Hauptinhalt

Vom Feld auf den Teller

Standpunkt vom 16. Juni 2023

Mit dem Klingeln des Glöckchens beendet Ständerats-Präsidentin Brigitte Häberli-Koller nicht nur die diesjährige Sommersession, sondern auch offiziell die parlamentarische Debatte zur Agrarpolitik 22+. Diese wird nun in reduzierter Form auf den 1. Januar 2025 in Kraft treten. Sie beinhaltet u.a. den obligatorischen Sozialversicherungsschutz, einen Beitrag beim Abschluss einer Ernteversicherung sowie Massnahmen im Bereich der Förderung von Forschung und Innovation. Es ist ein schlankes Paket und das ist gut so.

Noch vor drei Jahren war die Stimmungslage ganz anders. Wir hatten einen Vorschlag auf dem Tisch, der gemäss Hochrechnungen das Sektoreinkommen um über 250 Mio. CHF geschmälert, widersprüchliche Ziele verfolgte und der direkt zu einem Abbau der Tierbestände geführt hätte. Deshalb beschloss das Parlament die Sistierung. Der Bundesrat erhielt den Auftrag, in einem Bericht darzustellen, wie eine künftige Agrarpolitik aussehen könnte, die alle Stufen der Wertschöpfungskette miteinschliesst. Erstmals war damit anerkannt, dass es für ein nachhaltiges Ernährungssystem nicht reicht, nur die Landwirtschaft laufend zu reformieren. Dieses bedingt das Mitwirken aller Akteure der Wertschöpfungskette, von der Produktion, über den Handel, die Verarbeitung bis zum Konsum.

Im Bericht legte der Bundesrat auch das weitere Vorgehen mit der sistierten AP22+ fest. Massnahmen, die von der Branche und insbesondere auch vom SBV stark kritisiert wurden, sollten zumindest mittelfristig nicht eingeführt werden. Dazu gehört z.B. die Senkung der DGVE/ha-Limite auf 2.5, die administrativ sehr aufwändigen «regionalen landwirtschaftlichen Strategien» sowie die Revision des Gesetzes zum bäuerlichen Bodenrecht. Dieses Vorgehen wurde von der Mehrheit vom Stände- und Nationalrat unterstützt und nun mit der Schlussabstimmung besiegelt.

Gespannt schauen wir nun in die Zukunft. Die nächste Agrarpolitik soll 2030 in Kraft treten und ganz im Zeichen einer glaubwürdigen Agrar- und Ernährungspolitik stehen. Der SBV möchte diese Chance nutzen, um administrativ zu vereinfachen und die Komplexität des Direktzahlungs-Systems zu reduzieren. Unser Hauptziel ist, eine vielfältige, standortgerechte und auf den Konsum ausgerichtete produktive Landwirtschaft zu erhalten, das Einkommen der Bauernfamilien aus der Landwirtschaft, die Investitions- und Planungssicherheit zu erhöhen und allgemein die Administration zu reduzieren.

Leider können wir die Gesetzestexte im Landwirtschaftsgesetz nicht selbst revidieren. Das letzte Wort haben unsere Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Es ist deshalb unabdingbar, dass die Landwirtschaft und der ganze ländliche Raum im Oktober wählen gehen und so landwirtschaftsnahen Politikerinnen und Politikern zu einem Sitz verhelfen. Der Ausgang dieser Wahlen wird mitbestimmen, wie die Agrarpolitik 2030 am Schluss rauskommen wird. Nutzen wir die Chance!

Autor

Michelle Schenk-Wyss

Leiterin Geschäftsbereich Agrarwirtschaft

Belpstrasse 26, 3007 Bern
michelle.schenk-wyss@sbv-usp.ch 
Departement Wirtschaft, Bildung & Internationales
Geschäftsbereich Agrarwirtschaft

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Interne Vernehmlassung zur neuen Grundbildung

17.01.23 | Die aktuelle Grundbildung wird den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Aus diesem Grund hat die Oda AgriAliForm im 2018 einen Reformprozess eingeleitet. Das Resultat dieser Arbeit geht nun bei den Mitgliedorganisationen in eine interne Konsultation.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 2

16.01.23 | Im Herbst 2023 finden die eidgenössischen Parlamentswahlen statt. Für den SBV ist es wichtig, dass das künftige Parlament die Anliegen der Landwirtschaft ernst nimmt. Um möglichst vielen landwirtschaftsfreundlichen Kandidierenden zur Wahl zu verhelfen, ist der SBV eine strategische Allianz mit anderen Dachverbänden der Wirtschaft eingegangen. Diese Woche stellten economiesuisse, Gewerbeverband, Arbeitgeberverband und der Bauernverband an einen Medienanlass auf dem Bundesplatz die neue Plakatkampagne und damit die Schwerpunktthemen vor. Diese Phase dauert bis im Juni. Der Anlass war erfreulich gut besucht.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell Agristat Aktuell 12-22: Das Landwirtschaftsjahr 2022: Rückblick und Ausblick

12.01.23 | Trotz der Trockenheit lieferte das Jahr 2022 gute Erträge. Der Ukraine-Krieg führte zu einer massiven Teuerung bei den Vorleistungen. Der leichte Anstieg der Produzentenpreise konnte dies nicht vollständig kompensieren. Mit dem Ende der Corona-Krise hat sich das Einkaufsverhalten der Konsumenten verändert, was zu Problemen in der Schweine- und Eierbranche geführt hat. Es wird erwartet, dass die tierische Produktion und auch der Selbstversorgungsgrad vermehrt unter Druck kommen werden. Eine Food Waste-Reduktion könnte den Selbstversorgungsgrad bei konstanter Produktion steigern.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen WAK-N mit der AP22+ auf einem guten Weg

10.01.23 | Die Wirtschafts-Kommission des Nationalrates hat die Beratung zur verkürzten AP22+ aufge-nommen. Sie folgt weitestgehend dem Ständerat, was der SBV begrüsst.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Bauernbetriebe: Tipps für den hofeigenen Onlineauftritt

09.01.23 | Online auffindbar zu sein, ist heutzutage nicht nur für Direktvermarkter und Anbieter von agrotouristischen Dienstleistungen wichtig. Das kann eine Webseite oder die Präsenz auf Facebook, Instagram und Co. sein. Der Schweizer Bauernverband hat für die Bauernbetriebe Tipps dazu auf seinem Bauernportal zusammengestellt.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 1-2023

09.01.23 | Im Herbst 2023 finden die eidgenössischen Parlamentswahlen statt. Für den SBV ist es wichtig, dass das künftige Parlament die Anliegen der Landwirtschaft ernst nimmt. Um möglichst vielen landwirtschaftsfreundlichen Kandidierenden zur Wahl zu verhelfen, ist der SBV eine strategische Allianz mit anderen Dachverbänden der Wirtschaft eingegangen. Diese Woche stellten economiesuisse, Gewerbeverband, Arbeitgeberverband und der Bauernverband an einen Medienanlass auf dem Bundesplatz die neue Plakatkampagne und damit die Schwerpunktthemen vor. Diese Phase dauert bis im Juni. Der Anlass war erfreulich gut besucht.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Die Wirtschaft und die Landwirtschaft sichern die Stabilität und den Wohlstand unseres Landes

06.01.23 | Das Bewusstsein für wirtschaftliche und landwirtschaftliche Themen zu steigern, ist das Ziel der Dachverbände der Schweizer Wirtschaft und Landwirtschaft im Wahljahr 2023. Am Dreikönigstag zeigten die Verbände auf dem Bundesplatz in Bern mit konkreten Botschaften auf, wie die Wirtschaft und die Landwirtschaft zur Sicherheit und Stabilität in unserem Land beitragen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Ohne zeitgemässe Gebäude keine zeitgemässe Landwirtschaft

03.01.23 | Der Schweizer Bauernverband fordert das Parlament an seiner Neujahrsmedienkonferenz auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Familie Balsiger in Gerzensee auf, die Raumplanungsrevision als Chance zu nutzen. Sie soll den rechtlichen Rahmen schaffen, damit die Landwirtschaft in-novativ und unternehmerisch sein kann. Davon profitieren alle: Die Tiere, die in grösseren Ställen mit mehr Licht und Luft sowie Bewegungsraum leben. Die Bauernfamilien dank effizi-enterem Arbeiten und besseren Einkommen. Die Bevölkerung, die einheimische Lebensmittel zu bezahlbaren Preisen erhält. Dazu braucht es die Ablehnung der Landschaftsinitiative und einen sinnvollen, indirekten Gegenvorschlag.

Mehr lesen