Hauptinhalt

Kostendeckende Preise und Nein zur Biodiversitätsinitiative

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 3. Januar 2024

An seiner Jahresmedienkonferenz auf einem Bauernbetrieb im Berner Seeland erläuterte der Schweizer Bauernverband, warum es höhere Produzentenpreise braucht, um den sinkenden Einkommen der Bauernfamilien entgegenzuwirken. Die extremen Forderungen in Bezug auf die Biodiversitätsförderung ist der Hauptgrund für seine Ablehnung der Initiative, die 2024 zur
Abstimmung kommt.

Der Schweizer Bauernverband (SBV) blickte heute an seiner Jahresmedienkonferenz auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Richard und Nadia Maurer in Frienisberg sorgenvoll auf das Jahr 2024. Die wirtschaftliche Lage der Schweizer Bauernbetriebe hat sich stark verschlechtert. Der Verdienst pro Familienarbeitskraft sank zwischen 4.1 im Talgebiet und 10.4 Prozent im Hügelgebiet. Im Berggebiet, wo der Verdienst noch bei 40'100 Franken pro Jahr bei Vollzeitbeschäftigung liegt, sank er um 6.8 Prozent. Im Hügel- und Berggebiet erreichen 80 Prozent der Betriebe das Vergleichseinkommen nicht.

Ein Grund für die schlechte finanzielle Lage bei den Bauernfamilien sind die steigenden Kosten für die Vorleistungen, bei denen es nicht gelungen ist, diese über bessere Produzentenpreise vollumfänglich weiterzugeben. Der zweite Grund sind die gestiegenen Anforderungen, unter anderem im Zusammenhang mit dem Absenkpfad Pflanzenschutz und Nährstoffe, die zu Mehraufwand und Mindererträgen führen. Diese sind weder über die Direktzahlungen noch die Produzentenpreise entschädigt und führen so zu Einkommensverlusten bei den Bauernfamilien. Dazu kommt das steigende Produktionsrisiko, weil immer weniger Pflanzenschutzmittel für den Schutz der Kulturen zur Verfügung stehen. Die pflanzliche Produktion, die ja eigentlich gefördert werden sollte, steht speziell unter Druck.

Nachdem die Abnehmer jeweils an vorderster Front eine besonders nachhaltige Schweizer Landwirtschaft fordern, sind sie nun in der Pflicht: Sie müssen den nötigen Mehrpreis dafür zahlen und sich beim Absatz engagieren. Um der schlechten Entwicklung entgegenzuwirken, fordert der Schweizer Bauernverband, 2024 eine Erhöhung der Produzentenpreise zwischen 5 und 10 Prozent. Faire, kostendeckende Preise sind die Grundlage für weitere Verbesserungen im Bereich Tierwohl, Klimaschutz oder Biodiversitätsförderung.

Das zweite grosse Thema in diesem Jahr wird die Abstimmung über die Biodiversitätsinitiative sein. Der SBV engagiert sich zusammen mit weiteren betroffenen Branchen für ein Nein. Dies aus zwei Gründen: Erstens, weil es keinen Bedarf gibt für neue Regelungen. Die weitere Förderung der Artenvielfalt ist bereits mit der heutigen Gesetzesgrundlage möglich und über eine nationale Strategie und den Aktionsplan bereits im Gange. Zweitens, weil die Naturschutzorganisationen völlig unverhältnismässige Forderungen stellen. Sie verlangen 30 Prozent der Landesfläche unter Schutz zu stellen und rechnen aktuell 8 Prozent als Schutzgebiet an. Damit müssten weitere 880'000 ha ausgeschieden werden. Die Landwirtschaft bewirtschaftet rund 1 Million Hektaren und davon dienen heute bereits fast 200’000 Hektaren zur Förderung der Biodiversität. Auf diesen Flächen besteht das Potential für weitere Optimierungen für eine bessere Wirkung. Mit jeder wegfallenden Hektare Landwirtschaftsland für die Lebensmittelproduktion, erhöhen sich die Importe und damit die Abhängigkeit vom Ausland. Je mehr Fläche wir im Ausland für unsere Lebensmittelversorgung belegen, desto schlechter der ökologische Fussabdruck unserer Ernährung.

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Anne Challandes

Vizepräsidentin Schweizer Bauernverband
Präsidentin Schweizerischer Bäuerinnen- und Bauernverband
Mobile 079 396 30 04

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Sparmassnahmen entschärft

23.11.23 | Die Finanzkommission des Nationalrats anerkennt, dass die vom Bundesrat vorgeschlagene Entlastung der Bundeskasse auf dem Buckel der Bauernfamilien nicht fair ist. Sie schlägt vor, auf diverse Sparvorschläge im Agrarbudget, insbesondere bei den Direktzahlungen, zu verzichten. Allerdings bleibt das Budget der Landwirtschaft trotz steigenden Anforderungen unter dem Vorjahr.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 46-2023

21.11.23 | Der SBV-Vorstand empfiehlt der Landwirtschaftskammer, an ihrer Sitzung im Januar sowohl für die Volksinitiative «Für ein besseres Leben im Alter» (Initiative für eine 13. AHV-Rente) wie auch «Für eine sichere und nachhaltige Altersvorsorge» (Renteninitiative) die Nein-Parole zu fassen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Viel zu tiefe Einkommen in der Landwirtschaft!

21.11.23 | Die Einkommen in der Landwirtschaft sind zu tief und es braucht dringend Massnahmen zur Verbesserung. Die vom Bundesrat vorgesehene Senkung der Entschädigung der Bauernbetriebe für die erbrachten gemeinwirtschaftlichen Leistungen ist deshalb gesetzeswidrig. Gleichzeitig müssen auch die Abnehmer bessere Produzentenpreise bezahlen, damit die Mehrkosten gedeckt sind.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Konsumenten mit Lockpfosten auf den Hof locken

20.11.23 | Jahr für Jahr blitzen sie uns entlang von Wegen und Wiesen entgegen – die weiss leuchtenden Lockpfosten. Bis am 31. Januar 2024 können sich Landwirtinnen und Landwirte unter www.bauernportal.ch für die neue Lockpfosten-Saison anmelden. Besonders geeignet sind gutfrequentierte Standorte. Mit Hilfe der auffälligen Lockpfosten bringen die Bauernbetriebe ihre Arbeit und ihre Leistungen spielerisch der Bevölkerung näher.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Sparen bei den Direktzahlungen reduziert das heute schon tiefe Einkommen der Bauernfamilien

16.11.23 | Die Finanzkommission des Ständerats hat das Budget für das Jahr 2024 beraten und entsprechende Anträge für die Wintersession verabschiedet. Sie anerkennt, dass die Landwirtschaft für das Loch in der Bundeskasse nicht verantwortlich ist. Trotzdem spricht sie sich für einschneidende Kürzungen bei den Direktzahlungen aus.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 10-23: Grundlagen zur Ernährungsinitiative

13.11.23 | Die hängige Volksinitiative für eine sichere Ernährung verlangt einen tiefgreifenden Wandel des Schweizer Ernährungssystems. Rein rechnerisch scheint der verlangte Netto-Selbstversorgungsgrad von 70 Prozent realisierbar zu sein. Es würden sich jedoch massive Veränderungen für die gesamte Nahrungsmittelkette ergeben. Dazu wären drastische Eingriffe von Seiten des Bundes notwendig. Die Realisierbarkeit und Opportunität der notwendigen Massnahmen erscheinen fraglich, genauso wie die Akzeptanz durch die Konsumenten.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News Nr. 45-2023

13.11.23 | Die Deklassierung von Label-Weizen widerspricht dem viel geäusserten Wunsch von Konsumenten und Handel nach mehr Nachhaltigkeit. Waren alles nur leere Worte?

Mehr lesen
Stellungnahmen Direkter Gegenentwurf zur Volksinitiative «Bargeld ist Freiheit»

13.11.23 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zum direkten Gegenentwurf zur Volksinitiative «Bargeld ist Freiheit».

Mehr lesen