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Vor einer Scheidung ist niemand sicher
Die vor einem Jahr gestartete Kampagne «Verantwortung wahrnehmen. Fürs Leben rüsten.» will im zweiten Jahr den Fokus auf das Thema Scheidung setzen. Sie möchte weitere Bauernfamilien dazu animieren, die für sie geeignetsten Massnahmen zu ergreifen, um negative Folgen für sie selbst sowie den Betrieb und damit unnötige Härtefälle zu verhindern.
Vor einem Jahr starteten der Schweizer Bauernverband, der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband, die Agrisano und Prométerre die gemeinsame Kampagne «Verantwortung wahrnehmen. Fürs Leben rüsten.», um die soziale Absicherung in der Landwirtschaft und speziell der Bäuerinnen zu verbessern. Dabei ging es darum, Fragen rund um Taggeldversicherung, Risikovorsorge, Altersvorsorge und Einkommensteilung zu klären und die Situation betriebsindividuell zu optimieren. Die Kampagne arbeitete mit konkreten Fragen, denen sich jedes Bauernpaar stellen sollte: «Was passiert, wenn wir uns trennen?», «Was ist, wenn jemand verunfallt oder invalid wird?» oder «Was ist, wenn ich im Alter auch noch Pläne habe?». Herzstück war ein einfacher, anonymer Online-Selbstcheck und ein niederschwelliges kostenloses Beratungsangebot, um den individuellen Schutz zu verbessern. Bei den Webseitenbesuchen konnten die gesteckten Ziele weit übertroffen werden. Rund 22'000 Personen schauten sich diese an. Knapp 3000 Personen füllten den Selbstcheck aus. Dabei zeigte sich die grosse Vielfalt der einzelnen Situationen auf den verschiedenen Bauernbetrieben.
Die Erfahrungen im ersten Kampagnenjahr zeigten, dass sich heute viele Bauernbetriebe der Problematik bewusst sind und entsprechende Vorkehrungen getroffen haben. Nach wie vor gibt es aber Familien, bei denen noch Optimierungsbedarf besteht. Für die Fortsetzung der Kampagne ist es nun vorgesehen, die verschiedenen Themenbereiche rund um die soziale Absicherung abzugrenzen und einzeln in mehreren Etappen zu vertiefen. Den Start im Jahr 2023 soll das Thema Scheidung machen. Mit neuen Visuals und einem angepassten Selbstcheck sollen die Bauernfamilien auf die Probleme und finanziellen Konsequenzen bei fehlenden oder ungenügenden Vorbeugemassnahmen im Fall einer Trennung sensibilisiert werden. Die Praxis zeigt, dass eine gute Beratung fast immer Lösungen aufzeigen kann, um die negativen wirtschaftlichen Folgen im Fall einer Scheidung abzudämpfen.
Soziale Absicherung auf dem Landwirtschaftsbetrieb
Das Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof ist mit speziellen Herausforderungen verbunden. Das gilt insbesondere, was die Arbeitsbelastung und Mitarbeit von Familienmitgliedern anbelangt. Besonders die Frauen sind auf vielen Betrieben an zahlreichen Fronten gefordert. Oft sind die Bäuerinnen für die Direktvermarktung, Agrotourismus sowie die Buchhaltung zuständig oder sie arbeiten regelmässig im Stall oder auf dem Feld mit. Sie tragen meist die Hauptverantwortung für Haushalt und Kinderbetreuung. Zusätzlich gehen sie nicht selten einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nach. Die Frauen steuern also massgeblich zum Erfolg der meisten Landwirtschaftsbetriebe bei. Nach wie vor sind es in 90 Prozent der Fälle Männer, die einen elterlichen Hof übernehmen. Das gemeinsam erwirtschaftete Geld fliesst nach Abzug der laufenden Kosten oft wieder in den Betrieb. Wer keinen Lohn erhält, hat häufig einen ungenügenden Sozialversicherungsschutz. Im Fall einer Scheidung drohen grosse finanzielle Einbussen, wenn die Existenz des Betriebes nicht gefährdet sein soll. Die Möglichkeit, solche traurigen Schicksale zu vermeiden, bestehen heute bereits. Die Bedingung dafür ist, dass sich das Betriebsleiterpaar mit diesen Fragen auseinandersetzt und die verschiedenen Varianten bezogen auf ihre Situation prüft.
Rückfragen
Anne Challandes
Vizepräsidentin Schweizer Bauernverband
Präsidentin Schweizerischer Bäuerinnen- und Bauernverband
Mobile 079 396 30 04
Francis Egger
Stv. Direktor Schweizer Bauernverband
Leiter Departement Wirtschaft, Bildung und Internationales
Telefon 056 462 50 12
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