Hauptinhalt

Meine Bilanz

Standpunkt vom 22. Dezember 2023

Ein Jahr geht dem Ende entgegen und unweigerlich macht man eine Rückschau. War es ein gutes Jahr? Ein einfaches Ja oder Nein greift sicher zu kurz. Erfreulich ist, dass das Image der Schweizer Landwirtschaft gemäss einer aktuellen Umfrage des Bundesamts für Landwirtschaft sehr gut ist: 91 Prozent der Befragten halten sie für vertrauenswürdig. Grosse Zustimmung gab es auch bei «konsumentennah», «umweltgerecht» oder «unternehmerisch». Das widerspricht dem oft gezeichneten Bild in den Medien. Dort wird insbesondere die Arbeit des Bauernverbands als Interessensvertretungsorganisation häufig sehr kritisch beleuchtet. Doch offenbar kann die Bevölkerung das gut einordnen und beurteilt deswegen die Leistungen der Bauernfamilien nicht geringer. Das erleichtert mich sehr! Die Kritik am Bauernverband – und das ist schlussendlich auch eine gute Nachricht – kommt vor allem wegen unserer erfolgreichen Arbeit auf politischer Ebene zustande.

Und da waren wir dieses Jahr tatsächlich oft gut unterwegs. Am meisten freut mich, dass wir die Sparpläne auf Kosten der Bauernfamilien abwenden konnten. Diese leisten Jahr für Jahr mehr, ohne dass sie eine zusätzliche Entschädigung erhalten. Die bestellten Leistungen nicht mal mehr im gleichen Umfang zahlen zu wollen, das ist für mich eine Art von Zechprellerei. Es ist nicht zuletzt den guten Argumenten zu verdanken, dass das Parlament die Landwirtschaft verschonte.

Für mich eine gute Nachricht ist auch, dass es keinen Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative gibt. Natürlich wäre es verlockend gewesen mit einer guten Alternative eine Abstimmung zur vermeiden. Aber aufgrund des vorliegenden Gegenvorschlags und den Aussagen der Initianten hätte es nur zwei Varianten gegeben: Entweder ein Vorschlag mit einschneidenden Konsequenzen für die landwirtschaftliche Produktion oder die Initianten hätten die Initiative nicht zurückgezogen. Denn eines ist klar: Ihr Ziel ist nicht nur massiv mehr Fläche für die Biodiversität, sondern sie wollen diese auch im Richtplan als ökologische Infrastruktur fix geschützt festhalten.

Zum Schluss noch ein Punkt der meine Jahresbilanz stark trübt: Die gesunkenen landwirtschaftlichen Einkommen. Es ist nicht gelungen, die höheren Kosten in der Produktion vollumfänglich weiterzugeben, neue Auflagen führen zu zusätzlichen Mehrkosten und zusätzlich erbrachte Leistungen im Bereich Umwelt oder Tierwohl sind immer weniger entschädigt. Hier müssen wir im nächsten Jahr besonders aktiv sein. Die Detailhändler können – ebenso wie der Bund – nicht immer mehr verlangen, ohne dann auch den entsprechenden Mehrpreis zu zahlen. Wir brauchen Partner, auf die wir uns verlassen können!

Doch nun, liebe Bäuerinnen und Bauern, genug der Politik. Das Weihnachtfest und der Jahreswechsel stehen vor der Tür. Ich wünsche allen etwas geruhsamere Festtage im Kreis von Familie und Freunden sowie einen gelungenen Start in ein freudenreiches 2024!

Autor

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Weitere Beiträge zum Thema

SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 29-2024

22.07.24 | Bald findet der traditionelle 1. August-Brunch auf dem Bauernhof statt. Damit die 280 Betriebe viele Besucher haben, bewirbt der SBV den Anlass in den sozialen Medien kräftig.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Biodiversitätsfreundliche Zölle und Direktzahlungen

19.07.24 | Der Bundesrat hat die Auswirkung auf die Biodiversität von vier agrarpolitischen Instrumenten evaluiert: Grenzschutz, Versorgungssicherheitsbeiträge, Strukturverbesserungen und Absatz-förderung. Die Schlussfolgerung deckt sich mit jener des Bauernverbandes: Die Biodiversität wird durch die Abschaffung der Zölle und Versorgungssicherheitsbeiträge nicht verbessert; es braucht eine qualitative Optimierung der bestehenden Biodiversitätsförderung.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 28-2024

16.07.24 | Eine Arbeitsgruppe befasste sich mit der Raumplanungsverordnung. Diese muss aus Sicht der Landwirtschaft präzisiert werden. Der Entwurf wurde den Mitgliedorganisationen zur Vernehmlassung geschickt.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Biodiversitätsförderung ohne weiteren Verlust an Produktionsflächen

11.07.24 | Die Biodiversität und ihr Zustand ist Thema von aktuellen Diskussionen. An einer Medienkonferenz auf dem Bauernbetrieb von Reto Pfister im aargauischen Bözen machte der Schweizer Bauernverband zusammen mit Fachleuten eine Analyse der Situation. Er beleuchtete das noch vorhandene Potential zur weiteren Förderung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft ohne zusätzlichen Verlust an Flächen für die Lebensmittelproduktion. Fazit: Die Trendwende wurde vor 30 Jahren eingeläutet und zeigt Erfolge. Im Zentrum steht die Verbesserung der Qualität der bestehenden Flächen zur Förderung der Biodiversität.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 27-2024

08.07.24 | Die SBV interne Arbeitsgruppe zur Agrarpolitik 2030 befasste sich mit der Ausgestaltung des künftigen Direktzahlungssystems. Die Vorschläge werden nun in den Gremien zur Diskussion gestellt.

Mehr lesen
Stellungnahmen Umsetzung und Finanzierung für eine 13. AHV-Rente

01.07.24 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Umsetzung und Finanzierung für eine 13. AHV-Rente.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 26-2024

01.07.24 | Die Abstimmungskampagne gegen die extreme Biodiversitätsinitiative ist im vollen Gange. Zeige dass du gegen die Initiative bist, indem du dein Profilbild mit einem Nein-Banner versiehst.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Biodiversitätsinitiative fördert Importe von Essen, Strom und Holz

25.06.24 | Die Initianten der Biodiversitätsinitiative wollen zur Förderung der biologischen Vielfalt (viel) mehr Fläche unter Schutz stellen. Sie blenden aus, dass die Schweizer Bevölkerung auch auf Lebensmittel, Strom und Holz angewiesen ist. Je weniger wir davon in der Schweiz selbst bereitstellen, umso mehr Importe kommen ins Land. Der ökologische Gesamtnutzen lässt sich insbesondere dann verbessern, wenn der Fokus auf eine höhere Qualität und damit mehr Nutzen der heute bereits vorhandenen grossen Flächen für die Biodiversität gelegt wird.

Mehr lesen