Hauptinhalt

Weniger und dafür grössere Bauernbetriebe

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 11. Mai 2020

Die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe passen sich an. Die laufenden Entwicklungen vergrössern die Diskrepanz zwischen den gesellschaftlichen Erwartungen und den wirtschaftlichen Erfordernissen.

Das Bundesamt für Statistik veröffentlichte die aktuellen Strukturdaten für die Schweizer Landwirtschaft. Die Anzahl Betriebe ging um 814 Betriebe (-1.6 %) auf aktuell total 50’038 zurück. Damit setzt sich der Strukturwandel der letzten Jahre fort. Zugenommen haben Betriebe, die mehr als 30 Hektaren Fläche umfassen. Infolge weniger Betrieben und der zunehmenden Automatisierung sank auch die Anzahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft. Den grössten Rückgang gab es bei den Vollzeitbeschäftigen, was darauf hindeutet, dass mehr Betriebe im Nebenerwerb geführt und ausserlandwirtschaftliche Einkommen immer wichtiger werden. Von der Landwirtschaft allein leben zu können, bedingt stetig grössere Flächen.

Die Landwirtschaft passt sich laufend an. Die Anzahl Biobetriebe nahm um 252 (+3.5 %) auf 7284 zu. Diese Entwicklung ist aber nur dann nachhaltig erfolgreich, wenn sich auch die Nachfrage entsprechend entwickelt. Dies war 2019 leider nicht immer für alle Bioprodukte gegeben: Vermehrt kamen Bioprodukte als konventionelle Produkte in den Verkauf obwohl ihre Herstellung teurer war. Vor allem bei Milch und Milchprodukten harzte der Absatz von Bioprodukten.

Die Anzahl Milchkühe ging weiter zurück auf 554’588 (-1.2 %), während Mutterkühe um 2816 Stück (2.2 %) zunahmen. Auch der Schweinebestand ist weiterhin rückläufig (-4.1 %), während jener des Geflügels steigt (+2.5 %). Bei den Ackerkulturen fällt insbesondere bei den Zuckerrüben der sich fortsetzende negative Trend (-5-5 %) auf. Dieser ist einerseits eine Folge des tiefen Produzentenpreises und anderseits der schwieriger gewordenen Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen. Beim Raps ist das bisherige Flächenwachstum mit einem leichten Rückgang (-0.5 %) gestoppt, obwohl die Nachfrage unvermindert hoch, ja sogar steigend wäre. Auch hier ist die zunehmend schwierig gewordene Bekämpfung der verschiedenen Schädlinge der Hauptgrund. Der seit Jahren anhaltende Aufwärtstrend bei der Freilandgemüsefläche, scheint seit 2017 gebrochen. Blieb diese Fläche 2018 noch stabil, bewegten sich die Gemüseflächen 2019 wieder zurück (-251 ha; -2.07 %).

Aus Sicht des Schweizer Bauernverbands vergrössert sich mit den aktuellen Entwicklungen die Diskrepanz zwischen den gesellschaftlichen Erwartungen und den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen für die einzelnen Betriebe. Das ändert sich nur dann, wenn es auch eine Kehrwende bei den Produzentenpreisen gibt und die Urproduktion wieder einen angemessenen Anteil der Wertschöpfung des gesamten Ernährungssektors erhält!

Rückfragen

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Francis Egger

Stv. Direktor Schweizer Bauernverband
Leiter Departement Wirtschaft, Bildung und Internationales

Telefon      056 462 50 12
Mobile       079 280 69 66
Email        francis.egger@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell Agristat Aktuell 07-23: Landwirtschaftliche Betriebsleiterinnen in der Schweiz

11.08.23 | Der Anteil an Betriebsleiterinnen ist in den letzten fünfzehn Jahren um 2,2 % gestiegen. Mit einem totalen Anteil von 7,1 % im Jahr 2022 weist die Schweiz im europäischen Vergleich einen tiefen Frauenanteil auf. Auf kantonaler Ebene zeigen sich deutliche Unterschiede; so weist beispielsweise der Kanton Tessin mit 16,0 % einen Anteil auf, der deutlich über dem schweizweiten Mittel liegt. Die Gründe für die kantonale Heterogenität sind vielseitig. Eine Analyse mittels Regressionsmodell legt jedoch nahe, dass Grenzkantone, Kantone mit einer tiefen Viehdichte sowie Kantone mit einer hohen Bevölkerungsdichte tendenziell mehr weibliche Betriebsleitende aufweisen. Auch wenn die Anteile an Betriebsleiterinnen seit 2011 sukzessive zugenommen haben, bleibt in dieser Statistik noch viel Luft nach oben; selbst Kantonen mit hohen Anteilen liegen deutlich unter dem europäischen Mittel.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 31-2023

07.08.23 | Der SBV intervenierte bei Coop, nachdem dessen Naturaplan-Inserat suggerierte, dass dieses Label ganz ohne Pflanzenschutz auskäme. Dabei lässt sich Pflanzenschutz sehr wohl erklären.

Mehr lesen
Stellungnahmen 03.08.23 Änderung des Urheberrechtsgesetzes

03.08.23 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands über die Änderung des Urheberrechtsgesetzes.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 30-2023

02.08.23 | Unter dem Titel «Perspektive Schweiz» engagiert sich der SBV zusammen mit anderen Wirtschaftsverbänden für die eidgenössischen Wahlen vom Oktober mit verschiedenen Massnahmen.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 29-2023

24.07.23 | Lagebericht Pflanzenschutz: Risiken im Anbau steigen, Erträge werden volatiler. Besonders prekär ist die Situation bei den Insektiziden. Folge: Pflanzenproduktion in der Schweiz ist rückläufig.

Mehr lesen
Standpunkte
Standpunkte Flut von Initiativen bremsen!

21.07.23 | Die Landwirtschaft war in den letzten Jahren im Kampf gegen die extremen Agrar- und die Massentierhaltungsinitiative stark gefordert. Die Resultate der Abstimmungen waren glücklicherweise immer sehr positiv. Die Abstimmungskampagnen waren jedoch mit einem enormen Aufwand verbunden. Die nächsten Initiativen stehen leider vor der Tür.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 28-2023

17.07.23 | Der Bundesrat will 2024 bei der Landwirtschaft sparen. Die Kommission für Landwirtschaft des Bundesrat und die LandwirtschaftsdirektorInnen lehnen dies wie der SBV ab.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell Agristat Aktuell 06-23: Publikation Marktsituation: Zentrale Kennzahlen der Schweizer Landwirtschaft

12.07.23 | Die Schweizer Käseausfuhren in die EU 27 haben sich in den letzten zwanzig Jahren stark weiterentwickelt. Das Volumen hat auf Ebene Wert und Tonnagen zugenommen, die Anteile der einzelnen Käsekategorien haben sich verschoben und die Mengen nach Zieldestinationen haben sich verändert. Anhand von Regressionsmodellen werden in diesem Artikel Einflüsse ausgewählter Variablen untersucht und teils statistisch gefestigt. So wird durch Modellrechnungen die Wichtigkeit der Zieldestination Deutschland unterstrichen und der Ruf des Hartkäses als Exportschlager untermauert; jedoch dichtgefolgt vom Halbhartkäse, der über die Jahre Boden gut machen konnte. Auch der Eurokurs beeinflusst die Schweizer Käseexporte signifikant und in zunehmendem Ausmass. Das BIP pro Kopf der einzelnen EU-Länder übt hingegen keinen signifikanten Einfluss auf den Schweizer Käseexport aus.

Mehr lesen