Hauptinhalt

Wirtschaftliche Lage der Bauernbetriebe: Schere geht auf

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands, des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands und der Junglandwirtekommission vom 30. August 2023

Der Bundesrat hat den Voranschlag 2024 veröffentlicht. Er zielt mit seinen vorgesehenen Sparmassnahmen auch auf die Landwirtschaft. Der Schweizer Bauernverband äusserte heute an einem Medienanlass scharfe Kritik zu diesem Verstoss gegen Treu und Glauben. 

Mit einer übergrossen Schere zeigten der Schweizer Bauernverband (SBV), der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) sowie die Junglandwirtekommission (JULA) heute in Bern, warum sie die Sparpläne des Bundesrats entschieden ablehnen. Die Bauernbetriebe müssen aufgrund von politischen Entscheiden seit Anfang Jahr erhebliche zusätzliche Anforderungen erfüllen. Statt diese mit einer Erhöhung der Direktzahlungen auch abzugelten, will der Staat diese Entschädigung gar kürzen. Dies in einer Zeit, in der die Betriebe infolge der gestiegenen Produktionskosten den Gürtel bereits noch enger schnallen müssen. Sie konnten diese nur teilweise über bessere Preise weitergeben.

Besonders unfair ist der Sparplan, weil die Landwirtschaft keinerlei Schuld am Finanzloch trägt. Während die Gesamtausgaben des Bundes in den letzten 12 Jahren um 40 Prozent oder fast 24 Mrd. Franken gestiegen sind, ist das Agrarbudget seit 20 Jahren stabil. Im Verhältnis zum Gesamtbudget ist es sogar stark gesunken. Es hat aktuell noch einen Anteil von 4.5 Prozent der Bundesausgaben. Doch sparen will der Bundesrat nun nicht dort, wo der Speck sitzt und die Ausgaben stetig wachsen, sondern bei den schwach gebundenen Ausgaben. Deshalb müssen auch die Bauernfamilien mit einer Kürzung des Agrarbudgets 2024 um 2 Prozent bluten. Sie drohen damit zum Opfer einer verfehlten Finanzpolitik zu werden.

Der Bundesrat trifft damit eine Branche, die wirtschaftlich bereits verletzlich ist. Im Berggebiet haben über 80 Prozent der Betriebe ein tieferes Einkommen, als es der Vergleichslohn vorgibt. Gemäss dem Landwirtschaftsgesetz hat der Staat den Auftrag sicherzustellen, dass «nachhaltig wirtschaftende und ökonomisch leistungsfähige Betriebe Einkommen erzielen können, die mit den Einkommen der übrigen erwerbstätigen Bevölkerung in der Region vergleichbar sind». Im Talgebiet ist die Situation etwas besser, aber auch hier mit 46 Prozent weit vom Ziel entfernt.

Die Landwirtschaft befindet sich in einem laufenden Entwicklungsprozess und sie kann zahlreiche Erfolge vorweisen. Investitionen, welche die Bauernbetriebe tätigen, sind für Jahrzehnte. Junge Landwirtinnen und Landwirte stehen also vor grossen Herausforderungen. Sie sollten sich wenigstens auf den Staat und die gesprochene Entschädigung für stetig steigende Anforderungen verlassen können. Sonst muss man zumindest willens sein, auch bei den Leistungen Abstriche zu machen. Nur so schliesst sich die Schere wieder. Aus Sicht des SBV, des SBLV und der JULA ist es ein Verstoss gegen Treu und Glauben, bestellte Leistungen nicht zu bezahlen. Sie fordern deshalb den Bundesrat auf, den Speck dort abzubauen, wo er sich angesammelt hat, und auf die moralisch verwerfliche Absicht zu verzichten, bei den Bauernfamilien zu sparen.

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Anne Challandes

Vizepräsidentin Schweizer Bauernverband
Präsidentin Schweizerischer Bäuerinnen- und Bauernverband
Mobile 079 396 30 04

Leana Waber

Co-Vizepräsidentin der Junglandwirtekommission
Mobile 079 512 04 10

Weitere Beiträge zum Thema

Stellungnahmen Verordnungsentwurf über Massnahmen zur Senkung des Verbrauchs von elektrischer Energie im Personenverkehr sowie im Güterverkehr auf der Schiene

07.12.23 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zum Verordnungsentwurf über Massnahmen zur Senkung des Verbrauchs von elektrischer Energie im Personenverkehr sowie im Güterverkehr auf der Schiene.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Biodiversitätsinitiative kommt zur Abstimmung

07.12.23 | Der Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative ist vom Tisch. Biodiversität ist wichtig, es besteht jedoch kein Bedarf an einer neuen Gesetzesgrundlage, um sie weiter zu fördern. Diese Meinung hat sich am Schluss im Ständerat durchgesetzt. Der Schweizer Bauernverband teilt diese Auffassung. Deshalb lehnt er auch die Initiative selbst ab.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Unsere Böden, wertvolles aber wenig bekanntes Gut

05.12.23 | Nur auf gesunden Böden entstehen Lebensmittel und Biodiversität. Böden schützen vor Naturgefahren und wirken der Klimaerhitzung entgegen. Werden Böden versiegelt, gehen diese Leistungen jedoch verloren. Nur selten ist überhaupt bekannt, welche Böden verschwinden, wenn Beton und Asphalt immer weiter vorrücken. Der Bund engagiert sich darum zusammen mit Kantonen, Gemeinden, Landwirtschaft, Naturschutz, Raumplanung und Wissenschaft dafür, die Böden der Schweiz besser kennenzulernen und so deren Leistungen für die Zukunft zu sichern.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Grosse Beteiligung an der Umfrage zur Agrarpolitik 2030

05.12.23 | Am 30. November endete die Umfrage des Schweizer Bauernverbands bei den Bauernbetrieben zu den Erwartungen an die nächste Agrarpolitik. Mit über 5500 Antworten haben deutlich mehr Personen mitgemacht, als erhofft.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 48-2023

04.12.23 | An der DV des SBV verabschiedeten die rund 400 Delegierten einstimmig eine Resolution gegen die Sparpläne des Bundesrats. Zudem wurden neue Mitglieder in den Vorstand und die Laka gewählt.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Wirtschaftlich geht es nicht mehr auf

29.11.23 | Das beherrschende Thema der diesjährigen Delegiertenversammlung des Schweizer Bauernverbands waren die auf tiefem Niveau gesunkenen Einkommen der Bauernfamilien und die vom Bundesrat zusätzlich geplanten Kürzungen im Agrarbudget. Die Delegierten verabschiedeten dazu eine Resolution zuhanden des Parlaments und zeigten dem Bundesrat die rote Karte für das Sparpläne-Foul.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 47-2023

27.11.23 | Damit viele Menschen in Kontakt mit der Landwirtschaft kommen, brauchen wir engagierte Bäuerinnen und Bauern, die bei Hofprojekten wie 1. August-Brunch oder bei Lockpfosten mitmachen. Melde dich!

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Lieber besser als schneller

24.11.23 | Mit einer Verschiebung um ein Jahr, soll die Umsetzung von 3.5% Biodiversitätsförderflächen auf dem Ackerland praxistauglicher werden. Das verhindert unerwünschte negative Effekte.

Mehr lesen