tagen 165'512 Unterschriften zusammenbrachte. Die heute angenommene Motion verlangt, dass konkrete Massnahmen ergriffen werden, um das Insektensterben einzudämmen. Die Initianten der Petition freuen sich ausserordentlich. Sie ermutigen den Ständerat, die Motion ebenfalls so rasch wie möglich zu verabschieden. Der Schutz der Insekten ist unerlässlich, um den Erhalt unserer Ökosysteme und Lebensgrundlagen zu sichern!

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 50 (7. – 13.12.2020)

14.12.20 | Die letzte Sitzung des Jahres war zugleich die erste für die sieben neuen Vorstandsmitglieder. Die reich befrachtete Traktandenliste umfasste eine Übersicht über die Marktsituationen, das Referendum gegen das Freihandelsabkommen mit Indonesien (der Vorstand empfiehlt der Landwirtschaftskammer ein Nein), die Vernehmlassung «Stopp dem Preisdumping beim Zucker», die Verlängerung des Gentech-Moratoriums, den Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative, die AP 22+, die Revision der Grundbildung in der Landwirtschaft, den Stand der Arbeiten sowie Finanzierungsfragen der Abstimmungskampagne sowie das Verbandsbudget. Er befasste sich zudem mit der parlamentarischen Initiative «Absenkpfad» und äusserte sich in einer Medienmitteilung enttäuscht über die Verschärfung des Nationalrats.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Agrarpolitik 22+: Ernährungswirtschaft als Ganzes anschauen

14.12.20 | Der Ständerat will die Agrarpolitik 22+ sistieren und verlangt grundsätzliche Antworten zur Weiterentwicklung der Agrar- und Ernährungspolitik. Die Vorgehensweise bietet die Chance, die einseitige Agrarpolitik zu einer glaubwürdigen Ernährungspolitik umzubauen.

Mehr lesen