Hauptinhalt

Ohne zeitgemässe Gebäude keine zeitgemässe Landwirtschaft

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 3. Januar 2023

Der Schweizer Bauernverband fordert das Parlament an seiner Neujahrsmedienkonferenz auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Familie Balsiger in Gerzensee auf, die Raumplanungsrevision als Chance zu nutzen. Sie soll den rechtlichen Rahmen schaffen, damit die Landwirtschaft innovativ und unternehmerisch sein kann. Davon profitieren alle: Die Tiere, die in grösseren Ställen mit mehr Licht und Luft sowie Bewegungsraum leben. Die Bauernfamilien dank effizienterem Arbeiten und besseren Einkommen. Die Bevölkerung, die einheimische Lebensmittel zu bezahlbaren Preisen erhält. Dazu braucht es die Ablehnung der Landschaftsinitiative und einen sinnvollen, indirekten Gegenvorschlag.

Was kann und darf die Landwirtschaft heute und in Zukunft bauen? Diese Frage gewinnt an Brisanz, nicht zuletzt aufgrund der aktuell in der Politik heiss diskutierten Landschaftsinitiative. Deren Ziel ist es, die bebaute Fläche ausserhalb der Bauzonen einzufrieren. Die diesjährige Neujahresmedienkonferenz des Schweizer Bauernverbands auf dem Generationenbetrieb von Fritz und Michael Balsiger in Gerzensee widmete sich deshalb dem Thema Raumplanung und dem Bauen ausserhalb der Bauzone. Die Kühe der Familie Balsiger konnten vor wenigen Wochen in den neuen Stall einziehen, der ihnen mehr Platz und Freiheit gibt, sowie arbeitstechnisch viele Vorteile mit sich bringt.

Sparsamer Umgang mit dem Boden ist Pflicht

Unbestritten ist, dass das Land in der kleinräumigen Schweiz rar und entsprechend unter Druck ist. Deshalb besteht grosser Konsens, dass der Umgang damit möglichst haushälterisch zu erfolgen hat. Nicht zuletzt, um die Produktionsgrundlagen für die Ernährung zu erhalten. Die Landwirtschaft befindet sich definitionsgemäss in der Landwirtschaftszone, respektive ausserhalb des eigentlichen Baugebiets. Trotzdem muss es auch ihr weiter möglich sein, zeitgemässe Gebäude zu errichten und wenn nötig zu erweitern. Dabei ist es wichtig, dass sie ihre Gebäude in der Landwirtschaftszone und damit nahe bei den Kulturen und Tieren erstellen kann. Es ist auch im Interesse der Wohnbevölkerung, dass die geruchs- und lärmintensiven landwirtschaftlichen Tätigkeiten einen gewissen Abstand zum Baugebiet aufweisen. Die Landwirtschaft ist selbst bemüht, den eigenen Kulturlandverbrauch zu minimieren. Denn auch auf den Betrieben ist der Boden ein rares und begehrtes Gut.

Marktgerechte Lebensmittelproduktion im Hauptfokus

Was heisst zeitgemässe Gebäude? Hier geht es um alle Infrastrukturen, welche für die Hauptaufgabe der Landwirtschaft – der Lebensmittelproduktion – notwendig sind: Ställe, die den stetig steigenden Anforderungen z.B. in Bezug auf den Platz für die Tiere gerecht werden und die ein effizientes Arbeiten erlauben. Es geht aber auch um Gebäude, für das Unterstellen von den für die landwirtschaftliche Produktion nötigen Maschinen. Weiter soll es den Bauernbetrieben auch möglich sein, unternehmerisch auf die Nachfrageveränderungen zu reagieren und z.B. auf Beeren-, Obst-, Gemüse- oder andere pflanzliche Kulturen umzustellen. Dort ist dann z.B. der Witterungsschutz, Gewächshäuser oder Wasch-, Verpackungs- oder Lagerungsräume ein Thema. Ebenso soll der Bau von Ställen der inneren Aufstockung wie z.B. für gefragte Lebensmittel wie einheimisches Pouletfleisch oder Eier in der Landwirtschaftszone möglich sein.

Potential im Energiebereich nutzen

Ebenfalls raumplanungsrelevant sind Infrastrukturen wie Hofläden für die Direktvermarktung oder für agrotouristische Angebote, die von den Schweizerinnen und Schweizern gerne genutzt werden und die dringend benötigte ergänzende Einkommensquellen, gerade auch für kleinere Betriebe, darstellen. Und schliesslich kann die Landwirtschaft auch einen nicht unwesentlichen Beitrag für die Energieversorgung und gleichzeitig für den Klimaschutz leisten, wenn möglichst viel Gülle und Mist über Biogasanlagen «veredelt» werden, was heute nur zu fünf Prozent der Fall ist. Das Potenzial für die energetische Nutzung von Gülle und Mist ist folglich gross, die raumplanerischen Auflagen für solche Anlagen aber auch. Dazu kommt das ebenfalls beträchtliche Potential der Solar­stromproduktion auf den landwirtschaftlichen Dachflächen.

Politische Weichen richtig stellen

Der Schweizer Bauernverband engagiert sich in der politischen Diskussion rund um die Landschaftsinitiative dafür, dass die Landwirtschaftsbetriebe ihre Gebäulichkeiten unternehmerisch und innovativ weiterentwickeln können und die raumplanerischen Hürden generell nicht weiter steigen. Auf der anderen Seite sollte die Landwirtschaftszone grundsätzlich für die Landwirtschaft reserviert und zonenfremde Nutzungen nur eingeschränkt möglich sein. Weil die Landschaftsinitiative keine Lösung ist, braucht es einen sinnvollen indirekten Gegenvorschlag.

 

Fokus digital Raumplanung

Der SBV hat die Themen rund um Landwirtschaft und Raumplanung in einem digitalen Fokusmagazin aufgearbeitet. Darin sind die aktuellen Herausforderungen bei der bodenabhängigen sowie der bodenunabhängigen Produktion, der Lagerung, Verarbeitung und dem Verkauf hofeigener Produkte, der landwirtschaftsnahen Tätigkeiten, den landwirtschaftlichen Wohnhäusern wie auch beim Erstellen von Biogas- oder Solaranlagen geschildert und die Lösungsansätze skizziert.

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Francis Egger

Stv. Direktor Schweizer Bauernverband
Leiter Departement Wirtschaft, Bildung und Internationales

Telefon      056 462 50 12
Mobile       079 280 69 66
Email        francis.egger@sbv-usp.ch

Beat Röösli

Beat Röösli

Schweizer Bauernverband
Leiter Internationales

Telefon 079 768 05 45
E-Mail beat.roeoesli@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Stellungnahmen Teilrevision Wasserbaugesetz

02.06.21 | Ein vollständiger Schutz vor Unwetter und Hochwasserereignissen ist aufgrund der zunehmenden Vorkommnisse kaum mehr umsetzbar und führt zu falsch gewähnten Sicherheiten. Das Umdenken hin zu einem risikobasierten Hochwasserschutz, also der Überlagerung von Gefahr und Nutzung, ist grundsätzlich unterstützenswert. Hingegen bedauern wir, dass bei der Erarbeitung der Vorlage zwar diverse Bundesstellen miteinbezogen wurden, jedoch nicht das Bundesamt für Landwirtschaft. Das Schadenspotential in der Landwirtschaft, insbesondere auf wertvollen Fruchtfolgeflächen, lässt sich durchaus mit jenem im Siedlungsgebiet vergleichen.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 21 (25. – 28. Mai 2021)

31.05.21 | Der SBV gab diese Woche ein neues Fokusmagazin mit dem Titel «Das fressen Kuh, Schwein und Co.» zum Thema Nutztierfütterung und Herkunft der Futtermittel heraus. In diesem zeigte er auf, dass die Schweizer Tiere zu 84% einheimisches Futter und zu 97% europäisches Futter fressen. Und dass die Landwirtschaft betreffend Nachhaltigkeitskriterien auf freiwilliger Basis viel macht und bei den Importen klar weiter ist, als die die Humanernährung.

Mehr lesen
Stellungnahmen Révision de l'ordonnance réglant l'admission des chauffeurs (OACP)

31.05.21 | Comme dans le droit actuel, le certificat de capacité ne doit pas être exigé pour les conducteurs de véhicules dont la vitesse maximale autorisée n’excède pas 45 km/h. Par conséquent, l’agriculture est peu concernée par la présente consultation. Par rapport aux modifications qui nous concernent, nous soutenons l’exception prévue (art. 3, let. i) et reprise du droit européen pour les exploitations des secteurs de l’agriculture, des cultures spéciales, de la sylviculture, de l’horticulture et de la pêche. Nous demandons à ce que cette exception s’applique à tous les transports de produits agricoles.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Licht ins Dunkel: Das fressen unsere Nutztiere

27.05.21 | Das Futter für die Schweizer Nutztiere und seine Herkunft ist eines der heissen Themen im aktuellen Abstimmungskampf um die Trinkwasserinitiative. In neuen Fokusmagazin «Das fressen Kuh, Schwein & Co.» hat der Schweizer Bauernverband die Fakten zusammengetragen. Es zeigt sich: Das Tierfutter stammt zu 84 Prozent der Schweiz und zu 97 Prozent aus Europa. Die Nutztiere verwerten zudem fast 1 Million Tonnen Nebenprodukte der Lebensmittelverarbeitung und verhindern so Foodwaste.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 20 (17. – 22. Mai 2021)

25.05.21 | Langsam, aber sicher setzen der SBV, die nationalen Komitees und die vielen engagierten Bäuerinnen und Bauern mit ihren Abstimmungsaktivitäten zum Schlussspurt an. Am Wochenende fanden erneut an zahlreichen Orten in verschiedensten Landesteilen Standaktionen statt. Auch die Spitze des SBV schloss sich diesen an und mischte sich unter die Leute – so unter anderem in Solothurn, Schaffhausen, Murten und Romont. Der Einsatz seitens der Landwirtschaft und der Bauernfamilien ist ungebrochen hoch! Das zeigt sich unter anderem auch in der grossen Kreativität der Stand- und Landschaftssujets.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Trinkwasser-Initiative ist schlecht für die Bienen!

20.05.21 | Heute ist Weltbienentag. Mit der Trinkwasser-Initiative steht eine Abstimmung vor der Türe, welche für die Bienen und andere Insekten sehr gravierende Auswirkungen hätte. Denn sie stellt die Leistungen der Landwirtschaft für die Erhaltung der Artenvielfalt in Frage.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Tierwohl endet an der Grenze

19.05.21 | Der Bundesrat hat heute beschlossen an einem direkten Gegenvorschlag zur Massentierhaltungsinitiative festzuhalten. Der Schweizer Bauernverband bedauert diesen Entscheid. Das Schweizer Tierschutzgesetz ist im Vergleich zum Ausland bereits sehr streng, die Tierwohl-Standards hoch und dank Labelprodukten stehen auch weitergehende Angebote zur Verfügung.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 19 (10. – 14.5.2021)

18.05.21 | Unterdessen sind die Abstimmungsunterlagen eingetroffen und die Abstimmungskampagne kommt in den Schlussspurt. Am Wochenende fanden an zahlreichen Orten in verschiedensten Landesteilen Aktivitäten statt. Das Engagement von Seiten der Landwirtschaft und der Bauernfamilien ist enorm. Das ist sehr erfreulich! Die ersten Umfragen zeigten, dass insbesondere die Rentnerinnen und Rentner überdurchschnittliche Sympathie für die beiden Agrar-Initiativen zeigen. Offenbar haben diese ein veraltetes Bild der Landwirtschaft im Kopf. Es gilt also in den nächsten vier Wochen, ältere Personen speziell zu überzeugen. Nach wie vor kann man dafür auf der Kampagnen-Webseite Flyer bestellen. Neben der Überzeugung geht es nun auch darum, die Leute zum Abstimmen zu bewegen!

Mehr lesen