Hauptinhalt

Risiko Black Out: Wie kann sich die Landwirtschaft vorbereiten?

Medienmitteilung von AgroCleanTech vom 16. November 2022

An der 7. AgroCleanTech-Tagung zeigten verschiedene Referenten auf, mit welchen Szenarien die Landwirtschaft bezüglich drohender Stromlücke zu rechnen hat und wie sie sich darauf vorbereiten kann. Eine Versorgungslücke ist möglich und die Landwirtschaft wäre stark davon betroffen. Eine PV-Anlage und ein Batteriespeicher stellen noch keine Notversorgung sicher. Der Zapfwellengenerator ist aktuell die günstigste und einfachste Massnahme, um sich selbst mit Strom zu versorgen.

Die Energieversorgung der Schweiz für kommenden Winter ist unsicher. Landwirtschaftsbetriebe können sich auf mögliche Stromversorgungslücken vorbereiten. Wie die aktuelle Versorgungssituation aussieht und welche Massnahmen für die Notstromversorgung auf dem Betrieb geeignet sind, wurden an der 7. AgroCleanTech-Tagung in Bern vorgestellt.

Stromversorgungssicherheit in der Schweiz

Michael Bhend, Leiter des Sektion Netze und Europa bei ElCom, erläutert die Voraussagen für Winter 2022-2023, welche zeigen, dass die Stromversorgungssituation angesichts der begrenzten Verfügbarkeit von Stromerzeugungsanlagen in Frankreich (Kernkraftwerke) schwierig werden könnte. Darüber hinaus ist auch die Verfügbarkeit von Gas in Europa begrenzt, was das Risiko von Engpässen erhöht. Ein Reservekraftwerk mit Gasturbinen, die sowohl mit Öl als auch mit Gas betrieben werden können, wird derzeit in Birr (AG) gebaut und soll ab Februar 2022 in Betrieb gehen. Pierre Genoud, Verantwortlicher der Leitstelle bei Alpiq, erklärt, welche Massnahmen im Falle einer Knappheitssituation (OSTRAL-Betrieb) vorgesehen sind. In einer OSTRAL-Situation ermöglicht die vom Bundesrat verordnete Angebotssteuerung eine rationelle Zuteilung der Produktionskapazitäten (kein Strommarkt mehr). In der gleichen Situation wird die Nachfragesteuerung ebenfalls von OSTRAL angeordnet, wobei zunächst die grossen Stromverbraucher kontingentiert werden. Wenn die Situation ernster ist, wird ein zonenweiser Lastabwurf vorgesehen.

Zapfwellengenerator zurzeit die günstigste Variante für die Notstromversorgung

Ein Praxistest hat gezeigt, dass ein Batteriespeicher kurzfristig Ersatzstrom liefern kann, bis die Batterie leer ist. Der Speicher kann aber nicht mehr mit der PV-Anlage aufgeladen werden, erklärt Benjamin Lerch, Leiter Technik bei Agrola. Langanhaltende Stromausfälle können grossen wirtschaftlichen Schaden anrichten und Landwirtschaftsbetriebe sind besonders gefährdet, sagt Urs Zahnd, Geschäftsführer der Firma Fleco Power. Im Projekt BackupFlex wird die Notstromversorgung durch erneuerbare Energien in der Landwirtschaft auf dem Holzhof in Amlikon-Bissegg untersucht. PV-Anlagen können bei langanhaltenden Stromlücken zwar helfen, es bestehen aber weiterhin Energielücken, welche durch Zapfwellengeneratoren geschlossen werden können. Wichtig ist die Vorbereitung und eine Notstromlösung genügend zu testen. Dies rät auch der AgroCleanTech Co-Geschäftsführer Nathanaël Gobat. Er zeigt auf, was für den Inselbetrieb nötig ist und welche Technologien für die Stromversorgung auf dem Betrieb eingesetzt werden können. Wo immer möglich und sinnvoll sollten Energiesparmassnahmen umgesetzt werden, um den Stromverbrauch zu reduzieren. Dies hilft, die aktuelle Lage etwas zu entschärfen und im Falle einer Notversorgung wird weniger Strom benötigt. Mittels einer Risikoanalyse können Betriebe eine Selbsteinschätzung der im Notfall nötigen Massnahmen für die Stromversorgung durchführen. AgroCleanTech hat einen Bericht zur Strommangellage in der Landwirtschaft verfasst. Die Unterlagen sind auf der Webseite des Schweizer Bauernverbands veröffentlicht.

Michel Darbellay, Präsident des AgroCleanTech Vereins fasst abschliessend zusammen. Die Gefahr von Stromversorgungsengpässen muss ernst genommen werden. Die am besten investierte KWh ist diejenige, die man nicht verbrauchen muss. Daher ist es wichtig, Massnahmen zur Energieeinsparung zu ergreifen, die angesichts der stark steigenden Energiekosten umso wichtiger sind. Auch wenn die vor- und nachgelagerten Stufen ein limitierender Faktor sind, müssen sich die Betriebe die richtigen Fragen stellen. Eine Notfalllösung ist Teil einer guten Vorsorge.

Rückfragen

Weitere Beiträge zum Thema

SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 15-2024

16.04.24 | Seit dieser Woche verkauft ALDI Suisse in der Romandie, Bern und Solothurn «Faire Milch». Die Produzenten erhalten 1 Franken für ihre Milch. Wann ziehen Coop und Migros nach?

Mehr lesen
Stellungnahmen Änderung des Geoinformationsgesetzes

15.04.24 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Änderung des Geoinformationsgesetzes.

Mehr lesen
Standpunkte
Standpunkte Wir sind das Schlusslicht Europas beim Pflanzenschutz

12.04.24 | Gelb leuchten sollten sie jetzt - die Rapsfelder. Doch statt sattem Gelb gibt es viel Grün zu sehen. Der Grund liegt am enormen Befall des Rapsglanzkäfers. Trotz 2 bis 3 Behandlungen mit einem Insektiziden lässt sich dieser nicht mehr ausreichend kontrollieren.

Mehr lesen
Stellungnahmen Änderungen Anhang 1 Pflanzenschutzmittelverordnung

10.04.24 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Änderungen Anhang 1 Pflanzenschutzmittelverordnung.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 14-2024

09.04.24 | Der SBV traf sich mit der fenaco-Geschäftsleitung. Im Zentrum standen die verschiedenen Märkte und die Produzentenpreise. Der SBV unterstrich die Notwendigkeit, die Produzentenpreise zu erhöhen.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 13-2024

02.04.24 | Der SBV, Agridea, Agroscope und der Lohnunternehmerverband führten ein Webinar zum Thema Hofdüngeraufwertung durch. Das Thema interessiert: Es war mit rund 70 Personen sehr gut besucht.

Mehr lesen
Stellungnahmen Neue Verordnung über die Bundesstatistik

02.04.24 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands über die Neue Verordnung über die Bundesstatistik.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 12-2024

25.03.24 | Die JULA des SBV befasste sich mit digiFLUX und fasste die Nein-Parole zur Biodiversitätsinitiative. Zudem kann sie dank ihrem offenen Brief mit der fenaco und dem BLW über die Zukunft diskutieren.

Mehr lesen