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Und plötzlich ist Versorgungssicherheit wieder ein Thema
Der Krieg, den Russland in der Ukraine angezettelt hat, macht fassungs- und hilflos. So viel unnötiges Leid! Die Ukraine ist eine der weltweiten Kornkammern. Ein Ausfall ihrer Ernten und der Exportstopp von Russland hat deshalb weitergehende Konsequenzen, als abertausende Kriegsopfer, Millionen von Flüchtlingen und zerstörte Infrastruktur. Vor allem arme afrikanische Länder beziehen viel Brotweizen aus dem Osten. Brot ist dort das wichtigste Grundnahrungsmittel und damit ein Politikum. Die politischen Umwälzungen von 2010, die als arabischen Frühling bekannt wurden, hatten ihre Ursache in gestiegenen Brotpreisen und einer Bevölkerung, die sich das Essen nicht mehr leisten konnte. Bei uns merken wir vor allem indirekte Konsequenzen wie gestiegenen Energie- und Treibstoffkosten, sowie die nach oben schiessenden Düngerpreise. Diese sind allerdings schon vorher gestiegen. Das liegt einerseits daran, dass die Düngerproduktion auf Grund hoher Energiekosten gedrosselt wurde. Andererseits ist die weltweite Nachfrage hoch. Länder wie China und Indien sind grosse Düngerkäufer, denn solche Milliardenvölker brauchen viel Nahrung. Die Menschheit wächst, das Landwirtschaftsland ist beschränkt. Die aktuelle Krise zeigt uns deshalb vor allem eines: Ausreichend zu Essen für alle Menschen bereitzustellen, ist eine weitere weltweite Herausforderung unserer Zeit! In der Schweiz werden wir nicht so schnell Hunger haben. Dank unserer hohen Kaufkraft können wir uns das Essen auch steigenden Preisen noch leisten. Aber als grosser Nettoimporteuer tragen wir trotzdem eine Verantwortung. Denn was wir auf dem Weltmarkt einkaufen, reduziert das Angebot für andere Länder. Wir sollten also unser Potential nutzen und den möglichen Teil unseres Essens selbst produzieren. Ich stelle die bisherigen Errungenschaften für eine nachhaltige landwirtschaftliche Praxis nicht in Frage. Es ist aber zwingend, die weiteren zahlreichen Forderungen, die unsere Lebensmittelproduktion schwächen, in aller Klarheit zurückzuweisen. Dazu gehören beispielsweise die geplanten 3.5 Prozent Biodiversitätsförderfläche auf dem offenen Ackerland, die Reduktion der Nährstoffüberschüsse um 20 Prozent oder der Wegfall der Toleranzgrenze bei der Suisse-Bilanz. Auch der Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative will weitere Flächen aus der Produktion nehmen. Wenn man bedenkt, dass heute schon 75 Prozent unseres konsumbedingten Umweltabdruckes im Ausland anfällt, sollten wir die Importabhängigkeit auch aus ökologischen Gründen nicht erhöhen! Vielmehr sollten wir unser Potential nutzen und unseren Fokus darauf legen, wie wir die aktuelle, nachhaltige Lebensmittelproduktion im Inland erhalten und stärken können. Alles andere wäre verantwortungslos! Es ist jedoch nicht nur die Politik, sondern auch der Markt gefragt: Die Schweizer Landwirtschaft produziert nur Lebensmittel, wenn die Produzentenpreise angemessen sind. Hier braucht es dringend Erhöhungen.