Hauptinhalt

Und plötzlich ist Versorgungssicherheit wieder ein Thema

Standpunkt des Schweizer Bauernverbands vom 04. April 2022

Der Krieg, den Russland in der Ukraine angezettelt hat, macht fassungs- und hilflos. So viel unnötiges Leid! Die Ukraine ist eine der weltweiten Kornkammern. Ein Ausfall ihrer Ernten und der Exportstopp von Russland hat deshalb weitergehende Konsequenzen, als abertausende Kriegsopfer, Millionen von Flüchtlingen und zerstörte Infrastruktur. Vor allem arme afrikanische Länder beziehen viel Brotweizen aus dem Osten. Brot ist dort das wichtigste Grundnahrungsmittel und damit ein Politikum. Die politischen Umwälzungen von 2010, die als arabischen Frühling bekannt wurden, hatten ihre Ursache in gestiegenen Brotpreisen und einer Bevölkerung, die sich das Essen nicht mehr leisten konnte. Bei uns merken wir vor allem indirekte Konsequenzen wie gestiegenen Energie- und Treibstoffkosten, sowie die nach oben schiessenden Düngerpreise. Diese sind allerdings schon vorher gestiegen. Das liegt einerseits daran, dass die Düngerproduktion auf Grund hoher Energiekosten gedrosselt wurde. Andererseits ist die weltweite Nachfrage hoch. Länder wie China und Indien sind grosse Düngerkäufer, denn solche Milliardenvölker brauchen viel Nahrung. Die Menschheit wächst, das Landwirtschaftsland ist beschränkt. Die aktuelle Krise zeigt uns deshalb vor allem eines: Ausreichend zu Essen für alle Menschen bereitzustellen, ist eine weitere weltweite Herausforderung unserer Zeit! In der Schweiz werden wir nicht so schnell Hunger haben. Dank unserer hohen Kaufkraft können wir uns das Essen auch steigenden Preisen noch leisten. Aber als grosser Nettoimporteuer tragen wir trotzdem eine Verantwortung. Denn was wir auf dem Weltmarkt einkaufen, reduziert das Angebot für andere Länder. Wir sollten also unser Potential nutzen und den möglichen Teil unseres Essens selbst produzieren. Ich stelle die bisherigen Errungenschaften für eine nachhaltige landwirtschaftliche Praxis nicht in Frage. Es ist aber zwingend, die weiteren zahlreichen Forderungen, die unsere Lebensmittelproduktion schwächen, in aller Klarheit zurückzuweisen.  Dazu gehören beispielsweise die geplanten 3.5 Prozent Biodiversitätsförderfläche auf dem offenen Ackerland, die Reduktion der Nährstoffüberschüsse um 20 Prozent oder der Wegfall der Toleranzgrenze bei der Suisse-Bilanz. Auch der Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative will weitere Flächen aus der Produktion nehmen. Wenn man bedenkt, dass heute schon 75 Prozent unseres konsumbedingten Umweltabdruckes im Ausland anfällt, sollten wir die Importabhängigkeit auch aus ökologischen Gründen nicht erhöhen! Vielmehr sollten wir unser Potential nutzen und unseren Fokus darauf legen, wie wir die aktuelle, nachhaltige Lebensmittelproduktion im Inland erhalten und stärken können. Alles andere wäre verantwortungslos! Es ist jedoch nicht nur die Politik, sondern auch der Markt gefragt: Die Schweizer Landwirtschaft produziert nur Lebensmittel, wenn die Produzentenpreise angemessen sind. Hier braucht es dringend Erhöhungen.

Autor

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Stellungnahmen Vernehmlassung zur vorgezogenen Verordnungsrevision Tierarzneimittelrecht

09.07.21 | Der SBV hat keine Bemerkugen zu den Anpassungen betreffend AMBV, VAM und AMVZ. Was die TAMV angeht, verlangt der SBV, dass der Bund als flankierende Massnahme Therapiealternativen ermöglicht und Tierarzneimittel, welche in der Schweiz nicht zugelassen sind, durch die Anerkennung von ausländischen Zulassungen für die Schweiz zulässt. In den Erläuterungen zu der vorliegenden Revision wird erwähnt, dass die Revision keine Auswirkungen auf den Tierschutz hat. Ohne flankierende Massanahmen ist bei Verboten von bestimmten Wirkstoffen ein Therapienotstand zu befürchten. Daher hat die Revision durchaus eine Relevanz im Bereich Tierschutz. Ohne wirksame Alternativtherapie kann es zu vermehrten Notschlachtungen kommen.

Mehr lesen
Stellungnahmen Änderung der Tierarzneimittelverordnung und der Verordnung über das Informationssystem Antibiotika in der Veterinärmedizin

09.07.21 | Keine 4 Wochen nach dem Start dieser Vernehmlassung ist die Tierarzneimittelverordnung in die Vernehmlassung zur «vorgezogenen Verordnungsrevision im Tierarzneimittelrecht» einbezogen. Bei der Durchsicht dieser zweiten Vernehmlassung, stellt der Schweizer Bauernverband (SBV) fest, dass diese 2. Revision wohl eine zeitliche Dringlichkeit aufweist, diese aber aufgrund der Tatsache, dass die Erlasse der EU, welche diese Revision nötig machen schon seit dem 11. Dezember 2018 vorliegen. Das Warten auf allfällige Durchführungserlasse der EU, die noch immer nicht vorliegen, hat keine Klarheit gebracht. Wir bitten Sie künftig die Beübung der interessierten Krise mit parallel laufenden Vernehmlassungen zu gleichen Erlassen durch eine rechtzeitige amtsinterne Koordination zu vermeiden.

Mehr lesen
Standpunkte
Standpunkte Das Obligatorium bitte praxistauglich umsetzen

05.07.21 | Nun ist es definitiv, der Schleppschlauch wird ab 2022 obligatorisch. Der Bundesrat hat die Vorschrift in der Luft-reinhalteverordnung aufgenommen. Im Gegensatz zum Ständerat hat die Mehrheit des Nationalrates wichtige Argumente ignoriert und es verpasst, dieses Obligatorium noch aufzuhalten. Der SBV bedauert dies und hat alles versucht das bewährte freiwillige Anreizsystem fortzusetzen.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 26 (28.06. – 04.07.2021)

05.07.21 | Facebook, Twitter und Instagram spielen in der Kommunikation des SBV eine wesentliche Rolle. Dies zeigte sich exemplarisch im Zusammenhang mit den extremen Agrarinitiativen: Über die sozialen Medien konnten in den Städten viele jüngere Menschen für die Thematik sensibilisiert werden. Doch auch ausserhalb von Abstimmungs-kampagnen sind die Zahlen eindrücklich: In normalen Wochen erzielt der SBV über seine Social-Media-Kanäle zwi-schen 300'000 und 500'000 Kontakte.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 25 (21.06 – 25.06.2021)

29.06.21 | Der SBV stellte den Mitgliedern der Fachkommission Pflanzenbau die Vernehmlassung und seine provisorische Stellungnahme zum Verordnungspaket Parlamentarische Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» vor. Die Mitgliederorganisation haben nun Zeit bis zum 16. Juli, ihre eigenen Stellungnahmen verfassen und diese an den SBV zu retournieren – Frist beim Bund ist der 18. August.

Mehr lesen
Stellungnahmen Vernehmlassung zum indirekten Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative

28.06.21 | Der Schweizer Bauernverband (SBV) anerkennt die auf nationaler Ebene bestehenden Herausforderungen im Bereich Biodiversität und begrüsst das Vorhaben, diese Thematik anzugehen. Wir können diesen Gegenvorschlag nur akzeptieren, wenn unsere Forderungen berücksichtigt und die Vorlage entsprechend angepasst wird.

Mehr lesen
Stellungnahmen Vernehmlassung Änderung Agrareinfuhrverordnung; Verlängerung Mindestgrenzschutz Zucker

23.06.21 | Wir bedauern, dass die Eidgenössischen Räte die Debatte zur parlamentarische Initiative 15.479 Stopp dem ruinösen Preisdumping beim Zucker! Sicherung der inländischen Zuckerwirtschaft nicht wie vorgesehen in der Sommersession abschliessen konnten. Der Umstand hat weitere grosse Unsicherheiten für die Schweizer Zuckerrübenproduzenten bei der Anbauplanung und den Vertragsabschlüsse 2022 zur Folge.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 24 (14.6. – 18.6.2021)

22.06.21 | Nach der Initiative ist vor der Initiative! Der Vorstand analysierte an seiner Juni-Sitzung das Abstimmungsresultat eingehend. Von einer Ablehnung mit über 60 Prozent Nein-Stimmen wagte vor wenigen Monaten kaum jemand zu träumen. Das Ergebnis liegt über den Erwartungen und ist ein Vertrauensbeweis in die Bauernfamilien und die Inlandproduktion. Nichtsdestotrotz gibt es wichtige Erkenntnisse, die es für nächste Kampagnen zu berücksichtigen gilt. Weiter brachte sich der Vorstand zur parlamentarischen Initiative Absenkpfad sowie zu den Revisionen der Grundbildung und des Raumplanungsgesetzes auf den aktuellsten Stand.

Mehr lesen